In Litauen endet die Quadriga-Übung im „scharfen Schuss“. Deutschlands ranghöchster Offizier sagt, die Bundeswehr gehe konsequent den Weg in Richtung Kriegstüchtigkeit.
Generalinspekteur Carsten Breuer hat das in Litauen vor dem Abschluss stehende Bundeswehr-Manöver Quadriga 2024 als Signal einer glaubhaften Abschreckung bezeichnet. „Das Baltikum und damit unser Engagement in Litauen ist der Eckpfeiler des deutschen Beitrages zur Verteidigung der Nato-Ostflanke.
So wie die Alliierten während des Kalten Krieges für uns einstanden, so stehen wir heute für die Sicherheit und Freiheit unserer Partner ein – auf jedem Quadratzentimeter des Bündnisgebietes“, sagte Deutschlands ranghöchster Offizier der dpa in Vilnius. Er besucht heute die Schlussphase der Übungsserie, mit der gepanzerte Kampftruppen in Litauen die Verteidigung der Nato-Ostflanke trainieren.
Teile der 10. Panzerdivision der Bundeswehr üben nach einer Verlegung auf dem Seeweg, über Bahntransporte und in Straßenkonvois auf litauischen Truppenübungsplätzen das Gefecht bis hin zum scharfen Schuss. Dabei geht es auch um die Zusammenarbeit von Panzertruppen, Artillerie, Pionieren und Sanitätern. Die Männer und Frauen sollen zeigen, dass sie zur Verteidigung des Bündnisses bereit und fähig sind.
Signal auch an Deutsche: „Auf uns ist Verlass“
„Die Übung Quadriga sendet klare Signale: Ein Signal der Abschreckung an Russland. Ein Signal der Verlässlichkeit an unsere Alliierten, allen voran an Litauen“, sagte Breuer. Und: „Ein Signal aber auch an unsere deutsche Gesellschaft: Die Bundeswehr geht konsequent den Weg in Richtung Kriegstüchtigkeit. Wir haben verstanden. Auf uns ist Verlass.“
Die vor Monaten begonnene Übung Quadriga 2024 sei „die größte Übung der Bundeswehr seit Jahrzehnten“. Im Vordergrund stünden zwei Kernaufgaben, die die Bundeswehr in der Verteidigung des Bündnisgebietes in Europa bewältigen müsse. „Zum einen sind wir einer der größten Truppensteller für die Ostflanke der Nato, zum anderen ist Deutschland der logistische Dreh- und Angelpunkt auch für alliierte Streitkräfte in der Verteidigung Europas“, sagte der Generalinspekteur. „Beides muss geübt werden, alle Zahnräder müssen reibungslos ineinandergreifen: Heimatschutz, Verlegung und der Einsatz schlagkräftiger Truppenteile. So schrecken wir glaubhaft ab.“
Die Bundeswehr nutzt bei der Übung nach eigenen Angaben auch neu eingeführte Technologie, wie eine 3D-Lagekarte („Augmented Common Operational Picture“), die bessere Eindrücke von Relief und Geländebeschaffenheit des Gefechtsfeldes erlaube. So könne das taktische Lagebild zusätzlich zu den 2D-Karten verdichtet und detailgetreuer abgebildet werden.
Litauen-Brigade soll bis 2027 einsatzfähig sein
Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa hat die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband fest in Litauen zu stationieren. Die Brigade soll bis 2027 einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von etwa 4800 Soldaten sowie rund 200 zivilen Bundeswehrangehörigen. Das Vorkommando mit etwa 20 Soldaten war am 8. April in Litauen eingetroffen.
Zuletzt waren öffentlich Zweifel laut geworden, ob der Zeitplan für Ausrüstung und Infrastruktur steht. Der litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas hatte bei einem Besuch in Berlin gesagt, in diesem Jahr würden Verträge für den Bau der Infrastruktur unterzeichnet und noch im September werde mit dem Bau von ersten Wohnunterkünften für 500 deutsche Soldaten begonnen.