Religion: Ahmadiyya-Vorsitzender: „Wir müssen gute Demokraten sein“

Jedes Jahr trifft sich die Ahmadiyya-Gemeinschaft zur Friedenskonferenz. Zum Beginn des Treffens spricht der Vorsitzende auch über das politische Klima in Deutschland.

Zum Beginn des jährlichen Treffens der muslimischen Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat in Mendig hat deren Vorsitzender die Bedeutung von Glauben und Demokratie betont. Die Gemeinde hatte im Vorfeld geschrieben: „Unsere Scharia ist das Grundgesetz“. Auf dieses Motto angesprochen erklärte der Vorsitzende Abdullah Uwe Wagishauser, der Begriff werde missbraucht. „Es ist einfach der Glaubenskodex der Gläubigen“, sagte er. „Uns sagt die Scharia, dass in dem Land, in dem wir leben, unter dessen wohlbehütetem Dach wir leben, dass wir diesem Land gegenüber loyal zu sein haben. Also wir müssen gute Demokraten sein.“

Auch wenn die Gemeinde nach Angaben ihres Vorsitzenden unpolitisch ist, spielt das gesellschaftliche und politische Klima in Deutschland dort eine Rolle. „Wir sprechen auch mit der AfD“, sagte Wagishauser. Man müsse mit ihren Anhängern in den kritischen Diskurs gehen. „Man kann sie nicht einfach nur dämonisieren“, sagt er. „Natürlich gibt es aber auch Leute, mit denen kann man kaum noch sprechen.“ Ein demokratisch denkender Mensch mit einem Gefühl für Gerechtigkeit könne bei den Positionen der AfD nicht mitgehen.

Wagishauser sagte, die Welt befinde sich in einer Spirale Richtung Katastrophe und Richtung eines dritten Weltkrieges. „Wir haben Gott vergessen“, sagte er. Der Schöpfer sei heute aber noch genauso lebendig wie früher. 

Bei der Veranstaltung handelt es sich laut Sprecher um die bundesweit größte islamische Friedenskonferenz. Ziel des Treffens sei es, „die Nähe zu Gott zu erlangen“ und ihn zu bitten, seiner Schöpfung weiterzuhelfen, sagte der Bundesvorsitzende. Für drei Tage kommen die Muslime zu Gebeten und Ansprachen auf dem Flugplatz im rheinland-pfälzischen Mendig zusammen. 

Ein Höhepunkt der Konferenz sollte eigentlich die Ansprache des weltweiten Oberhaupts der Ahmadiyya-Bewegung, Kalif Mirza Masroor Ahmad, werden. Dieser musste die Reise aus gesundheitlichen Gründen allerdings absagen. Aufgrund der Absage rechnen die Veranstalter nun noch mit bis zu 40.000 Besucherinnen und Besuchern und nicht den eigentlich erhofften 50.000. 

Für das dreitägige Treffen wurden etwa 250 Zelte aufgebaut, größtenteils von Ehrenamtlichen. „Wir hatten so eine gute Atmosphäre vor dieser Veranstaltung“, sagte Wagishauser. Daher überlege man, auch nächstes Jahr wiederzukommen.