Auswandern: Wie sich Julia Prestia den Traum vom eigenen Hotel in der italienischen Provinz erfüllte

Julia Prestia hatte schon immer von einem idyllischen Hotel geträumt, von ihrem eigenen kleinen Paradies. Nach Jahren in der Londoner Finanzbranche hat die Wienerin nun alles auf eine Karte gesetzt. 

Wenn man etwas sucht, dann findet es einen früher oder später. Davon bin ich überzeugt. Dass wir damals unser Weingut in der zauberhaften Emilia-Romagna in Italien gefunden haben, wirkt beinahe wie ein Zufall. Und dennoch glaube ich, dass es so kommen musste, dass wir genau an diesem Ort landen mussten. 

Wenn ich so zurückdenke, habe ich eigentlich schon immer davon geträumt, irgendwann ein eigenes Hotel inmitten der Natur zu führen. Ein kleines, feines und sehr persönliches Boutique-Hotel, vielleicht mit eigener Landwirtschaft. Schon während meines Studiums und auch während meiner Zeit in der Finanzbranche in London habe ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt – aber es wirkte so weit weg. Ich hätte nicht gedacht, dass der Traum irgendwann Realität werden könnte.

Stattdessen habe ich nach dem Studium fast 20 Jahre lang in London gelebt, in der Finanzbranche gearbeitet und dort meinen italienischen Mann kennengelernt und vier wunderbare Kinder bekommen. Irgendwann war es dann doch an der Zeit, ernsthaft über einen Wechsel nachzudenken. Mein Mann hatte damals geschäftlich viel in der Gegend rund um Reggio Emilia zu tun gehabt, und an einem Wochenende haben wir das Ganze dann mit einem gemeinsamen Wochenende in der ländlichen Emilia-Romagna verbunden. Es sollte ein romantisches Wochenende zu zweit werden – und entwickelte sich letztlich zum Start unseres Traumes. Man muss dazu wissen: Eigentlich arbeiten wir immer, auch am Wochenende – und es macht uns wirklich auch ehrlich Spaß.

STERN PAID AirBnB Italien 13.56

Dort hat uns ein gemeinsamer Freund dann eben das Weingut vorgestellt – die Tenuta di Roncolo. 

Ein in der Gegend einzigartiges, historisches Anwesen. Damals im Besitz einer Familie, die dort gelebt hatte und es als Weingut führte, die aber einen Nachfolger suchte. Es lag brach und war heruntergekommen, aber wir haben sofort erkannt, welches Potenzial darin steckt und uns verliebt – in die Idylle der Emilia, das nachhaltige Weingut und die Möglichkeit, unseren Traum vom eigenen Boutique-Hotel in Italien zu realisieren. Also haben mein Mann und ich dann nach einigen Monaten der Planung und Überlegung beschlossen, das Anwesen zu kaufen.

Luxus-Hotel mit viel Persönlichkeit

In Italien gibt es viele schöne Ecken, aber ich finde, Roncolo ist ein wirklich besonderer Fleck mit einem unglaublichen Potenzial. Die Umgebung ist touristisch noch sehr unterentwickelt, man kann hier wirklich noch das authentische, unberührte Italien erleben. Das Anwesen war außerdem bereits von den Vorbesitzern komplett nachhaltig betrieben worden – ein Punkt, der mir auch sehr wichtig war. Wir haben uns also sehr bewusst entschieden, die Landwirtschaft auf unserem Anwesen im Sinne der Vorbesitzer weiterzuführen und Wein, Balsamessig und Olivenöl nachhaltig zu produzieren.

Roncolo

Aus dem sanierungsbedürftigen Herrenhaus und den anderen Gebäuden haben wir in den letzten Jahren das erste Luxushotel in Emilia geschaffen, das nun auch ein „Small Luxury Hotel“ geworden ist. Die Umwandlung der Wohnräume aus einer Privatresidenz in ein Hotel war eine große Herausforderung, an der wir sehr gewachsen sind. Ich habe jedes Detail selbst bestimmt, von der Planung des Umbaus, über die Einrichtung mit italienischem Mid-Century Design bis hin zur Dekoration. Im Relais Roncolo 1888 steckt also wirklich auch viel meiner eigenen Persönlichkeit.

Ich bin sehr naturverbunden und umweltbewusst. Die Tatsache, dass ich jetzt eine nachhaltige Landwirtschaft führen kann, bedeutet mir sehr viel. Wir versuchen außerdem auch, die umliegenden Produzenten mit einzubeziehen und bieten auch in unserem Restaurant in der Limonaia vor allem eigene und lokale Produkte an. Das Gut ist ein Fixpunkt in der Gegend, und diese Einbeziehung ist mir sehr wichtig. Aber genauso wichtig ist uns der persönliche Umgang mit unseren Gästen. Ich liebe es zu sehen, welche Emotionen dieses Paradies bei ihnen auslöst. 

Der Mut zu Träumen

Unsere Gäste suchen vor allem ein exklusives, verstecktes Juwel – ein einmaliges Erlebnis in der Natur, den stillen Luxus unseres Hauses, und natürlich die Erholung vom Alltag, in einer noch unentdeckten und authentischen Gegend Italiens. Wir haben sehr bewusst ein Luxushotel geschaffen, denn das hat hier in der Emilia noch gefehlt. Wir sind die Anlaufstelle für Gäste, die die Gegend kennenlernen und erleben möchten, die mit ihrem Food Valley und Motor Valley unglaublich viel zu bieten hat, oder natürlich einfach das Relais Roncolo genießen wollen.

Acht Tricks, woran Sie einen g… Gutes Restaurant? Si! 20.06

In Italien haben wir in Mailand ein neues Zuhause gefunden. Die Stadt und das ganze Land haben wirklich an jeder Ecke unheimlich viel zu bieten. Außerdem hatten wir wirklich wunderbare Freunde, die uns beim Neuanfang sehr geholfen haben. Vielleicht habe ich mich auch deshalb so sehr in Mailand verliebt. Die Stadt hat eine ganz besondere Energie, ist international, aber trotzdem noch mit genug Dolce Vita ausgestattet. Es gab immer schon eine große Kreativszene und viel Kunst und Architektur. Die Designer, die die Stadt prägen, haben mich auch maßgeblich bei der Gestaltung des Hotels inspiriert. Man kann sagen, Mailand war ein bisschen meine Muse. Die Schönheit der Stadt fällt dabei vor allem in den Details auf – es sind die Türklinken und die Eingänge, die immer wieder neue Schätze bereithalten.

Fast zehn Jahre, nachdem wir das erste Mal über den Wechsel nach Italien nachgedacht haben, sehe ich, dass wir etwas wirklich Schönes erschaffen haben. Ich habe erst neulich zu meinem Mann gesagt, dass ich immer wieder an den Moment denken muss, an dem wir das erste Mal dieses Weingut gesehen haben. Damals habe ich gesagt, vielleicht ist es jetzt an der Zeit, unseren Traum zu erfüllen. Und dann haben wir es einfach gemacht. Manchmal kann ich es selbst nicht glauben – aber ich bin unendlich froh, dass wir den Mut hatten, diese große und lebensverändernde Entscheidung zu treffen.