Das Wetter stellt die Bauern vor große Probleme. Bei der wichtigsten Getreideart verlaufen die Ernten enttäuschend. Bei einigen Sorten sind die Erträge jedoch überdurchschnittlich.
Es ist erneut ein schwieriges Erntejahr für Bauern in Nordrhein-Westfalen: Nach zu viel Regen sind die Erträge vielerorts eingebrochen. Beim Winterweizen, der wichtigsten Getreideart, liegt der Durchschnittsertrag mit etwa 7,1 Tonnen pro Hektar unter den Ergebnissen der vergangenen 30 Jahre. Das teilte die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) in Düsseldorf mit. „Was der Regeneration des Grundwassers und den vielfach ausgetrockneten Böden gutgetan hat, hat im Jahresverlauf enorme Herausforderungen für die Landwirtschaft gebracht“, sagte die Ministerin.
Die Niederschlagsmengen zwischen August 2023 und Juli 2024 lagen demnach fast 50 Prozent über dem langjährigen Mittel. Nach Angaben des Präsidenten der Landwirtschaftskammer NRW, Karl Werring, waren zum Zeitpunkt der Aussaat und Pflanzungen viele Ackerflächen zu nass und konnten nicht mit Traktoren befahren werden. Viele Pflanzen hätten nicht überlebt, weil sie im Winter unter Wasser standen. „Ertrag und Qualität sind eine Katastrophe“, sagte der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes, Bernhard Conzen.
Steigende Getreidepreise unwahrscheinlich
Mit steigenden Preisen müssen Verbraucher voraussichtlich jedoch nicht rechnen. Aktuell fallen die Getreidepreise laut Landwirtschaftskammer, da der Weltmarkt gut versorgt ist. Dabei sei vor allem die Ertragslage in den großen Exportnationen relevant, darunter Russland, die Ukraine, Nord- und Südamerika sowie Australien, hieß es. Die Ernte in NRW habe wenig Einfluss. „Keiner braucht Angst haben, dass er nicht satt wird“, sagte Werring.
Die Getreideernte ist weitgehend abgeschlossen. Laut Landesstatistikamt IT.NRW wurde im Bundesland 2024 auf 531.400 Hektar Getreide angebaut, Weizen auf 210.400 Hektar. 95 Prozent davon entfallen auf Winterweizen. Die Anbaufläche der Getreideart ist in diesem Jahr knapp 19 Prozent geringer als 2023, die Erträge 15 Prozent niedriger als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Auch bei Roggen, Gerste und Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen) sind die Ernten weniger ergiebig.
Besser lief es beim Sommergetreide, wo überdurchschnittlich hohe Erträge verzeichnet wurden. Weil auf vielen Ackerflächen kein Winterweizen eingesät werden konnte, waren diese im Frühjahr ersatzweise damit bestellt worden. Die Flächenanteile von Sommergetreide sind jedoch sehr gering.
Schwierige Erntesaison auch für Kartoffeln und Erdbeeren
Schwierig verlief wegen der nassen Witterung auch die bisherige Kartoffelernte. Schlechte Pflanzbedingungen und der hohe Krankheitsdruck durch Kraut- und Knollenfäule haben laut Landwirtschaftskammer zu teilweise erheblichen Ausfällen geführt. Verbraucher müssen sich deshalb auf höhere Preise einstellen.
Ein plötzlicher Kälteeinbruch in der letzten Aprilwoche hat auch für erhebliche Schäden im Obst- und Weinbau gesorgt. Bei Äpfeln hat sich die Erntemenge in NRW nach ersten Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. Die Erdbeerernte ist laut IT.NRW die geringste innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Besser sind die Aussichten für die Ernten bei Mais, Zuckerrüben und Spätkartoffeln, wie das Landwirtschaftsministerium mitteilte.
Die durch den Klimawandel bedingten häufigeren Extremwetterereignisse machen den Landwirten seit einigen Jahren immer stärker zu schaffen. Während es bei der aktuellen Ernte zu nass gewesen ist, waren die vergangenen Jahre für die Betriebe vielfach zu trocken und heiß.