Zweieinhalb Tage nach dem Untergang einer Luxusjacht vor Sizilien haben Taucher zwei der sechs Vermissten gefunden. Am frühen Mittwochnachmittag seien zwei Leichen entdeckt worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld der Rettungshelfer. Damit stieg die Zahl der Toten nach dem Unglück auf drei, nachdem eine Leiche bereits am Montag geborgen worden war. Vier Menschen werden weiterhin vermisst.
An dem in 50 Meter Tiefe liegenden Wrack der „Bayesian“ war am Mittwoch die Suche nach den sechs Vermissten fortgesetzt worden. Im Hafen von Porticello wurden Spezialtaucher seit den frühen Morgenstunden mit Booten zur Unglücksstelle gefahren, wie AFP-Reporter berichteten. Nach Angaben der Feuerwehr wurde auch eine Unterwasserdrohne eingesetzt. Die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu bergen, schwand jedoch von Stunde zu Stunde.
Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte 56 Meter lange Luxusjacht „Bayesian“ war in der Nacht zum Montag in der Nähe von Porticello vor der Küste Siziliens in einem Sturm gesunken. Ursache war eine Wasserhose, eine Art Tornado, über dem Meer. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Eine Leiche wurde noch am selben Tag geborgen, sechs Menschen wurden vermisst. Bei dem Toten handelt es sich Medienberichten zufolge um den Koch.
Die Identität der beiden entdeckten Leichen war zunächst unklar. Zu den Vermissten zählen der als „britischer Bill Gates“ bekannte Technologieunternehmer Mike Lynch und dessen 18-jährige Tochter Hannah. Auch ein hochrangiger Manager des Bankhauses Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, und dessen Frau Judy waren dem Versicherungsunternehmen Hiscox zufolge an Bord und werden vermisst.
Die Feuerwehr hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass die Taucher ins Innere der Jacht vorgedrungen seien, dass es sich aber um eine „lange und komplexe Operation“ handele. Vincenzo Zagarola von der Küstenwache sagte im italienischen Rundfunk, es sei „schwer vorstellbar“, dass die Suche glücklich enden werde.
Experten wiesen jedoch darauf hin, dass Luxusjachten wie die „Bayesian“ mit wasserdichten Luftkammern gebaut würden. „Es gibt Berichte von Überlebenden, die in solchen Luftkammern gefunden wurden“, erklärte der britische Ingenieur Jean-Baptiste Souppez in einem vom Science Media Centre veröffentlichten Beitrag. Er verwies auf den nigerianischen Segler Harrison Okene, der nach dem Kentern seines Schiffes 2013 fast drei Tage lang in einer derartigen Luftkammer gefangen war, bevor er gerettet werden konnte. „Ob sich in der ‚Bayesian‘ Lufttaschen gebildet haben, kann nicht vorhergesagt werden“, fügte Souppez hinzu.
Italienischen Medienberichten zufolge waren die Passagiere Gäste von Lynch. Der Unternehmer hatte demnach auf der Jacht seinen Freispruch im Prozess um einen Milliardenbetrug gefeiert.
Lynch war im Juni in den USA von Betrugsvorwürfen um den Verkauf seiner Software-Firma Autonomy an Hewlett-Packard freigesprochen worden. Ihm war vorgeworfen worden, Akten gefälscht und den Umsatz seines Unternehmens falsch angegeben zu haben. Die „Sunday Times“ schätzte das Vermögen des ehemaligen Regierungsberaters auf rund 587 Millionen Euro.