Die Taliban greift hart durch. Es gab tausende Festnahmen wegen unsittlicher Handlungen, Musikinstrumente wurden zerstört – fast 300 Männer wurden wegen fehlender Bärte entlassen.
Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 hat das radikal-islamistische Sittenministerium die Räumlichkeiten des aufgelösten Frauenministeriums in Kabul übernommen. Die Konsequenzen für Frauenrechte sind weitreichend: Verbote von Schulbesuchen, an ein Studium ist gar nicht mehr zu denken und die Vertretung der Vereinten Nationen in Afghanistan hat Fälle gemeldet, in denen Beamte des Ministeriums Frauen festnahmen, weil sie nicht ihrer Auslegung der islamischen Kleidung entsprachen. Doch die Auswirkungen betrafen nicht nur Frauen.
Weil sie sich keinen Bart wachsen lassen wollten, hat das afghanische Sittenministerium der radikal-islamischen Taliban 281 Sicherheitskräfte entlassen. Zudem seien im vergangenen Jahr über 13.000 Menschen in Afghanistan wegen „unsittlicher Handlungen“ festgenommen worden, teilte das Ministerium in Kabul mit. In seinem Jahresbericht gab die Behörde zugleich an, dass etwa die Hälfte der Festgenommenen nach 24 Stunden wieder freigelassen worden sei. Details zu den vorgeworfenen Vergehen oder zum Geschlecht der Inhaftierten wurden nicht genannt.
IV Kabul Drei Jahre nach Fall Klawitter 8:52
Die Sittenwächter der Taliban schotten sich ab
Während es zur Kultur – nicht nur afghanischer Hochzeiten – gehört, Musiker zur Untermalung von Feierlichkeiten zu buchen, widerspricht diese Tradition den Ansichten der Taliban. Mohibullah Mochlis, Direktor für Planung und Gesetzgebung des Ministeriums, erklärte auf einer Pressekonferenz, dass im vergangenen Jahr deshalb 21.328 Musikinstrumente durch die Taliban zerstört worden seien.
Nun hat die Taliban-Regierung dem UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Afghanistan die Einreise ins Land verboten. Richard Bennett sei bereits vor „mehreren Monaten“ über die Entscheidung informiert worden, dass er „nicht nach Afghanistan zurückkehren darf“. Diplomatischen Quellen zufolge verwies die Taliban-Regierung beim Erlass des Verbots darauf, dass sie kein Problem mit der Beobachtung und Berichterstattung über die Menschenrechtssituation, sondern vielmehr mit Bennett persönlich habe.