Eigentlich werden die Menschen immer älter – so die landläufige Meinung. Stimmt in Thüringen jedoch nur bedingt, ermittelten Statistiker.
Die Lebenserwartung der Thüringer geht leicht zurück. Heute geborene Mädchen könnten mit einem Alter von 82,6 Jahren rechnen, Jungen mit 76,8 Jahren, ermittelte das Statistische Landesamt in Erfurt. Die Lebenserwartung, die anhand der Sterbetafel im Zeitraum 2021 bis 2023 berechnet wurde, verringerte sich damit bei Mädchen und Jungen um einige Wochen. Dabei spielten nicht nur Veränderungen bei der allgemeinen Sterblichkeit, sondern auch ein statistischer Effekt eine Rolle. Die Bevölkerungszahlen seien mit dem Zensus 2022 – einer umfangreichen Datenerfassung – neu justiert worden.
Lebenserwartung niedriger als im Bundestrend
Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hätten ergeben, dass in Thüringen heute geborene Mädchen im Durchschnitt eine um 0,40 Jahre geringere Lebenserwartung haben als Mädchen im bundesweiten Durchschnitt. Bei neugeborenen Jungen betrage der Rückstand zum Bundestrend bei der Lebenserwartung sogar 1,4 Jahre. Der Abstand habe sich in den vergangenen Jahren allerdings leicht abgeschwächt.
Bei den einzelnen Altersgruppen der Thüringer zeigt sich nach den Angaben des Landesamtes eine differenzierte Entwicklung. Leicht steigend sei die Lebenserwartung bei Menschen mit einem vollendeten Alter von 80 Jahren. Männer könnten rein rechnerisch noch 7,6 Jahre vor sich haben, Frauen sogar 9,2 Jahre. Minimal gesunken sei hingegen die Lebenserwartung eines derzeit 65-jährigen Mannes, dem noch rechnerisch weitere 16,9 Jahre Lebenszeit blieben. Frauen in diesem Alter haben demnach rechnerisch Aussicht auf weitere 20,7 Jahre.
Prognose geht von sinkender Einwohnerzahl aus
Thüringen gehört nach einer Prognose der Bertelsmann Stiftung in den nächsten Jahren zu den Bundesländern mit dem stärksten Bevölkerungsschwund. Die Zahl der Einwohner im Freistaat werde zwischen 2020 und 2040 um 230.000 sinken – ein Rückgang von 10,9 Prozent auf 1,89 Millionen. Die einzelnen Regionen und Städte in Thüringen sind davon laut Stiftung unterschiedlich betroffen. Als relativ stabil schätzt sie die Entwicklung in den kreisfreien Städten Erfurt, Jena und Weimar ein. Verlierer seien die kleinen Kommunen mit 20.000 Einwohnern und weniger.
2022 hatte es in Thüringen nach Zahlen des Landesamtes jedoch einen Einwohnerzuwachs von 18.000 Menschen gegeben – vor allem durch Zuwanderung. Insgesamt leben im Freistaat derzeit rund 2,1 Millionen Menschen.