Herpes ist anhänglich. Wer einmal Bläschen an der Lippe hatte, kriegt sie nicht mehr los. Sie kommen immer wieder zurück. Zu verdanken haben wir das wohl den unartigen Menschen in der Bronzezeit – und der Erfindung des Knutschens.
Vor 5000 Jahren entdeckten die Menschen etwas, das die Welt verändern sollte: das Knutschen. Damals eine eher neue kulturelle Praktik. Und während die Menschen sich noch darin übten, die Lippen aufeinander abzustimmen, an nichts Schlimmes dachten, machte sich ein Virus bereit, die Welt zu erobern.
Lippenherpes entsteht durch eine Infektion mit Herpesviren. Bis zu 90 Prozent der Menschen in Deutschland tragen laut Schätzungen das Virus in sich. Als Folge können, müssen aber nicht, Bläschen auf und an der Lippe entstehen, die meist binnen weniger Tage verkrusten und abheilen. Wer einmal Lippenherpes bekommen hat, kann immer wieder von den leidigen Bläschen heimgesucht werden. Herpes ist bei direktem Kontakt leicht übertragbar – unter anderem durch Sex und Küssen.STERN PAID 29_22 Diagnose Krisenmanagement 8.35
Bronzezeit: Mit dem Knutschen kam das Herpes
1925, das ist das Jahr, das bisher mit den Anfängen von Herpes in Verbindung gebracht wurde. Zumindest stammten aus diesem Jahr die frühsten genetischen Daten. Bis jetzt. Wissenschaftler:innen der Universität Cambridge wollen nun aber herausgefunden haben, dass der HSV-1-Stamm des Herpesvirus weit älter ist, als bisher angenommen. Sie gehen davon aus, dass er bereits tausende Jahre früher entstanden ist, in der Bronzezeit.
Gestützt wird diese These von DNA-Proben, welche die Forschenden aus Überresten entnommen hatten. Dabei extrahierten sie virales Material aus Zahnwurzeln. Die älteste Probe ist 1500 Jahre alt und stammt von einem Mann, dessen Überreste in der russischen Uralregion gefunden wurden, eine weitere Probe stammt von einem jungen Erwachsenen aus dem späten 14. Jahrhundert. Anhand der gefundenen viralen DNA konnten sie dann eine geschätzte Zeitachse für die Evolution des Virus erstellen.AF_Was hilft gegen Herpes? 8.47
„Jede Primatenart hat eine Form von Herpes, sodass wir davon ausgehen, dass er bei uns vorkommt, seit unsere eigene Art Afrika verlassen hat“, so Christiana Scheib, Leiterin des Labors für antike DNA an der Universität Tartu. Dennoch sei vor etwa 5000 Jahren etwas geschehen, das diesem Herpesstamm ermöglicht habe, alle anderen zu überholen. „Möglicherweise eine Zunahme der Übertragungen, die mit Küssen in Verbindung stehen könnten“, meint sie.
Tatsächlich stammt das erste Dokument, in dem das Küssen erstmals erwähnt wird, aus Südasien und wird auf die Bronzezeit datiert. Gleichzeitig fand zu dieser Zeit auch die große Völkerwanderung aus Eurasien nach Europa statt. Diese könnte laut den Wissenschaftler:innen ein weiterer Beschleuniger der Herpes-Ausbreitung gewesen sein.
Quelle:Cambridge News, gesund.bund