Die Universitätsmedizin Göttingen hat Föten aus ihrer Sammlung beerdigt. Die menschlichen Überreste stammen aus den Jahren 1952 bis 1969 – und werfen noch immer Fragen auf.
14 Föten aus der Sammlung der Universitätsmedizin Göttingen sind begraben worden. Die Urne mit Föten, die aus den Jahren zwischen 1952 und 1969 stammen, wurden auf dem Parkfriedhof Junkerberg in Göttingen beigesetzt, wie eine Sprecherin der Universitätsmedizin mitteilte. Sie stammen demnach aus der in wissenschaftlichen Kreisen weltweit beachteten Blechschmidt-Sammlung. Weitere Beerdigungen sollen folgen, hieß es.
Wissenschaftler hatten zuvor zwischen August 2017 und Juli 2019 die Herkunft aller 430 vorgeburtlichen Präparate im Göttinger Zentrum Anatomie untersucht. Die Forscher um Michael Markert hatten daraufhin empfohlen, alle Embryonen und Föten auf ihre Verwendbarkeit für Forschung und Lehre zu überprüfen und gegebenenfalls zu beerdigen. Die Wissenschaftler halten es für nicht ausgeschlossen, dass die menschlichen Überreste der Sammlung aus Zwangsabtreibungen zur Zeit des Nationalsozialismus stammen.
Herkunft unklar
„Uns war es wichtig, möglichst alle Hintergründe zu den Embryonen und Föten zu erfahren“, sagte eine Sprecherin der Universitätsmedizin. Der Anatom Erich Blechschmidt, der von 1942 bis 1973 das damalige Anatomische Institut in Göttingen leitete und die Sammlung aufbaute, habe in seinen Publikationen nur wenige Angaben über die Herkunft der Präparate gemacht. Die Göttinger Tätigkeit von Blechschmidt fiel teilweise in die NS-Herrschaft von 1933 bis 1945.
Auf Basis der Ergebnisse der zweijährigen Forschung wurden am heutigen Zentrum Anatomie der Universitätsmedizin abschließende Recherchen zu den einzelnen Individuen durchgeführt, erklärte die Sprecherin. „Viele Embryonen und Föten haben in den letzten Jahrzehnten zum wissenschaftlichen Fortschritt einen wertvollen Beitrag geleistet“, sagte sie. „Nun möchten wir 14 dieser Menschen einen geschützten Raum zur Verfügung stellen, damit sie ihre letzte Ruhe finden.“