Zum Auftakt des Treffens der Demokraten in Chicago steht plötzlich Kamala Harris auf der Bühne, die den US-Präsidenten bewerben will. Biden dankt sie für seine „historische Führung“.
Auf dem Parteitag der Demokraten in Chicago treten schon am ersten Tag einige Parteigrößen auf – selbst die neue Präsidentschaftskandidatin überrascht mit einem ungeplanten Auftritt. Die amtierende US-Vizepräsidentin Kamala Harris nutzte die Gelegenheit, um die Delegierten auf den bevorstehenden Wahlkampf gegen ihren republikanischen Rivalen Donald Trump einzuschwören. „Lasst uns für die Ideale kämpfen, die uns am Herzen liegen, und lasst uns immer daran denken, wenn wir kämpfen, werden wir gewinnen“, rief Harris unter tosendem Applaus der Anwesenden.
Mit ihrem Überraschungsauftritt setzte Harris zum Auftakt des viertägigen Parteitags in Chicago ein Zeichen für den Zusammenhalt der Partei und die Entschlossenheit, im Kampf um das Weiße Haus alle Kräfte zu mobilisieren. Ihr kurzer Auftritt war ursprünglich nicht geplant, ihre Hauptrede wird Harris in der deutschen Nacht zum Freitag halten. PAID Vorab DNC Chicago 9.00
Joe Biden schwört die Demokraten auf Kamala Harris ein
An diesem ersten Abend ist dagegen Joe Biden der Hauptredner des ersten Tages. Es hätte seine Krönungsmesse werden sollen, dafür wird er mit Jubel empfangen. Minutenlang wurde am Montagabend (Ortszeit) „We love Joe!“ (auf Deutsch: „Wir lieben Joe!“) gerufen. „Ich liebe Euch“, sagte Biden.
Davon – und von der Begrüßung seiner Tochter Ashley – wird er sichtlich emotional. Bei der Begrüßung durch seine Tochter Ashley auf der Parteitagsbühne wischte sich der 81-Jährige die Augen. Die 43-Jährige hatte mit einer ebenfalls emotionalen Rede über ihre Kindheit und ihren Vater gesprochen. Sie bezeichnete ihn dabei als ihren „besten Freund“ und als einen „Kämpfer, der sein ganzes Leben lang unterschätzt wurde“. Joe Biden trat nach ihr ans Rednerpult und fasste sich ans Herz, während ihn der Saal bejubelte. „Ich liebe dich“, sagte er an seine Tochter gerichtet.
Dann schwor Biden die Demokratische Partei nach seinem Ausstieg aus dem Wahlkampf auf die neue Frontfrau ein. „Seid ihr bereit, Kamala Harris und Tim Walz zu wählen?“, rief Biden beim Parteitag der Demokraten in Chicago den Tausenden Delegierten zu. „Seid ihr bereit, für Freiheit zu stimmen?“ Er betonte: „Die besten Tage liegen nicht hinter uns, sondern vor uns.“ Seine Rede wurde immer wieder von Jubel unterbrochen.
Biden war im Juli aus dem Rennen um eine zweite Amtszeit ausgestiegen. Der Demokrat war wegen seines Alters und Zweifeln an seiner mentalen Fitness in der eigenen Partei massiv unter Druck geraten. Harris rückte nach und konnte in kurzer Zeit die Partei hinter sich versammeln. Walz ist ihr Vizepräsidentschaftskandidat.
„Die Zukunft ist hier“
Mit Hillary Clinton stand gleich am ersten Tag eine weitere prominente Demokratin auf der Bühne. Die frühere US-Außenministerin sieht die Nominierung von Harris als wegweisenden Schritt für das Land. Amerika sei kurz davor, die höchste und härteste gläserne Decke zu durchbrechen, sagte Clinton, die 2016 selbst als Präsidentschaftskandidatin angetreten war. „Wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte Amerikas“, sagte die 76-Jährige unter großem Jubel. „Die Zukunft ist hier.“
Harris will die erste Präsidentin der US-Geschichte werden. Hillary Clinton war 2016 die erste Präsidentschaftskandidatin einer der großen Parteien in den USA gewesen. Sie hatte damals Geschichte schreiben und als erste Frau auf den Chefsessel im Weißen Haus aufrücken wollen. Sie unterlag damals jedoch ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump, gegen den auch Harris nun im November antreten wird.
Clinton sagte über Trump: „Er macht sich über ihren Namen und ihr Lachen lustig – kommt mir bekannt vor.“ Sie argumentierte, der Kontrast der beiden Kandidaten könnte kaum größer sein. „Kamala kümmert sich um Kinder, Familien und Amerika. Donald kümmert sich nur um sich selbst.“ Harris kämpfe für die Menschen im Land. „Ich kenne ihr Herz und ihre Integrität.“
Die Ehefrau des Ex-US-Präsidenten Bill Clinton war von 1993 bis 2001 First Lady der Vereinigten Staaten. Später war sie Senatorin und Außenministerin unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama. Hillary Clinton wurde in Chicago geboren, wo der Parteitag stattfand.
Am Abend sollen noch Ex-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle auftreten, auch über einen Auftritt von Sängerin Beyoncé wird spekuliert. Mit „Freedom“ stiftete diese den ersten Song von Harris‘ Kampagne.