Personalausfälle sorgen immer wieder für Notbetreuung in vielen Kitas landesweit. Eine Auswertung zeigt: Erzieherinnen waren 2023 viel häufiger krank als der Durchschnitts-Arbeitnehmer – auch in NRW.
Ein überdurchschnittlich hoher Krankenstand bei Beschäftigten in Kitas belastet die angespannte Personalsituation in den Einrichtungen in NRW zusätzlich. Einer aktuellen Analyse von Krankenkassen-Daten zufolge waren Beschäftigte in der Kinderbetreuung an rund 30 Tagen im Jahr arbeitsunfähig. Im Durchschnitt aller anderen Berufsgruppen gab es nur etwa 20 Krankheitstage pro Person, wie die Bertelsmann-Stiftung und das Fachkräfte-Forum, in dem Fach- und Leitungskräfte der Branche organisiert sind, mitteilten.
Die Stiftung, die auch das Fachkräfte-Forum berät, stützt sich dabei im Wesentlichen auf Daten der DAK-Krankenkasse, bei der 12,2 Prozent der Beschäftigten in der Kinderbetreuung versichert seien. Auch der Stiftung vorliegende Zahlen anderer Krankenkassen bestätigten den Trend, hieß es weiter.
NRW liegt mit Krankenstand in Kitas knapp über Bundesdurchschnitt
Um die Ausfallzeiten durch Krankheit, Urlaub und Fortbildungen aufzufangen, bräuchte es laut Stiftung allein in Nordrhein-Westfalen knapp 20.000 zusätzliche Fachkräfte in Vollzeit. Kostenpunkt: knapp 1,2 Milliarden Euro jährlich, die die Personalsituation zumindest kurzfristig stabilisieren würden, wie die Stiftung vorrechnet.
Im Bundesländervergleich weicht Nordrhein-Westfalen mit 30,5 Fehltagen wegen Arbeitsunfähigkeit damit nur gering vom deutschlandweiten Durchschnitt von 29,6 Prozent ab.
Während in den ostdeutschen Ländern noch mehr Krankheitstage anfallen (34 sind es im Durchschnitt der Flächenländer), ist die Abweichung etwa in Baden-Württemberg mit 22,6 Fehltagen oder Bayern mit 23,8 Fehltagen weniger ausgeprägt, wenngleich dort auch insgesamt Arbeitnehmer seltener krankgeschrieben sind (jeweils etwas mehr als 17 Tage).
Experten warnen vor Absenkung der Qualitätsstandards
In Nordrhein-Westfalen klagen Träger allerdings angesichts gestiegener Löhne schon jetzt über eine Unterfinanzierung des Personals. Früheren Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung zufolge fehlen allein im bevölkerungsreichsten Bundesland fast 28.000 Fachkräfte.
Der Personalnot dürfe dabei nicht mit einem Absenken der pädagogischen Qualifizierungsstandards begegnet werden, mahnt das Fachkräfte-Forum: „Beschäftigte ohne ausreichende pädagogische Qualifikation müssen in der Arbeit mit den Kindern enger durch die vorhandenen Fachkräfte begleitet werden – was deren Zeit noch mehr beansprucht“, heißt es dazu in der Mitteilung.
Es brauche stattdessen eine gesetzlich verankerte und bundesweit standardisierte Finanzierung für Vertretungen durch qualifiziertes Personal für alle Ausfallzeiten, so die Forderung. Bisher fehle eine verlässliche Regelung dazu auch in Nordrhein-Westfalen, heißt es bei der Stiftung.