Nach dem Untergang einer Luxusjacht vor Sizilien mit mindestens einem Toten werden sechs Menschen weiter vermisst. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten nach dem Unglück in der Nacht zum Montag gerettet werden. Nach Angaben der Küstenwache geriet die vor der italienischen Mittelmeerinsel ankernde Jacht in einen Sturm, Medien berichteten von einer Wasserhose. Unter den Vermissten sind der britische Technologie-Unternehmer Mike Lynch und seine Tochter.
„Heute Morgen gegen 05.00 Uhr ist nach einem starken Sturm eine 56 Meter lange Jacht mit dem Namen ‚Bayesian‘ unter britischer Flagge in der Nähe von Porticello untergegangen“, teilte die italienische Küstenwache mit.
Porticello liegt rund 15 Kilometer östlich von Palermo. In der Nacht waren starker Wind und sintflutartige Regenfälle über das Gebiet hinweggezogen. Medienberichten zufolge wurde das Gebiet von einer Wasserhose getroffen, einem Wirbel aus Wasser und Wind über dem Meer.
An Bord der Jacht waren zwölf Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder. Zunächst wurden sieben Vermisste gemeldet – ein Crewmitglied und sechs Passagiere mit britischer, US- und kanadischer Nationalität. Eine Leiche wurde schließlich im Inneren der gesunkenen Jacht gefunden und geborgen.
Unter den Vermissten seien der britische Superreiche Lynch und dessen Tochter Hannah, sagte der Chef des italienischen Zivilschutzes, Salvo Cocina, der Nachrichtenagentur AFP. Italienische Medien berichteten, die übrigen Passagiere seien als Gäste des 59-Jährigen an Bord gewesen. Seine Ehefrau Angela Bacares konnte nach Angaben der Rettungskräfte gerettet werden und wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Lynch war im Juni in den USA von Betrugsvorwürfen um den Verkauf seiner Software-Firma Autonomy freigesprochen worden. Ihm war vorgeworfen worden, Akten gefälscht und den Umsatz seines Unternehmens falsch angegeben zu haben. Die „Sunday Times“ schätzte das Vermögen des ehemaligen Regierungsberaters auf rund 587 Millionen Euro.
Vor der Küste Siziliens konnten in der Nacht 15 Menschen gerettet werden, acht von ihnen wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Unter ihnen war Charlotte Golunski, eine 35-jährige Britin, die sich zusammen mit ihrem Ehemann, ihrer kleinen Tochter Sophia und Kollegen einer Londoner Firma an Bord der „Bayesian“ aufgehalten hatte.
Bei dem Unglück habe sie ihre einjährige Tochter „für zwei Sekunden“ im Wasser verloren, bevor sie sie packen konnte, schilderte sie der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. „Ich habe sie inmitten der tosenden Wellen fest in meine Arme genommen. Viele haben geschrien. Zum Glück war das Rettungsboot aufgeblasen und wir sind zu elft an Bord geklettert“, berichtete sie.
Bei ruhiger See und Sonnenschein suchten am Montag Taucher, Schiffe der Küstenwache und ein Hubschrauber nach den Vermissten. Das gesunkene Schiff lag in 50 Metern Tiefe am Meeresgrund. Medienberichten zufolge hatte die Luxusjacht rund 700 Meter vor dem Hafen von Porticello geankert.
„Wir waren als Erste vor Ort, um zu helfen, aber wir haben im Meer niemanden gefunden, nur Kissen und Reste vom Boot, wir haben sofort den Hafen informiert“, erzählte der Fischer Fabio Cefalù der Nachrichtenagentur AFP.
„Das Schiff war komplett beleuchtet. Um 04.30 Uhr morgens war es nicht mehr da“, zitierte Ansa einen anderen Augenzeugen. „Ein schönes Schiff, auf dem gefeiert wurde. Ein normaler Ferientag auf dem Meer ist zur Tragödie geworden“, fügte er hinzu.
Die „Bayesian“ wurde laut der Nachrichtenwebsite „TGCom24“ 2008 in der Toskana gebaut und 2020 überholt. Sie verfügte über einen 75 Meter hohen Mast aus Aluminium und eine Segelfläche von knapp 3000 Quadratmetern. In Online-Netzwerken veröffentlichte Fotos zeigten eine Jacht mit dunkelblauem Rumpf und hellem Holzdeck.