Görlitz ist ein gefragter Drehort für nationale und internationale Produktionen. Selbstbewusst nennt sich die Stadt sogar „Görliwood“. Inzwischen wird dort auch für Film und Fernsehen ausgebildet.
Görlitz möchte sich als Standort für die Aus- und Weiterbildung in Filmberufen stärker profilieren. Die seit 2022 existierende Sächsische Filmakademie in der Neißestadt hat dazu eine feste Trägerstruktur bekommen und wird künftig in Form einer GmbH geführt. „Ich freue mich sehr, dass wir so weit sind“, sagte der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu. Die Stadt habe eine lange Tradition in der Filmproduktion. Seit Jahren sei hartnäckig die Idee verfolgt worden, vor Ort auch dringend benötigte Fachkräfte für die Branche zu qualifizieren. Den Angaben zufolge betrifft das vor allem die Assistenz für Kamera und Licht, aber auch für Filmproduktion und -ausstattung.
Die ersten Kurse mit jeweils 10 bis 15 Teilnehmern sollen Anfang des kommenden Jahres beginnen, kündigte Grit Wißkirchen an. Sie hat am 1. August ihre Arbeit als Geschäftsführerin der Filmakademie aufgenommen. Mehrheitsgesellschafter ist die Allianz Deutscher Produzenten für Film und Fernsehen. Der bundesdeutsche Verband mit rund 370 Mitgliedsunternehmen engagiere sich erstmals bei einem regionalen Strukturprojekt für mehr Qualifizierung und Ausbildung, sagte der Sprecher des Gesamtvorstands, Björn Böhning. Die Filmakademie war vor zwei Jahren an der Hochschule Zittau/Görlitz gestartet. Sie ist nun an dem neu gegründeten Unternehmen als Gesellschafter beteiligt, ebenso wie die für Wirtschaftsförderung zuständige Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH.
Görlitz als Leuchtturm
Fachkräfte seien eine entscheidende Ressource, damit Produktion überhaupt stattfindet, sagte Böhning. Unterstützt von den sächsischen Produzenten Saxonia Media und Looks Film GmbH habe die Produktionsallianz eine strategische Entscheidung getroffen, um Görlitz als „Leuchtturm“ neben großen Standorten der Branche wie Berlin, Köln oder München zu entwickeln. Derzeit gebe es eine große Erwartungshaltung in der Branche. Die Bundesregierung plane für 2025 eine Filmreform, um den Standort Deutschland wieder konkurrenzfähig zu machen.
Seit den 1950er Jahren wurden in Görlitz Szenen für rund 120 Filme gedreht, darunter für „Inglourious Basterds“ in der Regie von Quentin Tarantino oder für Wes Andersons später Oscar-prämierte Produktion „The Grand Budapest Hotel“. Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze war in Spielfilmen schon Paris, New York, Berlin, München oder Frankfurt/Main. Stars wie Kate Winslet, Emma Thompson, Ralph Fiennes, Jeff Goldblum oder Jackie Chan standen dabei vor der Kamera. Die Folgen der ARD-Krimireihe „Wolfsland“ entstehen seit 2015 regelmäßig mit Yvonne Catterfeld und Götz Schubert in Görlitz.
Für Produktionsteams gibt es vor Ort eine separate Anlaufstelle. Die Stadt betreibt ein eigenes Filmbüro, das bei der Vorbereitung von Dreharbeiten unterstützt. Zudem hilft eine Online-Datenbank bei der Suche nach geeigneten Motiven und Locations in Görlitz und Umgebung.