Es ist ein großes Rock- und Popfestival, zu dem Tausende an den Störmthaler See in Leipzig strömen. Doch dann geraten zwei Gondeln eines Riesenrads in Brand. Es gibt mindestens 23 Verletzte.
Ausgelassen feiern Tausende Menschen beim Highfield-Festival bei Leipzig. Dann gerät das Riesenrad auf dem Gelände in Brand. Plötzlich stehen zwei Gondeln lichterloh in Flammen. Kurze Zeit später ist klar: Mindestens 23 Menschen werden bei dem Unglück nach Polizeiangaben verletzt.
Retter holen Menschen aus den Gondeln und verletzten sich dabei
Gegen 21.00 Uhr war am Samstagabend zunächst eine der 24 Gondeln des Riesenrads in Brand geraten. Dann griff das Feuer auf eine zweite Gondel über. Was genau in diesen Minuten geschah, untersuchen Ermittler. Vier Menschen erlitten laut Polizei Brandverletzungen, einer zog sich eine Sturzverletzung zu. Die anderen Verletzten, darunter Ersthelfer und auch mindestens vier Polizeibeamte, sollten im Krankenhaus auf eine mögliche Rauchgasvergiftung untersucht werden.
Zum Zustand der Verletzten sowie deren Alter und Geschlecht konnte die Polizei auch am Morgen noch keine konkreten Angaben machen. Auch die genaue Zahl der Verletzten sei nicht abschließend geklärt, sagte die Sprecherin.
Festivalbesucher: Plötzlich war es totenstill
Festivalbesucher Guido aus Köln berichtete in der Nacht, das Riesenrad sei plötzlich schneller gefahren. Die brennenden Gondeln hätten dann ganz oben gestanden. „Dann herrschte Totenstille“, schilderte der 58-Jährige. Die 40-jährige Stephanie aus dem sächsischen Werdau war besonders geschockt. Sie war nach eigenen Angaben nur wenige Minuten vor dem Brand noch selbst auf dem Riesenrad gewesen. „Wir haben irgendwie Plastik gerochen und dachten, das kommt vom Zeltplatz“, schilderte sie. Als sie dann die Flammen an den Gondeln sah, konnte sie kaum glauben, wie knapp sie davongekommen war. Das Festival wurde für rund zwei Stunden unterbrochen, dann ging die Show weiter.
Als es zum Brand kommt, steht Rapper Ski Aggu gerade auf der Bühne
Als die ersten Flammen sichtbar wurden, stand Rapper Ski Aggu auf der Bühne. In einer Instagram-Story schrieb der 26-Jährige kurze Zeit später: „Ich bin absolut bestürzt und schockiert über den Riesenradbrand während meiner Show auf dem Highfield. Mir wurde nur aufs Ohr gesagt, dass ich unter keinen Umständen die Show abbrechen, sondern zunächst mit euch im Dialog bleiben sollte, damit keine Massenpanik entsteht.“
Priorität sei gewesen, dass die Situation nicht weiter eskaliere, erklärte Ski Aggu. Das habe zum Glück auch funktioniert. „Danke, dass ihr alle so ruhig geblieben seid und dadurch eventuell Schlimmeres verhindert habt.“ Entscheidend dafür sei vor allem die Arbeit der Rettungskräfte gewesen, die schnell reagiert hätten. „Vielen Dank für euren Dienst!! Ich wünsche allen Betroffenen, dass es euch bald besser geht“, schrieb der Rapper aus Berlin, der mit bürgerlichem Namen August Jean Diederich heißt und dessen Markenzeichen eine Skibrille ist.
Bedrückte Stimmung nach dem Brand
Festivalbesucher Ricky, der aus dem Harz angereist war, zeigte sich nach dem Brand zunächst unschlüssig, ob die Konzerte weitergehen sollten. Der 27-Jährige empfand die Stimmung als gedrückt, lobte jedoch die Veranstalter: „Es gab klare Ansagen und wir wussten, was passiert ist.“
Auch Bastian aus Leipzig schilderte, die Rettungskräfte seien schnell vor Ort gewesen. Er hatte nach dem Vorfall das Gefühl, dass es viele Besucher nun zu ihren Zelten ziehe – und man eher dort den Abend ausklingen lassen wolle, um über das Erlebte zu reden, so der 33-Jährige.
Am Morgen danach, der Brandort ist weiträumig abgesperrt, schlendern die ersten Festivalgäste über das Gelände. Ein Brandexperte ist inzwischen eingetroffen. „Seit dem frühen Morgen ist der Experte auf dem Festivalgelände und hat mit seinen Untersuchungen begonnen“, sagt eine Polizeisprecherin.
Betreiber: Brand bei Fahrgastwechsel ausgebrochen
Auch der Betreiber des Riesenrades steht am Morgen neben dem Fahrgeschäft. Der Kunststoff einer Gondel ist komplett weggeschmort, übrig ist nur noch ein Gerippe aus Stahl. Zwei weitere Gondeln sind verrußt. Das Feuer sei beim Fahrgastwechsel entstanden, sagt Betreiber Sebastian Hannstein aus Bremen der Deutschen Presse-Agentur. „Meine Mitarbeiter sagten mir, dass keine Menschen in der Gondel saßen, als das Feuer ausbrach.“ Er sei schockiert und fassungslos. „Seit Generationen betreibt meine Familie Riesenräder. So etwas ist noch nie passiert“, betonte er.
Seine Mitarbeiter hätten geistesgegenwärtig reagiert, als sie die Flammen sahen, erläutert Hannstein. „Sie haben das Riesenrad beschleunigt und so die Evakuierung der anderen Gondeln beschleunigt.“ Wie viele Menschen beim Ausbruch des Feuers in den anderen Gondeln saßen, konnte der Betreiber nicht sagen.
Nach Angaben des Betreibers ist das Riesenrad 38 Meter hoch und hat 24 Gondeln. „Das Fahrgerät ist sieben Jahre alt. Das ist kein Alter für ein Riesenrad. Ich habe eines, das ist 30 Jahre alt.“