Steueroasen: Der große Millionärs-Exodus: Kann Europa seine Superreichen halten?

Verschärfte Steuerregelungen schicken superreiche Europäer gerade auf Wanderschaft. Niedrigsteuerländer wie die Schweiz, Zypern oder Malta bekommen im Wettbewerb um die reichen Ausländer aber Konkurrenz aus den Emiraten.

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Der Wettbewerb der Niedrigsteuerländer um superreiche Auswanderer verschärft sich. Während etwa Großbritannien eine bei Ausländern beliebte Steuerbegünstigung abgeschafft hat, wollen andere Länder Millionäre und Milliardäre weiterhin gezielt anlocken.

Besonders Zypern, Griechenland, Italien, Malta, Portugal und Spanien machen der Steueroase Schweiz seit einiger Zeit Konkurrenz. Trotzdem sind die Vereinigten Arabischen Emirate mittlerweile für viele attraktiver.

Europa bietet noch Steuervorteile

In Großbritannien hat die neue Labour-Regierung, die seit Juli im Amt ist, eine Steuerregelung abgeschafft, die vor allem vermögenden Ausländern zugute kam. Die sogenannte „Non-Dom“ galt seit 1799 und bedeutete, dass nur in Großbritannien verdientes Geld besteuert wird. Früher kam das Adligen zugute, die so Steuern auf ihre kolonialen Besitztümer umgingen. Seit der Änderung wird das globale Einkommen versteuert. Für Neuankömmlinge gelten allerdings vorübergehende Erleichterungen. Und dennoch sei eine eine Flut von Umzügen gemeldet worden, berichtet die britische „Financial Times“. Großbritannien ist damit nur ein Beispiel unter vielen: Seit Norwegen 2022 sein Vermögens- und Kapitalertragssteuersystem geändert hat, wandern stetig Superreiche in die Schweiz ab. Auch in Frankreich sollen viele Notfallpläne geschmiedet haben, sollte das neue Bündnis linker Parteien im Parlament Vermögen wieder stärker besteuern. 

Vermögende wollen durchs Auswandern höheren Ausgaben aus dem Weg gehen. Steuervorteile sind deshalb ein zentraler Faktor, wenn es darum geht reiche Ausländer anzulocken, die vor Ort deutlich höherpreisig konsumieren als der Durchschnittsbürger. 

Als Vorreiter gilt weiter die Schweiz. Vermögende Einzelpersonen treffen dort mit den lokalen Behörden individuelle Vereinbarungen über ihre Steuersätze. Doch nicht nur die Schweiz buhlt um die Gunst: Zypern und Malta besteuern keine ausländischen Dividenden. Griechenland und Italien haben maximale Pauschalsteuersätze von 100.000 Euro und 200.000 Euro pro Jahr. Italien hat die jährliche Pauschalsteuer auf das ausländische Einkommen neuer Einwohner allerdings erst kürzlich wie aus dem Nichts verdoppelt – auch um den Unmut Einheimischer über die Begünstigungen zu besänftigen.

Interview Finanzexperte, 21.00

„Exodus“ der Superreichen verstärkt sich

Diese Erhöhung kam allerdings nicht gut an, denn die wohlhabenden Auswanderer schätzen vor allem Stabilität – sowohl politisch, wirtschaftlich als auch bei ihren eigenen Steuern. Experten verweisen darauf, dass Veränderungen in der internationalen Finanzlandschaft im vergangenen Jahrzehnt viele verstärkt dazu bewegt haben, ihr Vermögen zu schützen.

„Früher blieben die Menschen in ihrem eigenen Land und versteckten ihr Geld in Steueroasen im Ausland“, sagte Pascal Saint-Amans, ehemaliger Leiter der Steuerabteilung der OECD der „Financial Times“. „Aber das Ende des Bankgeheimnisses und der zunehmende Informationsaustausch haben dazu geführt, dass man ein Land verlässt, wenn man dort keine Steuern zahlen will.“

Anthony Richardson, Anwalt bei Church Court Chambers in London, beobachtet daher einen verstärkten „Exodus“ von Millionären und Milliardären aus Großbritannien und anderen Ländern. Das habe auch mit der massiven Verschuldung vieler Staaten während der Pandemie zu tun, sagte er der „Financial Times“. „Sie sehen die Gefahr, dass ihr Vermögen als leicht verfügbares Bargeld angesehen wird“.

Superreiche aus Europa zieht es deshalb auch zunehmend in die Vereinigten Arabischen Emirate, insbesondere nach Dubai, zeigen Erhebungen von Henley & Partners, einem Beratungsunternehmen für Investitionsmigration. Dubai erhebt für Einzelpersonen gar keine Einkommens- oder Kapitalsteuern.