Ein Ingwer-Shot am Morgen vertreibt gesundheitlichen Kummer und Sorgen. Die Knolle wird als Allheilmittel gepriesen. Dabei kann der übermäßige Verzehr sogar kontraproduktiv sein.
Ingwer gilt als Superfood, als Wunderknolle gar. Ihm werden wunderbare Wirkkräfte nachgesagt. In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist er seit Jahrtausenden fester Bestandteil. Und auch im Westen setzen immer mehr Menschen auf die gesunde Knolle, die voller ätherischer Öle steckt wie Gingerol und Schogaol. Ingwer soll Kopfschmerzen lindern und Erkältungen entgegenwirken. Rumort es im Bauch, besänftigt er Magen und Darm. Selbst als Aphrodisiakum wird er genutzt. Die Liste der Einsatzgebiete ist lang. Und trotzdem raten Expert:innen, Ingwer nur in Maßen zu sich zu nehmen und eine Tagesdosis von vier bis fünf Gramm nicht zu überschreiten, erklärt Daniela Krehl. Sie ist Fachberaterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern. Ein zu großer Ingwerkonsum kann sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken, sogar gefährlich werden.
1. Wenn Ingwer auf den Magen schlägt
Verdauungsprobleme? Ingwer bringt die Digestion in Schwung, auch die Darmflora profitiert von der Knolle. Das sind die positiven Effekte. Allerdings verträgt nicht jeder Ingwer so gut, sogar gegenteilige Wirkungen sind möglich – Sodbrennen, Magenschmerzen, Blähungen, Durchfall. Das ist in einer Studie der University of Maryland nachzulesen. Auf hochkonzentrierte Ingwer-Varianten sollten vor allem Menschen, die einen empfindlichen Magen haben, verzichten. „Die Schärfe der Inhaltsstoffe stimulieren den Magen ungemein, wodurch die Magenschleimhaut angegriffen wird“, erklärt Johannes Georg Wechsler. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin sowie Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner. Mittelfristig könne das zu Magen-Darm-Beschwerden führen, weshalb Ingwer bestenfalls nicht kontinuierlich, sondern nur phasenweise zu sich genommen werden sollte.
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2. Ingwer, der Blutverdünner
Ingwer fördert die Durchblutung. Das ist super. Allerdings kann eben dieser positive Effekt zu einem negativen werden, beispielsweise während der Menstruation. Zwar soll Ingwer ein geeignetes Mittel gegen die Beschwerden sein, aber auch das Gegenteil ist möglich. Sowohl die Blutung als auch andere Beschwerden können durch den Ingwer-Verzehr verstärkt werden. Auch vor Operationen sollte aufgrund seiner blutverdünnenden Eigenschaften Abstand von Ingwer genommen werden. Zudem hat der Ingwer einen gerinnungshemmenden Effekt. Ingwer steht zwar im Ruf bei Schwangerschaftsübelkeit zu helfen, diskutiert wird aber auch, ob Ingwer möglicherweise vorzeitige Wehen auslösen kann. Ein eindeutiger wissenschaftlicher Beleg hierfür liegt allerdings noch nicht vor. Der Infoservice „Embryotox“ der Berliner Charité schreibt hierzu: „Mehrere klinische Studien mit über 900 Schwangeren ergaben keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungs- oder Abortrisiko.“ Ingwer könne in allen Phasen der Schwangerschaft in üblicher Dosierung eingenommen werden.
3. Ingwerkonsum während einer Erkältung
In Ingwer stecken Scharfstoffe. Die wirken zwar nicht ganz so intensiv wie Chili, aber auch Ingwer kann die Mundschleimhaut reizen, was unter anderem zu einem „Brennen“ führen kann. Auch wenn viele gerade während Erkältungen zu Ingwer-Tee greifen, da er schließlich gegen Husten und Schnupfen helfen soll, kann das kontraproduktiv sein. Denn Ingwer reizt die Schleimhäute noch mehr. Auch hochkonzentrierte Ingwer-Produkte sind in dem Fall keine Hilfe. Ein Bio-Ingwer muss in der Regel nicht geschält werden, wenn er zum Tee verarbeitet wird. Handelt es sich um Import-Ingwer, beispielsweise aus China, ist die Lage anders. „In diesem Fall können in den Schalen Schadstoffe wie Pestizide stecken, weshalb der Ingwer zwingend zu schälen ist“, erklärt Krehl
4. Die Galle zwickt
Auch die Galle reagiert auf Ingwer, sie bildet dann möglicherweise vermehrt Flüssigkeit. Wer zu Gallensteinen neigt, sollte die Wurzel daher nur mit Vorsicht genießen..Kaffee und Stuhlgang 13.57
5. Wechselwirkung von Ingwer mit Medikamenten
Ingwer wirkt, wie bereits erwähnt, gerinnungshemmend. Wer also Medikamente nimmt, die ebenfalls das Blut verdünnen, sollte nicht zusätzlich Ingwer einnehmen. Gleiches gilt für sogenannte 5HT3-Antagonisten wie Ondansetron. Das wird gegen Übelkeit eingesetzt und verhindert Erbrechen. Auch Ingwer werden solche Wirkungen nachgesagt. Möglich ist, dass durch eine Kombination von Ingwer und solchen Medikamenten, die Wirk-Effekte verstärkt werden – positiv wie negativ.
Quelle: Studie 1, Studie 2, Embryotox, Apotheken Umschau, mit Material der Dpa