Artenschutz und Klimaschutz gehören für Umweltminister Wolfram Günther zusammen. In den vergangenen fünf Jahren habe man die Trendwende eingeleitet, doch es bleibe noch viel zu tun, sagt der Minister.
Das Artensterben und der Verlust von Lebensräumen haben nach Einschätzung des sächsischen Umweltministers Wolfram Günther auch in Sachsen ein atemberaubendes Tempo erreicht. „Der Zustand ist bedrohlich. Bei den europäisch geschützten Biotopen und Arten sind heute mehr als die Hälfte der Lebensraumtypen und knapp die Hälfte der Arten stärker gefährdet als vor 15 Jahren. Das braucht eine Antwort“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Diese gebe man mit dem sächsischen Biodiversitätsprogramm. Das Ziel sei, die Trendwende bis 2030 zu erreichen. Bis 2050 sollen alle Schutzgüter günstige Erhaltungszustände aufweisen.
Günther: Die Trendwende ist eingeleitet
Schutz in isolierten, klar eingegrenzten Gebieten allein reiche nicht aus, um Verbesserungen zu erreichen, meinte Günther. „Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass Artenschutz in alle Flächennutzungen verankert werden muss.“ Man habe beim Schutz der Artenvielfalt die Trendwende eingeleitet und deutlich mehr Geld für den Naturschutz in die Hand genommen – „mehr Mittel für die Strukturen, mehr Mittel für die Fachinhalte, mehr Förderung der vielen Ehrenamtlichen“.
Günther listete weitere Erfolge sächsischer Politik in den vergangenen fünf Jahren auf. „Wir haben im ganzen Land Flüsse renaturiert, wir haben Moore wiederhergestellt, wir haben eine Schippe draufgelegt beim Waldumbau. Wir fördern die Bewahrung unseres natürlichen Erbes, Flüsse, Streuobstwiesen, Hecken und so weiter.“ Zudem habe Sachsen in Dresden und im Erzgebirge zwei Naturschutzgroßprojekte gestartet. „An einem weiteren, dem Leipziger Auwald, sind wir dran. Und seit dieser Legislatur ist die Königsbrücker Heide Deutschlands erstes Wildnisgebiet.“
Artenschutz zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus
Der Minister ordnete die Bemühungen um Artenschutz in einen größeren Zusammenhang ein. „Wir brauchen Biodiversität für Lebensqualität und Wohlstand. Die abnehmende Zahl von Insekten etwa bedroht die Erträge in der Landwirtschaft. Und intakte, lebendige Auen dienen dem Hochwasserschutz und der Wasserverfügbarkeit. Artenschutz zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus. Artenschutz und Klimaschutz sind Wohlstandssicherung.“
Der Grünen-Politiker erinnerte an zahlreiche Schutzprogramme vor allem für die vom Aussterben bedrohten Arten wie Luchs, Feldhamster, Birkhuhn, den Wiesenknopf-Ameisenbläuling – eine Schmetterlingsart – oder die Flussperlmuschel. „Sie haben ihre Minimalziele, das Aussterben zu verhindern, erreicht. Aber sie benötigen noch mehrere weitere Jahre, um sich selbst tragende Populationen wiederherzustellen.“ Über neue Projekte werde man im Rahmen eines nationalen Wiederherstellungsplanes zur entsprechenden EU-Verordnung entscheiden, den die Mitgliedstaaten bis Ende 2026 erstellen müssten.
Intakte Moore werden als CO2-Speicher gebraucht
„Artensterben und Klimawandel hängen zusammen. Und beides bedroht unseren Wohlstand, unsere Gesundheit, unsere Ernährung. Das bekommt man nur gelöst, indem man Artenschutz und Klimaschutz verbindet“, sagte Günther. So sei die Wiederherstellung von Mooren sehr wichtig. „Intakte Moore speichern sehr viel CO2 und sie sind ein unglaublich vielseitiger Lebensraum.“
Generell sieht Günther im Freistaat eine hohe Akzeptanz für den Natur- und Artenschutz. „Für die Menschen in Sachsen stehen ihre Wälder, ihre Flüsse, ihre Natur ganz oben auf der Liste der Dinge, die ihnen wichtig sind.“ Im „Sachsen-Kompass“, einer Umfrage zum Status quo und zu Wünschen der Bevölkerung, wurde die Natur unlängst von 80 Prozent der Befragten als das wichtigste Gut eingestuft, ein Rekordwert.
Minister: Naturschutz ist kein Selbstläufer
Günther: „Umso wichtiger ist es, immer wieder klarzumachen, dass unsere Natur Schutz braucht. Das ist kein Selbstläufer.“ Es würden vermehrt Stimmen laut, dass man beim Klimaschutz das Tempo herausnehmen oder Naturschutz-Standards absenken solle. „Davor warne ich dringend. Wir können uns keine Rolle rückwärts leisten. Wer das fordert, legt die Axt an unseren Lebensstandard.“