Auf der Bahnverbindung der beiden größten deutschen Städte wird von Freitag an gebaut. Für Fahrgäste ist es die erste von zwei langen Sperrungen. Eine andere Baustelle ist schon geschlossen.
Die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg ist eine der meistbefahrenen im Land. Rund 30.000 Fahrgäste sind jeden Tag zwischen der Haupt- und der Hansestadt auf der Schiene unterwegs. Doch die Infrastruktur ist veraltet und soll umfassend saniert werden. Dafür wird die Verbindung zweimal für mehrere Monate unterbrochen. Die erste Sperrung beginnt an diesem Freitag. Was Fahrgäste nun wissen müssen.
Wie lange ist die Strecke gesperrt?
Die Bauarbeiten sollen von diesem Freitag bis zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember dauern. Rund vier Monate kommt es damit zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. „Unter anderem werden mehr als 74 Kilometer Gleise und 100 Weichen zwischen Wittenberge und Ludwigslust sowie zwischen Hamburg und Büchen und rund um Hagenow Land erneuert“, teilte die Bahn mit.
Was fährt während der Sperrung?
Die Fernzüge werden westlich über Stendal, Salzwedel, Uelzen und Lüneburg umgeleitet. Die Fahrzeit verlängert sich damit um 45 Minuten. Weil diese Strecke zum Teil nur eingleisig befahrbar ist, fährt pro Stunde dann nur ein Fernzug zwischen den beiden größten deutschen Städten statt wie bisher zwei. Für Pendler zwischen Hamburg und Wittenberge wird ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, der auch über Ludwigslust führt. Die Verbindungen sind bereits in den Online-Fahrplänen eingearbeitet und können abgerufen werden.
Gibt es weitere Einschränkungen?
Ja. Ebenfalls ab Freitag wird auch zwischen Hamburg und Schwerin gebaut – bis zum 29. September. In dieser Zeit fahren dort keine ICE-Züge. Es gibt eine direkte Verbindung mit Ersatzbussen. Zudem fährt pro Tag ein Intercity über Lübeck.
Eine andere wichtige Schnellfahrtstrecke dagegen ist nun wieder frei: Für Reisende zwischen Köln und Frankfurt gibt es keine Einschränkungen mehr. Sie mussten wegen Bauarbeiten knapp vier Wochen lang mit Umleitungen zurechtkommen. Die Gleise und Weichen entlang der Strecke wurden erneuert. „Wir sind pünktlich fertig“, sagte der Chef des Bahn-Infrastrukturunternehmens DB InfraGO, Philipp Nagl, laut Mitteilung der Bahn. Demnach rollen alle ICE wieder uneingeschränkt. Die Haltepunkte in Siegburg/Bonn, Montabaur und Limburg Süd fährt die Bahn jetzt wieder an.
Ist das schon die Generalsanierung?
Nein. Mit der Generalsanierung bezeichnet die Bahn die umfassende Modernisierung von mehr als 40 vielbefahrenen Schienenkorridoren in Deutschland. Der Konzern und der Bund wollen auf diese Weise das veraltete Streckennetz zumindest zwischen den wichtigen Knotenpunkten nach und nach wieder fit machen und die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs steigern.
Die Sanierung des ersten Korridors auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim läuft bereits seit etwa einem Monat. Im kommenden Jahr ist dann vor allem die für den Güterverkehr wichtige Strecke Emmerich-Oberhausen dran sowie erneut die Strecke Hamburg-Berlin.
Von August 2025 bis April 2026 gibt es deshalb eine weitere Sperrung zwischen der Hanse- und der Hauptstadt. Gleise, Weichen, Oberleitungen, Leit- und Sicherungstechnik – alles soll während dieser fast neun Monate erneuert werden. Dafür soll die Strecke danach über Jahre hinweg baufrei bleiben und die Züge dort zuverlässiger fahren können als bisher.
Warum erledigt die Bahn die Arbeiten nicht gleichzeitig und sperrt nur einmal?
Weil die Strecke so alt ist, dass einige Arbeiten nicht mehr warten können. „Die Bauarbeiten im Jahr 2024 sind notwendig, damit Züge auch weiterhin mit voller Geschwindigkeit fahren können und es weniger Störungen an der Infrastruktur gibt“, heißt es in einer Präsentation der Deutschen Bahn. Der Konzern habe intensiv geprüft, ob die Baumaßnahmen nicht mit der Generalsanierung gebündelt werden können. Es müssen aber auch gesetzliche Fristen zur Instandhaltung eingehalten werden, was eine Verschiebung nach hinten unmöglich gemacht habe.
Warum setzt die Bahn auf Generalsanierungen?
Die Deutsche Bahn ist so unpünktlich unterwegs wie seit vielen Jahren nicht. Im ersten Halbjahr 2024 kam nahezu jeder dritte Fernzug zu spät. Der Konzern führt das vor allem auf die marode Infrastruktur zurück, in die seit Jahrzehnten zu wenig investiert wurde. Das will der Bund nun mit Milliardensummen nachholen. Mit jedem sanierten Hauptkorridor soll sich die Zuverlässigkeit im gesamten Bahnnetz nach und nach verbessern.
Für Fahrgäste bedeutet das zunächst zusätzliche Belastungen durch die baubedingten Sperrungen. Bis es spürbar besser wird, dürften zudem noch einige Jahre vergehen.