Mit Filmen wie „Eine Frau unter Einfluss“ oder „Gloria“ machte Regisseur John Cassavetes seine Frau zum Star. Gena Rowlands wurde zur Königin des Indie-Films. Jetzt ist sie mit 94 Jahren gestorben.
Blonde Haare, frostblaue Augen und ein verführerisches Lächeln: Gena Rowlands galt als Königin des amerikanischen Indie-Films. „Gena ist subtil, zart, sie ist ein Wunder. Sie ist direkt. Und unbeirrbar. Sie kann einfach alles“, schwärmte der 1989 verstorbene Regisseur John Cassavetes einmal. Mehr als drei Jahrzehnte waren die beiden verheiratet, Cassavetes war Rowlands Entdecker und größter Fan. Mit Erfolgsfilmen wie „Eine Frau unter Einfluss“ (1974) oder „Gloria“ (1980) machte er sie zum preisgekrönten und Oscar-nominierten Star. Jetzt ist Rowlands im Alter von 94 Jahren gestorben.
Die Künstleragentur WME, die Rowlands Sohn Nick Cassavetes vertritt, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Tod der Schauspielerin. Sie starb am Mittwoch im südkalifornischen Indian Wells, wie US-Medien berichteten.
Regisseur Nick Cassavetes (65) hatte im Juni mitgeteilt, dass seine Mutter seit einigen Jahren an Alzheimer leide. Er hatte Rowlands 2004 für das Liebesdrama „Wie ein einziger Tag“ („The Notebook“) vor die Kamera geholt. In der Bestseller-Verfilmung spielte sie eine an Alzheimer leidende alte Dame namens Allie in einem Pflegeheim. Der Film schaut auf die junge Allie (Rachel McAdams) und ihre große Liebe Noah (Ryan Gosling) zurück.
Die seit 2012 mit dem Unternehmer Robert Forrest verheiratete Schauspielerin arbeitete bis ins hohe Alter. „Ich bin sehr froh, dass ich es bis zu diesem Alter geschafft habe“, sagte sie mit 84 Jahren der „Huffington Post“. „Wenn man es laut sagt, klingt es sehr alt. Und das ist es auch. Aber man kann immer noch viel Spaß haben.“
Die Familie der 1930 in Madison im nördlichen US-Bundesstaat Wisconsin geborenen Rowlands ist fest mit der Filmbranche verbunden. Ihre Mutter Lady Rowlands war ebenfalls Schauspielerin und beide Eltern unterstützten ihre beruflichen Pläne. Auch die drei Kinder von Rowlands und Cassavetes – Nick, Alexandra und Zoe – folgten ihren Eltern ins Filmgeschäft.
Sie liebe die Schauspielerei, denn damit „lebt man 100 Leben“, sagte Rowlands 2014 der „Los Angeles Times“. „Man muss nicht das ganze Leben nur mit sich selbst verbringen.“ Ihre Figuren waren immer extrem facettenreich – ob das Callgirl in „Gesichter“ (1968), dem ersten Cassavetes-Erfolg, die einsame Museumsangestellte Minerva in „Minnie und Moskowitz“ (1971), die Philosophieprofessorin für Woody Allen in „Eine andere Frau“ (1988) oder die Hollywood-Agentin für Jim Jarmusch in „Night on Earth“ (1991).
Dabei habe sie eigentlich nie an Filme, sondern immer nur ans Theater gedacht, sagte Rowlands. „Aber dann hat John angefangen, sich für Independent-Filme zu interessieren und alles hat sich verändert.“ Als sie sich auf der Schauspielschule in New York kennenlernen, ist es die große Liebe auf den ersten Blick zwischen Rowlands und Cassavetes. 1954 heiraten sie. So radikal unabhängig vom großen Geld – und den Zwängen – in Hollywood wollte der innovative Einzelgänger sein, dass das Paar Probleme hatte, die gemeinsamen Filme zu finanzieren. Oft mussten die beiden gemeinsam mit einigen Freunden in den USA Touren von Küste zu Küste unternehmen, um Kinobesitzer und Öffentlichkeit für ihre Projekte zu interessieren.
„Kino war unser Leben. Es waren wilde, intensive Jahre. Die besten meines Lebens.“ Der Schock als Cassavetes 1989 im Alter von 59 Jahren nach langer Krankheit starb, hielt lange an. Wie ein Zombie habe sie sich gefühlt, sagte Rowlands später. Fast zwei Jahre dauerte es, bis sie sich aufraffen konnte, wieder vor einer Kamera zu stehen. Im Nachhinein bereue sie nichts, sagte Rowlands einmal. „Ich hatte wahnsinnig viel Glück. Das hatte ich wirklich.“
Für ihre Rollen in den Erfolgsfilmen „Eine Frau unter Einfluss“ (1974) und „Gloria“ (1980), beide unter der Regie ihres Mannes, wurde sie jeweils für einen Oscar nominiert, ging aber leer aus. 2015 zollte die Filmakademie der damals 85-jährigen Schauspielerin mit einem Ehren-Oscar Anerkennung für ihr Lebenswerk.