Der bislang wohl heißeste Tag des Jahres ist mit heftigen Gewittern zu Ende gegangen. Besonders schwer trifft es den Landkreis Karlsruhe. Dort steigt das Wasser plötzlich und schnell.
Ralf Müller hat schon einige Hochwasser im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim erlebt, fuhr selbst bereits als Helfer mit dem Schlauchboot von Haus zu Haus. An ein vergleichbares Unwetter wie das, das sich am Dienstagabend über dem Ort ergießt, kann er sich aber nicht erinnern. „So etwas habe ich noch nie erlebt“. Innerhalb kürzester Zeit habe der kleine Fluss Saalbach die Straßen geflutet. „Wir hatten keine Möglichkeit etwas zu tun, wir müssen einfach zuschauen“, sagt er.
Auch im nahen Gondelsheim zeigt sich die Wucht der Wassermassen. Anwohner Volker Martin zeigt auf mehrere Schrammen in der Hauswand, über dem Garagentor. „Unser Nachbar hat einen großen Bus, einen Sprinter, da stehen gehabt – der ist hier entlang geschrammt und hat die ganze Hauswand zerkratzt.“ Auch weitere Autos seien durch die Straße geschwemmt worden. „Das ist schon erschreckend“, sagt Martin.
Feuerwehr im Großeinsatz
Nach dem heftigen Unwetter ist die Feuerwehr im Großeinsatz. „Die Feuerwehrkräfte werden den ganzen Tag mit dem Abpumpen der Keller, Unterführungen und Tiefgaragen beschäftigt sein“, sagte Pressesprecher Edgar Geißler.
Das Wasser habe sich zwar weitgehend zurückgezogen, jedoch liege vielerorts noch Schlamm in Häusern und auf Straßen. Außerdem müssten noch eine Menge Äste und Büsche entlang der Straßen, die durch die Wassermassen angeschwemmt worden waren, beseitigt werden. „Die Einsatzkräfte werden nun Straße für Straße durchgehen und das abarbeiten“, berichtete der Sprecher. Es handele sich nicht um zeitkritische Einsätze.
Weitere Unwetter am Mittwoch möglich
Am Nachmittag drohen in Teilen Baden-Württembergs erneut Gewitter und teils einzelne Unwetter. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kann es ab dem Nachmittag bis in die Nacht zum Donnerstag unwetterartig gewittern. Dabei sind lokal Starkregen mit bis zu 25 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in einer Stunde sowie Hagel und Sturmböen bis zu 80 Kilometern pro Stunde möglich.
Besonders betroffen sein werde wohl der Bereich von Oberschwaben bis zur Ostalb. Ein DWD-Sprecher schloss vereinzelt bis zu 40 Litern Regen pro Quadratmeter nicht aus.
Auf Wasserstände achten
Laut der Hochwasservorhersagezentrale sind bis in die Nacht zum Donnerstag aufgrund von lokal teils extrem heftigem Starkregen starke Wasserstandanstiege in den davon betroffenen Bächen und kleinen Flüssen möglich.
In bebauten Gebieten könne es beim Auftreten von Starkniederschlägen im Einzelfall zu örtlichen Überlastungen der Kanalisation und zu schnellen Überflutungen von Straßen, Kellern, Unterführungen und Tiefgaragen kommen. Auch außerorts sind Überflutungen von Straßen möglich.
„Absolutes Chaos“ in Gondelsheim – zwei Verletzte
In Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westlich von Karlsruhe, verletzte sich ein Helfer beim Transport von Sandsäcken. Ein Mensch zog sich bei einem Sturz eine Schulterprellung zu. Ein Feuerwehrsprecher berichtete am frühen Abend von weggespülten Autos. Es herrsche „absolutes Chaos“. Menschen hätten sich aus ihren vom Wasser eingeschlossenen Autos gemeldet, sagte ein Polizeisprecher. In Linkenheim-Hochstetten schlug ein Blitz in das Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses ein, das in Brand geriet. Die Feuerwehr löschte die Flammen.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) rettete zahlreiche Menschen aus Häusern und Autos. „Heute ist alles unterwegs, was Blaulicht hat“, sagte Einsatzleiter Timo Imhof.
Ungewöhnlich riesige Wassermengen und heißester Tag des Jahres
Nach Angaben der Hochwasserzentrale erreichte der über die Ufer getretene Fluss Saalbach am Pegel Bruchsal gegen 2.30 Uhr mit gut 2,13 Metern den höchsten Stand. Dieser lag demnach knapp über der Marke für ein sogenanntes 100-jährliches Hochwasser von 2,10 Metern. Die Altstadt des Stadtteils Heidelsheim wurde überflutet, auch in der Kernstadt Bruchsal gab es nach Angaben der Feuerwehr Überflutungen wie etwa von Unterführungen. Die Pegelstände sanken aber noch in der Nacht wieder.
Wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mitteilte, fielen zwischen 18.00 Uhr und 22.00 im Raum Bruchsal 91 Liter Regen pro Quadratmeter. „Das ist einer der höchsten Werte, die in Baden-Württemberg gemessen wurden.“ Dies sei schon ungewöhnlich.
Mit 36,3 Grad war am Dienstag in Waghäusel-Kirrlach im Landkreis Karlsruhe nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der bundesweit zweithöchste Wert gemessen worden. Auf Platz eins landete Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz mit 36,5 Grad. Damit war der Dienstag nach den vorläufigen Daten der bislang heißeste Tag des Jahres.