Nachtleben: Awareness-Teams unterstützen Feiernde – „sehr gute Maßnahme“

Heimlich verabreichte K.-o.-Tropfen sind ein Risiko im Nachtleben. In Gießener Clubs stehen Awareness-Teams für solche Fälle bereit. Sie unterstützen Betroffene auch dabei, Hilfe zu bekommen.

Ausgelassen und sicher das Nachtleben genießen – das wünschen sich Besucherinnen und Besucher von Clubs und Partys. In Gießen haben einige Clubs mittlerweile sogenannte Awareness-Teams, die für die Gäste da sind und bei Fragen, aber auch Notfällen Hilfestellungen geben können.

Friederike Stibane, Leiterin des Büros für Frauen und Gleichberechtigung der Stadt Gießen, spricht von einer „sehr, sehr guten Maßnahme“, die auch für mögliche Risiken wie K.-o.-Tropfen im Getränk sensibilisiere. Sie sei begeistert, wie gut die vor einiger Zeit ins Leben gerufenen Angebote angenommen würden, sagte Stibane. Clubbesuchern und Partygästen könne man nun guten Gewissens sagen: „Wenn Ihr feiern geht: Hier sind Leute, die passen auf Euch auf.“

Für Menschen, die sich in Awareness-Teams engagieren wollen, hält das Frauenbüro verschiedene Utensilien bereit, darunter Gutscheine für das Gießener Frauen-Nachttaxi, Teststreifen für K.-o.-Tropfen und laminierte Karten mit wichtigen Telefonnummern von medizinischen Anlaufstellen, Polizei und Beratungsstellen. Diese Utensilien seien bereits für rund ein Dutzend Clubs und Events abgerufen worden, sagte Stibane. Auch ein Verein habe sich gegründet.

Teams werden für schwierige Situationen geschult

Immer wieder komme es zu Übergriffen und auch zu Vergewaltigungen nach der versteckten Verabreichung von K.-o.-Tropfen, so Stibane. Es habe schon Kirmes-Veranstaltungen mit 20 bis 30 betroffenen Frauen in Gießen gegeben. Aber auch Männer würden gelegentlich zum Ziel nächtlicher Übergriffe, hier gehe es vor allem um Raubdelikte.

Neben den Utensilien vermittelt das Frauenbüro auch Schulungen. Die Teams sollten befähigt werden, nach möglichen Übergriffen die Polizei einzuschalten oder im Falle des Verdachts auf K.-o.-Tropfen die Betroffenen davon zu überzeugen, sich möglichst bald zu Urin-Tests ins Gießener Universitätsklinikum zu begeben. Die Substanz sei nämlich nur relativ kurz im Urin oder Blut der Betroffenen nachweisbar. Auch das Umfeld soll dafür sensibilisiert werden, die Betroffenen nicht allein zu lassen.

Außerdem könnten die Teams hilfreich sein, den Feiernden in einer für sie vielleicht problematischen oder aufwühlenden Situation etwas Ruhe zu verschaffen – deshalb enthalten die Kits auch Traubenzucker und Ohrstöpsel. Darin sind zudem sogenannte Spikeys enthalten, das sind Anti-Drogen-Flaschenverschlüsse, die das unerwünschte Einspritzen von Substanzen in Getränkeflaschen verhindern sollen.

Gießen mit zuletzt insgesamt rund 93.000 Einwohnern gilt gemessen an der Bevölkerungszahl als die Stadt mit den bundesweit meisten Studierenden.