Menschen fliehen vor den Flammen, Häuser verbrennen, Tiere kommen um: Starke Winde heizen die Brandherde nahe Athen an und treiben das Feuer voran – bisher unaufhaltsam.
Hunderte Feuerwehrleute haben am Dienstag den dritten Tag in Folge gegen die starken Waldbrände im Nordosten der griechischen Hauptstadt Athen angekämpft. Die Leiche einer etwa 60 Jahre alten Frau aus Moldau wurde Behördenangaben zufolge in einer ausgebrannten Fabrik in Halandri gefunden. Tausende Menschen mussten wegen der Flammen ihre Häuser verlassen.
Mindestens 66 Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums seit Ausbruch des Feuers am Sonntag wegen Verletzungen behandelt, auch fünf Feuerwehrleute wurden verletzt. Über weiten Teilen der Hauptstadt lag den zweiten Tag in Folge beißender Rauch. Wissenschaftler warnten vor einem alarmierenden Anstieg gefährlicher Partikel in der Luft.
Angefacht von starken Winden hat sich der stärkste Waldbrand des Jahres in Griechenland auf ausgedörrtem Gelände ausgebreitet und nach Angaben des Nationalen Observatoriums schon eine Fläche von 10.000 Hektar zerstört. Zahlreiche Gebäude und Autos sind verbrannt.
Ein Dutzend Häuse in Halandri abgebrannt
Der Bürgermeister von Halandri, Simos Roussos, sagte dem staatlichen Fernsehsender ERT, rund ein Dutzend Häuser seien abgebrannt. Auch Geschäfte, Gebrauchtwagenfirmen, Kohledepots und Farblager waren von dem Waldbrand betroffen. „Das Feuer hat 50 Kilometer zurückgelegt und zehn Mal die Richtung gewechselt“, sagte Roussos. Das Arbeitsministerium untersagte vorübergehend das Arbeiten im Freien, weil einige der abgebrannten Firmen giftige chemische Stoffe gelagert hatten.
Halandri mit rund 70.000 Einwohnern war am Montag teilweise evakuiert worden. Bei der tot aufgefundenen Frau handelte es sich mutmaßlich um das erste Todesopfer des Feuers, das in nordöstlichen Vororten von Athen – Nea Penteli, Palaia Penteli, Patima Halandriou und Vrilissia – wütet.
„Ich hätte nie gedacht, dass das Feuer hierher kommt“, sagte Sakis Morfis vor seinem verwüsteten Haus in Vrilissia. „Wir sind ohne Kleidung, ohne Geld, alles ist da drin verbrannt“, fügte der 65-Jährige hinzu.
Erfolge bei Brandbekämpfung in Griechenland
Feuerwehrsprecher Costas Tsigkas verkündete am Morgen im Sender ERT erste Erfolge bei der Brandbekämpfung. Die Bedingungen seien aber weiter nicht einfach. „Ab Mittag wird es Wind geben“ und „mit jeder Stunde, die vergeht, wird es schwieriger“, sagte er.
Für Dienstag wurden für Athen Temperaturen von bis zu 38 Grad und Windstärken von bis zu 39 Kilometern pro Stunde vorhergesagt.
Indes bekämpften rund 700 Feuerwehrleute, 200 Löschfahrzeuge und zwölf Flugzeuge weiter das Feuer, das am Sonntagnachmittag in Varnavas rund 35 Kilometer nordöstlich von Athen ausgebrochen war.
Löschwasser aus Hubschraubern
In Penteli warf ein Hubschrauber Löschwasser über einem brennenden Holzlager und mutmaßlichen Propangastanks ab. Anwohner flohen vor lauten Explosionen, die Gegenstände durch die Luft fliegen ließen.
Unterdessen wurden knapp 300 zusätzliche Feuerwehrleute sowie Hubschrauber, Löschfahrzeuge und Tanklaster aus Frankreich, Italien, Tschechien, Rumänien, Serbien und der Türkei erwartet. Athen hatte zuvor um Unterstützung und vor allem die Aktivierung des 2001 geschaffenen EU-Mechanismus gebeten.
Ob auch Deutschland Hilfe in die Region schickt, war zunächst noch unklar. Griechenland hatte unter anderem spezielle Löschflugzeuge, Hubschrauber und mehrere Einheiten zur Brandbekämpfung am Boden angefragt, wie das Bundesinnenministerium AFP mitteilte. Nordrhein-Westfalen habe daraufhin angeboten, eine seiner Löscheinheiten zu entsenden. Den Angaben zufolge stand eine Rückmeldung der griechischen Behörden noch aus.
Premierminister schweigt zu Waldbränden
Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis hatte am Sonntag seinen Urlaub abgebrochen und war in die Hauptstadt zurückgekehrt. Am Montag besuchte er das Katastrophenschutzministerium. Er äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den Bränden.
Die Feuer weckten in Griechenland Erinnerungen an die Katastrophe von 2018 im nahe Marathon gelegenen Küstenort Mati, bei der 104 Menschen starben, einige davon auf der Flucht vor den Flammen in ihren Autos.