Rechte Großmäuler wie Elon Musk berufen sich gern auf die Meinungsfreiheit. Richtet sich die Meinung aber gegen sie selbst, fangen sie an zu jammern.
Seit Jahren gibt es keine bequemere Position, als politisch Rechtsaußen zu stehen. Dort schreit man nach Meinungsfreiheit, beschneidet dabei ständig die Meinung anderer, besonders jener, die Kritik an Rechten üben. Elon Musk ist das beste Beispiel für diese selbstherrliche Stilisierung zum Freiheitskämpfer, der sich selbst gemütlich in der Opferrolle suhlt.
Rechte Kräfte inszenieren sich gern als Retter, was politisch funktioniert, solange es nicht viel zu verlieren gibt. Wenn Leib und Leben auf dem Spiel stehen, vertraut die meisten Menschen doch eher jenen, auf die sie sonst schimpfen. Das zeigte sich, als die AfD in den Hochzeiten von Corona in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Die meisten wissen eigentlich, dieses Protestgehabe der Rechten ist ein Zirkusspiel mit der Politik. Sobald wieder Normalität einkehrt und Raum ist für Risiko, spielen einige im diesem Zirkus wieder mit. Fairerweise sei erwähnt, dass die Parteien derzeit ausreichend Anlass für Protest liefern.
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Ja, ich gebe zu, ich bin gerade übermütig. So tickt das Ego von Verrückten wie mir, die ihr Wohlbefinden auch an den Lauf der Geschichte knüpfen. Der überraschende Dreh, der Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin der USA möglich machte, setzt Endorphine frei. Es heißt oft, wir dürften die Emotionen in der Politik nicht den Rechten überlassen, also teile ich meine Gefühle jetzt einfach. Auf politisch Interessierte wie mich wirkt die Kandidatin Harris nach Monaten des Biden-Frustes wie ein nicht mehr für möglich geglaubtes Tor in einem Fußballspiel: Gegen einen Wald von Unmöglichkeiten bahnt sich eine Frau ihren Weg. Ob sie gewinnt, ist momentan zweitrangig; es zählt, dass endlich wieder jemand da ist, der zeigt, wie Kräfte mobilisiert werden können.
Sie nennen ihr Gejammer „Kritik am Establishment“
An einem Team wie Trump und J.D. Vance lässt sich gut beobachten, dass Rechte häufig ein großes Maul haben und noch häufiger wenig dahinter. Es gehört zu den Schwächen der Demokraten auf beiden Seiten des großen Teichs, dieser Großmäuligkeit nichts entgegenzusetzen. Viele Demokraten scheinen derzeit zu stark an ihren eigenen Werten zweifeln – wohingegen die Rechtsaußenkräfte von der Wirkmacht dieser demokratischen Werte überzeugt sind, weshalb sie diese zersetzen wollen.
Als Mittel dafür wählen Politiker und Anhänger von Rechtsaußen mal den billigen Angriff und mal das Gejammer, nur nennen sie ihr Gejammer lieber „Kritik am Establishment“. Dabei sind sie selbst oft dieses Establishment. Es geht ihnen im Kern darum, ihre Eliten-Privilegien nach so vielen Jahrzehnten nicht zu verlieren. Sie wollen ihre Gewinne nicht teilen. In den USA beschimpfen sie Kamala folglich auch als Kommunistin.
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Rechte sind sich in ihrem Gejammer für nichts zu schade. Zuletzt beschimpften sie etwa die Drogeriekette Rossmann, weil diese sich die Freiheit nahm, Teslas aus dem Fuhrpark zu verbannen. Die Begründung: Warum sollte Rossmann die E-Autos von Elon Musk kaufen, wenn Musk mit Trump einen Klimaleugner unterstützt? Die Anhänger von Musk und Trumps klagen nun laut, Rossmann sei ein Gesinnungsunternehmen. Die Freiheit eines Unternehmers gilt nichts, wenn dieser nicht Musk heißt. So halten es die vermeintlichen Verteidiger der Meinungsfreiheit am schlechtesten aus, wenn jemand diese Meinungsfreiheit nutzt, um ihnen und ihresgleichen den Spiegel vorzuhalten. Was Rechte sich eigentlich wünschten, ist Beleidigungsfreiheit gegen ihre Feinde bei gleichzeitig Welpenschutz für sich selbst. Der ist hiermit offiziell aufgehoben!