Wandern und Trekking dürfte auch in diesem Sommer zu den beliebtesten Outdoor-Aktivitäten gehören. Wer kleinere Kinder im Gepäck hat, kann mit einer Kraxe die Nerven und den Rücken schonen. Praktische Tipps für den gemeinsamen Wanderspaß.
Es ist eine Crux. Und als Trekking-Fan und Vater von zwei Jungs (mittlerweile 4 und 7 Jahre alt) weiß ich, wovon ich spreche: Wer mit kleinen Kindern in die Berge will, hat mindestens ein schwer wiegendes Problem. Gelände gängige Buggys stoßen in den Bergen schnell an ihre Grenzen. Die Wanderwege sind (aus guten Gründen) nicht für Kinderkarren konzipiert. Laufen wollen die sonst so Energie geladenen Racker natürlich auch nicht. Jedenfalls nicht mehrere Stunden lang. Auch das ist irgendwie verständlich. Nun sind 15 Kilogramm Kind auf der Schulter nicht nur unhandlich, sondern auf die Dauer auch hochgradig ungesund. Mal abgesehen davon, dass meinem geschulterten Junior regelmäßig die noch lauffaulen Füßchen einschlafen. Auch das kann ja nicht im Sinne des Erfinders sein. Womit wir beim Thema dieses Artikels sind. Warum nicht eine Rückentrage entwickeln, in der Kinder mehrere Stunden lang stabil sitzen können und die zudem noch bequem auf der Hüfte von Mama oder Papa sitzt? Eine glänzende Idee und die Geburtsstunde der Kraxe, Kindertrage, Kiepe, Rückentrage oder wie auch immer man das beliebte Trekking-Multitalent nennen will. Für Eltern, die mit ihrem Nachwuchs auch abseits befestigter Wanderwege Bergluft schnuppern möchten, eine der praktischsten Erfindungen überhaupt.
Welche Kriterien beim Kauf einer Kraxe wichtig sind und warum einige Extras nicht fehlen sollten, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Komfort & Sicherheit: Was eine Kraxe leisten muss
Eine gute Kraxe sollte drei ganz grundsätzliche Dinge erfüllen.
Das Kind sollte bequem und sicher darin sitzen.Die Kindertrage sollte bequem auf der Hüfte des Trägers sitzen. Es sollte noch ausreichend Stauraum für Extras vorhanden sein.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Wanderrucksäcken sollte bei Kraxen nicht nur das Gepäckstück, sondern auch die „Fracht“ bequem sitzen. Sonst streikt über kurz oder lang erst das Kind und dann der Rücken. Oder umgekehrt. Damit der Nachwuchs komfortabel sitzt (oder schläft), ist es wichtig, dass der Sitz der Kraxe ohne großes Fummeln stufenlos auf die Größe des Kindes eingestellt werden kann (hier gibt’s ein besonders leichtes Modell von Deuter). Die Sitzfläche sollte weder zu schmal, noch zu breit und leicht gepolstert sein. Im Idealfall nimmt der zukünftige Passagier vor dem Kauf schon einmal Platz. Ähnlich wie bei Kindersitzen im Auto oder auf dem Fahrrad ist auch beim mobilen Trekking-Transport Sicherheit das oberste Gebot. Ohne Gurt geht gar nichts. In der Regel sind Kindertragen deshalb mit einem gepolsterten 4-Punkt-Gurt ausgestattet. Der sollte möglichst leicht zugänglich sein und so eingestellt werden, dass der Junior nicht unbemerkt mit den Armen aus den Gurten schlüpfen kann. Fußschlaufen oder Steigbügel zum Einhängen der Beine sind ein nettes Extra, aber kein Muss.
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Was sich bei Wandertouren des Autors mit Kind und Kraxe als sinnvoll erwiesen hat, ist ein Kinnpolster. Frische Luft und das permanente Schaukeln lassen bei den Knirpsen über kurz oder lang die Augen zufallen. Weil Mama oder Papa in der Regel leicht nach vorn gebeugt laufen, fällt das Köpfchen automatisch nach vorn sobald sich die müden Nackenmuskeln entspannen. Fehlt dort eine weiche Unterlage ist das nicht nur unbequem, die Kleinen reiben sich bei dem ständigen Auf und ab auf die Dauer auch das Kinn wund. Nun ist ein extra Kissen nicht nur unpraktisch, sondern auch schwer. Viele Hersteller bieten als Zubehör deshalb passende gepolsterte Überzieher für Kraxen an, sogenannte Kinnpolster. Die werden über das obere Rückenteil gestülpt und halten über einen integrierten Gummizug.
Passt, wackelt und hat Luft: Das ist beim Kraxen-Kauf wichtig
Sitzt der Junior komfortabel, ist auch die Laune meist passabel. Und das ist bei einer längeren Familientour in den Bergen schon mal die halbe Miete. Damit die Stimmung in der ganzen Sippe bis zur nächsten Hütte oder dem Tagesziel passt, sollte die Kraxe samt Inhalt auch für den Träger so angenehm und bequem wie möglich sitzen. Und hier ist ein Punkt ganz entscheidend. Das Tragesystem muss so konzipiert sein, dass die Hauptlast über den Hüftgurt auf die Hüfte und den Beckenkamm verteilt wird. Wichtig: Machen Sie sich deshalb vor der ersten Tour mit dem Gurtsystem vertraut oder lassen Sie sich das Prinzip von einem erfahrenen Trekking-Urlauber oder einem Fachverkäufer erklären. Ihre Schultern und vor allem der Rücken werden es Ihnen danken. Mindestens genauso wichtig: ein mit wenigen Handgriffen verstellbares Rückenteil (hier ist ein entsprechendes Modell von Salewa erhältlich). Damit kann die Kraxe leicht an die Rückenlänge von Mama, Papa, Oma oder Opa angepasst werden. Apropos leicht: Bei den meisten Kindertragen sorgt ein integriertes Alu-Gestell für die nötige Stabilität. Das erleichtert zudem das etwas knifflige und kraftaufwendige Schultern der Rückentrage.
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Nun will das geschulterte Kind auch in den Bergen noch unterhalten und angemessen verköstigt werden. Dazu kommt das häufig wechselhafte Wetter, auf das man ebenfalls eingerichtet sein sollte. Kurzum: Eine Rundum-Sorglos-Kraxe sollte auch ausreichend Stauraum für Proviant und andere nützliche Extras bieten. Das beginnt mit einem Regencover, das bei vielen Rückentragen schon inklusive ist. In manchen Fällen müssen Regenschutz und Sonnendach aber nachgekauft werden. Auch Sonnenschutzcreme und ein kleines Erste-Hilfe-Set gehören zur Grundausstattung beim Trekking und damit auch in die Kraxe. Dazu kommen dünne Regenbekleidung, eine Naschi-Box und ein Sonnenhütchen für die Rast auf der sonnigen Almhütte. Bedenken Sie beim Packen aber auch, dass jedes Extra-Gramm den Berg hinaufgetragen werden will. Und zwar von Ihnen.
Alter, Größe, Gewicht: Was sonst noch wichtig ist
Dass Säuglinge in einem Kinderwagen oder Tragetuch sicherer aufgehoben sind als in einer Kraxe, versteht sich von selbst. Ein konkretes Mindestalter für die erste Trekkingtour gibt es nicht. Als Faustregel gilt: Sobald das Kind sein Köpfchen allein zuverlässig halten und selbstständig und frei sitzen kann, steht einer Kraxen-Tour nichts im Weg. Je nach Entwicklung kann das schon im Alter von sieben Monaten der Fall sein. Ebenso verständlich dürfte sein, dass ein Schulkind seine Beine selbst in die Hand nehmen kann, anstatt sich auf Papas Rücken durch die Berge chauffieren zu lassen. Die meisten Hersteller geben als Obergrenze 20 bis maximal 25 Kilogramm Körpergewicht an (Hier gibt’s ein Einsteigermodell von Montis). Danach stoßen das Material, vor allem aber die Träger an die Grenze des Belastbaren. In der Regel können Kinder bis zu einem Alter von 3,5 Jahren bedenkenlos in Kraxen transportiert werden.
Ein letzter Tipp, der die Bergtour mit Kind und Kraxe noch etwas unbeschwerter macht. Ein Paar leichte Wanderstöcke (wie dieses Modell von Leki) hilft dem oder der Tragenden vor allem auf unbefestigten und steilen Pfaden. Selbst wer sonst lieber auf Stöcke verzichtet, sollte das beim Ausflug mit dem Nachwuchs zumindest einmal ausprobieren. Schaden kann es jedenfalls nicht.
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