Der Boox Palma ist ein E-Book-Reader im Smartphone-Format. Wie gut sich darauf lesen lässt und was der Mini-Reader sonst drauf hat, verrät der Test.
Wer morgens auf dem Weg ins Büro die Menschen in der U-Bahn beobachtet, der sieht vor allem eines: Kinder, Rentner, Teenager, Arbeiter und Business-Menschen, die eint, dass sie ihr Gesicht im Smartphone vergraben und wahlweise News lesen, Candy Crush spielen oder ihrem Crush schreiben. Ganz vereinzelt sieht der geneigte Beobachter noch Menschen, die kein Smartphone in der Hand halten, sondern ein Buch.
Das ist natürlich nicht besonders praktisch, denn ein ordentlicher Wälzer lässt sich nur schwerlich transportieren. Für all jene könnte der Boox Palma der E-Book-Reader der Wahl sein, denn im Vergleich zu Kindle & Co. ist dieser so groß wie ein Smartphone und passt damit ganz wunderbar in jede Hosen- oder Handtasche.
Das darf man vom Boox Palma nicht erwarten
Was nun natürlich nicht bedeutet, dass Sie mit dem E-Book-Reader telefonieren können. Zwar sieht der Boox Palma aus wie ein Smartphone, aber ihm fehlt ein Funkmodul, mit dem er sich theoretisch in ein Funknetz einklinken könnte. Und auch sein Display eignet sich nicht, um ihn als Smartphone zu nutzen, denn Boox spendiert seinem Mini-E-Book-Reader natürlich ein E-Ink-Display, damit das Lesen auf ihm möglichst augenschonend ist. Dazu später mehr.
Boox Palma Test: Verarbeitung und Gehäuse
Denn zuerst wollen wir uns seiner Verarbeitung und dem Gehäuse widmen. Der erste Eindruck enttäuscht etwas, denn der Boox Palma hüllt sich in einem rauen Plastikgehäuse, dessen Oberfläche wohl der Rauheit von Papier nachempfunden sein soll.
Im Vergleich zu einem iPhone 14 fühlt sich das etwas billig an, aber die beiden Geräte darf man auch nicht vergleichen, denn schließlich handelt es sich beim iPhone um ein absolutes Premium-Smartphone. Angenehmer fühlt sich der Boox Palma freilich an, wenn wir ihn in die Schutzhülle legen, die aus einem weichen Kunststoff gefertigt ist.
Das Boox Palma ist etwas größer als ein iPhone 14
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Ansonsten liegt der E-Book-Reader im Smartphone-Format angenehm in der Hand und ist mit 179 Gramm Gewicht nicht besonders schwer. Wichtig: Kleinere Hände könnten Probleme bekommen, den Boox Palma einhändig zu halten, denn dessen Maße sind mit 159 x 80 x 8 mm etwas größer als ein normales iPhone 14. Seine Bildschirmdiagonale beträgt 6,13 Zoll.
Buttons und Lautsprecher am Gehäuse
Am linken Gehäuserand befindet sich ein frei konfigurierbarer Button. Im Test haben wir ihn als „Zurück“-Schalter belegt. Etwas darüber liegt der microSD-Kartenslot, der eine Speicherkarte mit einer maximalen Größe von 2 Terabyte fasst. An der rechten Seite regulieren Sie die Lautstärke mit dem langen Knopf.
Der microSD-Kartenslot des Boox Palma schluckt eine Karte mit maximal 2 Terabyte Speicher
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Darüber befindet sich der Ein- und Ausschalter. An der unteren Gehäuseseite finden sich dann noch Lautsprecher und die USB-C-Buchse, über die der Boox Palma geladen wird. Was die Soundqualität der Boxen anbelangt, dürfen Sie keinen Hörgenuss erwarten. Sie sind zwar vergleichsweise laut, aber eben auch etwas blechern.
Boox Palma Test: Hardware
Im Inneren verrichtet ein Achtkern-Prozessor von Qualcomm seinen Dienst, namentlich der Adreno 610, der inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist. Vier seiner acht Kerne takten bei 1,8 Gigahertz (GHz), die anderen vier bei 2,02 GHz. Kurioserweise wollten weder GPU- noch CPU-Benchmark mit Geekbench 6 gelingen. Das Phänomen erlebten wir bereits beim Test des Boox Air Note 6. Wieso, weshalb, warum bleibt weiterhin ein Rätsel.
Immerhin gelang der Wildlife-Benchmark von 3D-Mark. Hier ergatterte der Boox Palma 384 Punkte und war damit schneller als zwei Prozent aller anderen Geräte, die diesen Benchmark absolvierten. Die Leistung des E-Book-Readers befindet sich also am untersten Ende der Nahrungskette. So wichtig ist das auch nicht, denn wegen des E-Ink-Displays wollen Sie keine Spiele auf dem Boox Palme spielen. So viel sei gesagt: Für den Gebrauch als E-Book-Reader reicht die Leistung des Prozessors allemal aus.
Leistungsexplosionen dürfen Sie nicht erwarten. Nur 384 Punkte sackte der Boox Palma im Benchmark ab
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Wichtiger ist der interne Speicher und der ist mit 128 Gigabyte (GB) Größe durchaus üppig vor dem Hintergrund, dass Sie größtenteils E-Books und PDF-Dateien auf dem Reader speichern werden. Wirklich voll dürften ihn nur die wenigstens Nutzer bekommen. Daneben gesellen sich noch 6 GB Arbeitsspeicher. Auch das reicht für einen E-Book-Reader vollkommen aus.
Was das WLAN-Modul anbelangt, sei noch gesagt, dass es sich dabei um ein WiFi-5-Modul handelt. Beim Speedtest in einem WiFi-6-Netzwerk mit 1000 Mbps Leitung erreichte der Boox Palma eine Download-Geschwindigkeit von 145,57 Mbps. Zum Vergleich: Ein iPhone 14 mit WiFi 6 erreicht im selben Netzwerk eine Download-Geschwindigkeit von 499 Mbps.
Kamera und Scan-Funktion
Besonders am Palma im Vergleich zu anderen E-Book-Readern ist dagegen seine Kamera. Die nutzen Sie natürlich nicht für Fotos, denn die schauen auf dem E-Ink-Display nicht besonders schön aus. Deshalb ist von Haus aus auch keine Kamera-App auf dem Boox Palma installiert. Warum Boox seinem Palma trotzdem eine Kamera spendiert? Weil Sie damit Dokumente scannen können. iPhone-Nutzer kennen diese Funktion bereits aus der Notizen-App des iPhones.
Im Test funktionierte das Scannen problemlos. Das gescannte Bild lässt sich im Anschluss bearbeiten, indem Sie beispielsweise einen Text auf dem Scan einfügen oder es zurechtschneiden. Falls Sie die gescannte Datei auf ein anderes Gerät übertragen wollen, können Sie auf den Boox Palma einen QR-Code erstellen lassen. Scannen Sie den Code mit der Kamera des iPhones, bekommen Sie einen Link zum Cloud-Speicher und können es auf Ihrem Smartphone abspeichern. Wenn Sie sich jetzt fragen, ob es nicht auch möglich sein muss, normale Fotos mit dem Boox Palma zu knipsen, dann sei Ihnen gesagt, dass das funktioniert.
Was mit Schwarzen Löchern passiert, wenn sie sterben, verrät die Geo, wie die Fotoqualität der Boox Palma ist, der stern
Über den Google Playstore müssen Sie dafür eine Kamera-App herunterladen. Im Test haben wir uns für die App „Kamera für Android“ entschieden. Fotos nimmt diese ohne Murren auf, die Linse des Boox Palme löst mit 16 Megapixeln auf. Zwei Probleme gibt es aber: Erstens braucht der E-Book-Reader ungewöhnlich lang, um den Focus vernünftig zu setzen und zweitens sehen Sie auf dem E-Ink-Display natürlich nicht auf Anhieb, ob das Bild gelungen ist. Für einen Schnappschuss reicht die Qualität der Linse aus, wenngleich die Farben sehr übersättigt wirken.
Boox Palma: Bedienbarkeit und Funktionen
Ebenso leicht ist es, Dateien vom Smartphone auf das Boox Palma zu bekommen. Am einfachsten geht das über die dazugehörige App „Boox Assistent“. Im Test haben wir in der App über den Reiter „Boox Drop“ zwei PDF-Dateien aus der iCloud mit dem Palma geteilt. Einmal vom iPhone hochgeladen waren beide Dateien auf dem E-Book-Reader vorhanden. Großartig bearbeiten ließen diese sich aber nicht. Dafür können Sie verschiedene Einstellungen vornehmen, um die Lesbarkeit zu verbessern. Wenn Sie gerne handschriftliche Notizen an den PDF-Dateien vornehmen wollen, ist das Boox Palma das falsche Gerät für Sie. Dafür eignet sich ein Paper-Tablet besser.
Im Dropdown-Menü lassen sich Lautstärke und Helligkeit regulieren
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Ansonsten arbeitet auf dem E-Book-Reader im Smartphone-Format eine angepasste Version von Android 11. Wer ein Android-Smartphone sein Eigen nennt, wird sich schnell zurechtfinden. Ein Wischen von der rechten oberen Ecke nach unten öffnet das Dropdown-Menü. Hier stellen Sie Helligkeit, Farbtemperatur oder die Lautstärke ein. Ansonsten können Sie im Dropdown-Menü auch eine Bildschirmaufzeichnung starten, einen Screenshot erstellen, Bluetooth oder WLAN ein- und ausschalten oder das Gerät stummschalten.
Logisch: In Den Systemeinstellungen aktualisieren Sie den E-Book-Reader. Und hier loggen Sie sich auch in Ihr Onyx-Konto ein, damit die Nutzung der „Boox Assistant“-App auf dem Smartphone reibungslos funktioniert. Empfehlenswert ist übrigens, die Tastatur zu ändern, denn die hauseigene Onyx-Tastatur auf dem Gerät war im Test durchaus ungewohnt. Da auf dem Boox-Palma Android 11 läuft, findet sich auf dem Gerät natürlich auch der Google Play Store. Hier können Sie die App „Gboard“ herunterladen und in den Einstellungen unter „Mehr Einstellungen“ und dann dem Reiter „Sprache und Input“ das Gboard auswählen. Dabei handelt es sich um die hauseigen Google-Tastatur, die für viele Nutzer angenehmer sein dürfte.
Boox Palma: Display
Kommen wir zum wichtigsten Element eines E-Book-Readers und zwar dem Display. Wie schon mehrfach erwähnt, handelt es sich hierbei um ein E-Ink-Display, welches keine Farben darstellt. Wer noch nie ein solches bedient hat, braucht etwas Eingewöhnungszeit, denn ein E-Ink-Display reagiert nicht so schnell, wie es das beispielsweise OLED-Displays moderner Smartphones tun. Wechseln Sie beispielsweise von der einen zur anderen App oder blättern Sie um, werden Sie immer den Wechsel von Schwarz auf Weiß bemerken. Das Boox Palma bildet hier keine Ausnahme. Ansonsten reagiert das Display flott und präzise.
Seine Auflösung beträgt 1648 x 824 Pixel, was Schriften glatt darstellt, wenn Sie aus einer normalen Entfernung auf dem E-Book-Reader lesen. Zoomen Sie mit einer Kamera besonders nah heran, erkennen Sie die Pixel dagegen schon. Und auch das ist völlig normal. Schön: In PDF-Dateien lassen sich natürlich Schärfe und Kontrast einstellen und natürlich können Sie auch Wasserzeichen ausblenden.
Mit dreifachem Zoom in der Ultra-Nahaufnahme erkennt man die einzelnen Pixel der Schrift. Mit bloßen Auge sind sie kaum zu erkennen
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Das Schöne an einem E-Ink-Display ist natürlich, dass es keine Hintergrundbeleuchtung braucht, weshalb es die Augen beim Lesen schont im Vergleich zu einem normalen LCD-Display. Falls das Umgebungslicht aber so stark sein sollte, dass Sie nichts auf dem E-Book-Reader erkennen, können Sie auch die Helligkeit am Boox Palma regulieren. Das funktioniert über das Dropdown-Menü.
Das Boox Palma verfügt auch über eine ordentliche Hintergrundbeleuchtung
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Apropos Lesen: Über den Playstore installieren Sie natürlich Ihre bevorzugte E-Book-App wie beispielsweise Kindle. Schade: Apple-User, die den Bookstore von Apple nutzen, haben leider keine Möglichkeit, ihre Bücher auf den Boox Palma zu bekommen. Über den hauseigenen Store von Onyx erhalten Sie nur kostenlose Klassiker. Natürlich können Sie mit dem Boox Palma auch im Internet surfen und News lesen, was wirklich angenehm mit dem E-Ink-Display ist. Was hingegen wenig Freude bereitet, ist, Videos auf dem Gerät zu schauen. Dafür sind die Boxen zu schwach und das Display ungeeignet.
Akku und Fazit
Was den Akku anbelangt, sollte das Boox Palma fünf bis sieben Tage durchhalten. Wir haben es fünf Tage getestet, gestartet mit einem Ladestand von 86 Prozent. Am Ende des Tests wies es einen Ladestand von 26 Prozent auf. Abschließend lässt sich sagen, dass das Boox Palma ein handlicher E-Book-Reader ist, der sich vor allem für Menschen eignet, die unterwegs viel lesen wollen, aber in der Regel keinen Platz für einen großen E-Book-Reader haben.
Leider ist die Rückseite aus etwas billig wirkendem Plastik gefertigt, was den Gesamteindruck schmälert. Leistungsexplosionen dürfen von der Hardware ebenfalls nicht erwartet werden und eine besondere Fotoqualität ist ebenfalls nicht drin. Dafür ist der Preis mit 300 Euro doch recht hoch, vor allem, wenn man bedenkt, dass größere E-Book-Reader wie der Kindle von Amazon 170 oder der tolino shine von Thalia 120 Euro kostet.
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