Notfall im Wasser: Wie Sie Ertrinkenden richtig helfen

Plötzlich geht eine Person im See einfach unter und dann? Was zu tun ist, wenn jemand ertrinkt und wie Sie Badeunfällen vorbeugen. 

An heißen Sommertagen kühlen sich viele Menschen in Seen und Flüssen ab, doch immer wieder enden Schwimmausflüge tödlich. Mindestens 378 Menschen sind 2023 in Deutschland laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ertrunken. Ein Großteil der Badetoten sind Männer. Dabei ertrinken nicht nur Nichtschwimmer. Wer sich überschätzt, Alkohol trinkt oder wenn der Kreislauf plötzlich schwächelt, sind Gewässer gefährliche Orte. Wenn Menschen ertrinken, sieht es anders aus als in Hollywood-Filmen. 

Woran erkenne ich, dass jemand ertrinkt?

„Ertrinken sieht oft nicht nach Ertrinken aus. Oft schwimmen die Leute noch ganz normal, dann sind sie plötzlich weg“, sagt Horst Auer, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bayern (DLRG) gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“. Ertrinkende schreien nicht um Hilfe oder schlagen wild um sich. Dafür fehlt ihnen die Kraft. Ertrinkende können sich höchstens 20 bis 60 Sekunden an der Wasseroberfläche halten, ehe die Kräfte ganz schwinden und sie untergehen, informiert die DLRG Ortsgruppe Ubstadt-Weiher.  

Anzeichen für Ertrinken:

Der Kopf taucht immer wieder unterDer Mund ist auf Höhe der Wasseroberfläche und häufiger darunterDie Arme sind seitlich ausgestreckt und paddeln hilflosDie Beine werden nicht benutztDie Atmung ist beschleunigtDie Person bewegt sich auf der StelleHaare hängen vor Augen und Stirn und werden nicht weggestrichenDer Blick ist leer und unfokussiert oder die Augen sind geschlossen

STERN PAID 29_23 Lebensmittelintoxikation Was tun, wenn es einen erwischt 15.49

Wie kann ich als Badegast helfen?

Wer vermutet, dass jemand im Wasser in Lebensgefahr ist, sollte umgehend den Rettungsdienst unter der Nummer 112 alarmieren. Auch Rettungsschwimmer vor Ort sollten schnellstmöglich informiert werden. Wichtig: Die Stelle im Wasser merken und den Rettern möglichst genau beschreiben.

Badegäste können der ertrinkenden Person schwimmfähige Gegenstände wie eine Schwimmweste oder einen Rettungsring zuwerfen. Aber auch ein Handtuch oder Kleidung ins Wasser zu werfen, kann sinnvoll sein, damit Rettungskräfte den Ertrinkenden zum Beispiel im Fließgewässer besser ausfindig machen können. Als Badegast können Sie den Ertrinkenden auch ansprechen und versuchen, ihn zu beruhigen.

Ertrinkende retten, sollten nur wirklich erfahrene Schwimmer. Ein Seepferdchen-Abzeichen alleine reicht nicht aus. „Die Grundregel lautet: Ihre eigene Gefährdung muss auszuschließen sein“, sagt Horst Auer von der DLRG Bayern gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“. „Ein Ertrinkender greift nach allem, was Halt verspricht. Versuchen Sie die Person erst zu beruhigen und bringen Sie sie dann ans Ufer“, so Auer weiter. Die Gefahr, dass der Ertrinkende den Retter umklammert und dadurch unter Wasser zieht, sei sonst groß. Beim Zurückschwimmen an Land ist es wichtig, dass der Kopf der zu rettenden Person über Wasser gehalten wird.

Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer beherrschen verschiedene Techniken, um Ertrinkende aus dem Wasser zu ziehen. Die einfachsten Griffe können auch Laien anwenden: Beim Kopfschlepp greifen die Retterinnen und Retter von hinten mit beiden Händen den Kopf des Ertrinkenden, ohne den Hals zu zudrücken. Beim Achselschleppgriff wird von hinten unter die Achseln gegriffen. Beide Personen befinden sich in Rückenlage. Das funktioniert aber nur, wenn die Retter gute Rückenschwimmer sind und der Ertrinkende ruhig ist.

Bilder Erste Hilfe

Was tun, wenn die Person ans Ufer gebracht wurde?

Bewusstsein prüfen: Ansprechen und sanft an den Schultern rüttelnAtmung überprüfen: Kopf überstrecken, maximal zehn Sekunden lang „hören, sehen, fühlen“Atmung ist normal: Person in stabile Seitenlage bringen. Atmung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes kontrollieren. Bei kühlen Außentemperaturen Person zudecken, um eine Unterkühlung zu vermeiden. Bei warmen Außentemperaturen den Betroffenen vor direkter Sonneneinstrahlung schützenKeine Atmung: Sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen, also Herzdruckmassage und Beatmung. Wiederholen, bis der Rettungsdienst eintrifft oder die Person Lebenszeichen zeigt

Wie kann ich Badeunfällen vorbeugen?

Die meisten Menschen ertrinken in Deutschland in Flüssen, Kanälen und Seen, denn di Strömungen in den Fließgewässern werden oft unterschätzt. „Mit Blick auf die nächste Badesaison ruft die DLRG dazu auf, diese Gewässer zu meiden und die Freizeit an bewachten Badestellen zu verbringen“, appellierte Ute Vogt, Präsidentin der DLRG bei der Vorstellung der Ertrunkenenstatistik für 2023.

Schwimmer sollten darauf achten, dass sie sich nicht selbst überschätzen. Wer schwimmen gehen will, sollte vor dem Sprung ins Gewässer auf Alkohol und andere Drogen verzichten. Wer sich unwohl fühlt oder anfängt, zu frieren, sollte das Wasser verlassen. Weite Strecken sollten nicht alleine geschwommen werden. Und: Eltern sollten ihre Kinder nicht aus den Augen lassen – Schwimmflügel alleine schützen nicht vor dem Ertrinken.

Quellen: DLRG Statistik,DLRG Ortsgruppe, Bayerischer Rundfunk,DRK, Malteser, Gesundheitsportal Österreich, DLRG Griffe