Nach den rechtsradikalen Ausschreitungen in Großbritannien haben am Wochenende erneut landesweit tausende Menschen gegen Rassismus protestiert. Die größte Kundgebung fand am Samstag in der nordirischen Hauptstadt Belfast statt, während in deren Umgebung ein weiterer Anschlag auf eine Moschee verübt wurde. Nach fast 800 Festnahmen im Zusammenhang mit den Krawallen kündigten die britischen Behörden ein weiterhin striktes Durchgreifen an. Premierminister Keir Starmer sagte Medienberichten zufolge seinen Urlaub ab.
In Belfast demonstrierten rund 5000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit. Die Polizei meldete einen Brandanschlag in der Nähe der nordirischen Hauptstadt: Demnach wurde ein Molotowcocktail auf eine Moschee in Newtonards geworfen. Der Sprengsatz explodierte nicht, wie die Polizei weiter mitteilte. Die Moschee sei mit rassistischen Sprüchen besprüht worden. „Wir behandeln den Vorfall als rassistisch motiviertes Hassverbrechen“, sagte ein Sprecher der Polizei.
In London versammelten sich tausende Menschen vor dem Sitz der einwanderungsfeindlichen Partei Reform UK des Brexit-Verfechters Nigel Farage. Einige hielten Plakate mit der Aufschrift „Nein zu Rassismus, nein zum Hass“. Die Demonstrierenden warfen Farage und der Partei vor, mit ihrer Rhetorik und der Verbreitung von Verschwörungsmythen gegen Migranten die gewalttätigen rechten Proteste der vergangenen beiden Wochen angestachelt zu haben.
„Ich halte ihn für schädlich und gefährlich“, sagte der 64-jährige Jeremy Snelling über Farage. Die 32-jährige Phoebe Sewell aus London erklärte, für nicht-weiße Menschen in Großbritannien sei es „sehr wichtig, uns weiße Briten zu sehen, die sagen: ‚Nein, wir tolerieren das nicht‘.“
Auch in Manchester und vielen weiteren englischen Städten sowie im schottischen Glasgow protestierten Tausende. Erstmals waren am Mittwoch tausende Menschen in den verschiedenen Landesteilen zu den Anti-Rassismus-Protesten zusammengekommen.
Auslöser der rechtsradikalen Ausschreitungen war ein Messerangriff in der nahe Liverpool gelegenen Küstenstadt Southport am 29. Juli, bei dem drei Kinder getötet und zehn weitere Menschen verletzt wurden. Danach kursierten zunächst Falschinformationen, denen zufolge es sich bei dem Angreifer um einen muslimischen Asylbewerber gehandelt habe.
Laut Polizei war der mutmaßliche Täter hingegen ein 17-Jähriger, der in Wales geboren wurde. Britischen Medien zufolge stammen die Eltern des Mannes aus Ruanda.
Bei den Ausschreitungen wurden unter anderem Moscheen und Flüchtlingsunterkünfte angegriffen. Die britische Polizei macht Anhänger der sogenannten English Defence League für die Gewalt verantwortlich. Die Anti-Islam-Organisation mit Verbindungen in die Hooligan-Szene wurde vor 15 Jahren gegründet.
Die britischen Behörden mobilisierten tausende Polizisten und gingen gegen die Randalierer vor. Bisher gab es fast 800 Festnahmen und etwa 300 Strafanzeigen. Mehrere Beteiligte wurden bereits verurteilt.
Hunderte weitere Verdächtige müssten sich bald der Justiz stellen, sagte der leitende Staatsanwalt für England und Wales, Stephen Parkinson. Die Justiz stehe vor einer „neuen Phase“ mit „härteren“ Fällen. In den schwerwiegendsten Fällen drohen Haftstrafen von bis zu zehn Jahren. „Es geht nicht um Rache, sondern um Gerechtigkeit“, wurde Parkinson in der „Sunday Times“ zitiert.
Premierminister Keir Starmer hatte ein weiterhin entschiedenes Vorgehen gegen rechtsextreme Unruhestifter angekündigt sowie eine harte Strafverfolgung. Britischen Medien zufolge sagte er angesichts der Lage seine Urlaubspläne für die kommende Woche ab.