Große Schäden richtete eine schwere Sturmflut im Oktober an Ostseedeichen an. Noch sind nicht alle Deiche wiederhergestellt. Der zuständige Minister ist optimistisch, die Opposition kritisiert ihn.
Nach der schweren Ostseesturmflut vom Oktober laufen weiterhin Reparaturarbeiten an beschädigten Regionaldeichen an der schleswig-holsteinischen Küste. „Die allermeisten Deiche werden vor Beginn der nächsten Sturmflutsaison in Stand gesetzt sein“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. „Im Regelfall sind sie in einem besseren Zustand als vorher und bieten ein deutliches Plus an Sicherheit.“ Es werde aber auch Fälle geben, in denen die Arbeiten bis in die Sturmflutsaison hinein reichten.
Die Sturmflut habe einige Defizite im Land aufgezeigt, sagte Goldschmidt. „Die Regionaldeiche haben den Gewalten des Meeres – im Gegensatz zu den Landesdeichen – an verschiedenen Stellen nicht standgehalten.“ Das Land habe nach der Sturmflut entschieden, einmalig 100 Prozent der Wiederherstellungskosten zu übernehmen. Für die Regionaldeiche sind die Wasser- und Bodenverbände zuständig.
Wasser richtete große Schäden an
Die schwere Oktobersturmflut im vergangenen Herbst hatte schwere Schäden angerichtet und deutliche Spuren hinterlassen. Dem Umweltministerium lagen insgesamt 49 Anträge mit einem voraussichtlichen Gesamtvolumen von gut 33,5 Millionen Euro vor. Davon sind 27 mit einem Gesamtvolumen von gut 19 Millionen Euro bereits bewilligt. Zwei Anträge wurden zurückgezogen, einer abgelehnt. 19 Anträge werden noch bearbeitet.
In einigen Fällen gehe es um Deichbereiche von nur wenigen hundert Metern, in anderen um Kilometer, sagte Goldschmidt. „Es kursiert seitdem ja die Schadenssumme von 200 Millionen Euro, darunter sind aber auch die Schäden an Jachten, Häusern und der touristischen Infrastruktur.“ Letztlich sei die Schadenssumme unterm Strich etwas geringer ausgefallen.
Plus an Sicherheit
Die sanierten Deiche böten ein deutliches Plus an Sicherheit, sagte Goldschmidt. „Die Deiche durften zwar nicht erhöht werden, aber sie durften in dem genehmigten Niveau hergerichtet werden. Örtlich mit der Zeit entstandene Setzungen der Deichkrone werden dabei bis auf die ursprüngliche Deichhöhe wieder aufgefüllt, was ebenfalls zu einer verbesserten Wehrfähigkeit führt.“
Wegen der Investitionen in die Ostseedeiche müssten die Menschen an der Nordsee aber keine Verzögerungen bei Deicharbeiten fürchten, sagte Goldschmidt. „Alles, was wir jetzt an der Ostsee machen, wird obendrauf kommen müssen. Es geht immer um zusätzliche Anstrengungen für die Ostsee und nicht um weniger für die Nordseeküste.“
Kritik der Opposition
Der Opposition reicht das Tempo der schwarz-grünen Landesregierung bei den Deichreparaturen an der Ostsee nicht aus. „Es ist erkennbar, dass nicht alle durch die Sturmflut 2023 beschädigten Deiche bis zum Beginn der nächsten „Sturmflutsaison“ ab Oktober vollständig instandgesetzt sein werden“, sagte der SPD-Küstenschutzpolitiker Thomas Hölck der dpa.“Wenn in dem Tempo bei der Landesregierung weitergearbeitet wird, wird mir bange, ob alle beantragten Maßnahmen im September rechtzeitig vor der Sturmflutsaison bereits umgesetzt sein können.“
Immer häufiger seien auch in Deutschland die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren, sagte Hölck. „Extreme Wetterereignisse wie hohe Sturmfluten werden auch Schleswig-Holstein häufiger erreichen.“ Die Landesregierung müsse das Tempo beim Küstenschutz an der Ostsee deutlich erhöhen.