Der Schauspieler findet soziales Engagement wichtig, hält seine Generation für relativ gut engagiert und plädiert für einen verpflichtenden Dienst für junge Menschen.
Walter Sittler (71) hält seine Generation keineswegs für faul. „Ich kenne genügend Menschen in meinem Alter, die sagen: Ich bin in Rente, aber das reicht mir nicht und ich kann auch nicht dauernd in die Sonne fahren“, sagte der Schauspieler der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Bei meinen Lesungen treffe ich haufenweise ältere Herrschaften, die in die Kindergärten gehen und vorlesen. Gar nichts mehr tun, nur noch in der Sonne liegen und sich alles bringen lassen – das ist doch total langweilig“, sagte Sittler.
Gesellschaftliches Engagement sei gerade in Krisenzeiten bedeutsam: „Ich halte es für extrem wichtig, weil wir alle verantwortlich sind für den Zustand der Gesellschaft, in der wir leben, ganz egal, ob man Kanzler, Bürgermeister, Metzger oder Taxifahrer ist.“
Speziell, wenn man wie seine Frau und er in diesem System gut zurande gekommen sei, „ist die Verpflichtung noch größer“, meint Sittler. „Meine Überzeugung ist: Wir sind da, um es uns gegenseitig leichter zu machen. Und nicht, um es uns schwerer zu machen.“Er selbst war jahrelang unter anderem Pate für das SOS-Kinderdorf in St. Petersburg, doch diese Hilfe habe man einstellen müssen, sagte Sittler: „Wir haben es nach Kriegsbeginn erst mal weiter unterstützt, bis man vor etwa anderthalb Jahren die Geldflüsse nicht mehr kontrollieren konnte und wir keinen Einblick mehr bekamen.“
Man habe nicht mehr gewusst, ob das Geld ankomme, deshalb sei die Hilfe beendet worden. „Das ist für die Einrichtung natürlich furchtbar, aber es wäre auch furchtbar, wenn das Geld nicht ankäme und bei irgendeinem korrupten Beamten landete. Jetzt geht es an ein SOS-Kinderdorf in Tadschikistan, wo ich allerdings noch nicht gewesen bin.“Sittler plädiert für eine Dienstpflicht für junge Erwachsene: „Ein verpflichtendes soziales Jahr oder vielleicht auch 14 Monate halte ich für äußerst sinnvoll. Wenn man 12 oder 13 Jahre in der Schule war, ist es gut, mal Realität zu atmen, egal wo. Wenn jemand gerne zum Militär möchte, bitte schön.“ Man werde wohl noch längere Zeit ohne Militär nicht auskommen.
„Und dass die Leute nach der Schule mal beim Roten Kreuz, im Kindergarten oder auf einem ökologischen Bauernhof arbeiten, wäre doch großartig, wenn jeder selbst entscheiden kann, was er oder sie tun will.“