Die Lage in Nahost droht zu eskalieren. Der ohnehin schon gebeutelte Gesundheitssektor im Libanon steht vor einer weiteren Herausforderung.
Aus Sorge über eine Eskalation im Nahen Osten Nahost bereiten sich Krankenhäuser im Libanon auf einen Ernstfall vor. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums haben die Krankenhäuser in dem wirtschaftlich gebeutelten Land einen Vorrat für rund vier Monate.
„Es gibt Bereiche, in denen wir eindeutig noch nicht so gut vorbereitet sind, wie wir gern wären“, sagte der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad der Deutschen Presse-Agentur. Darunter falle vor allem die mentale Gesundheit der Bevölkerung. Der alltägliche Stresszustand der Bevölkerung sei generell sehr angespannt.
Das habe sich in den letzten Tagen nochmal gesteigert: „Wenn die israelischen Kampfflugzeuge im Tiefflug über Beirut die Schallmauer durchbrechen, erinnert das die Bevölkerung an vorige Katastrophen: Den Bürgerkrieg oder die Hafenexplosion.“ Dabei komme zwar niemand physisch zu Schaden. Die Knallgeräusche – die oft wie riesige Explosionen klingen – weckten aber psychologische Traumata. Die Reaktionen der Menschen zeigten, mit welchen Angstzuständen sie zu kämpfen hätten.
Krankenhäuser haben „gerade genug“
Laut Abiad steht der Gesundheitssektor ohnehin schon unter Druck. Seit 2019 steckt das Land am Mittelmeer in der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Aufgrund der Krise hätten rund 30 Prozent der Ärzte und Krankenpfleger das Land bereits verlassen. Viele Krankenhäuser seien nur mit einem minimalen Vorrat ausgerüstet. „Manche von ihnen arbeiten mit dem Prinzip ‚gerade genug'“, so Abiad.
Hinzu komme, dass im Falle einer Eskalation auch die Häfen oder Flughäfen zum Ziel werden und außer Betrieb geraten könnten. Sollte es zu so einer Situation kommen, reichten die Vorräte des größten öffentlichen Krankenhauses im Libanon, dem Rafik-Hariri-Krankenhaus, für maximal zehn Tage. Sollten es mit Patienten überschwemmt werden, könnten die Vorräte schon nach wenigen Tagen zur Neige gehen, sagte Direktor Dschihad Saadeh der dpa.
Nach Israels Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in Beirut vergangene Woche hatte der Chef der Schiitenmiliz, Hassan Nasrallah, Vergeltung angekündigt. Es besteht die Befürchtung, dass die im Libanon tätige Hisbollah gemeinsam mit dem Iran einen Angriff auf Israel startet. Der Iran und die ebenfalls mit Teheran verbündete islamistische Hamas im Gazastreifen machen Israel auch für die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt verantwortlich. Israel hat dazu bislang öffentlich keine Stellung bezogen.