Angesichts einer geringen Auslastung des VW-Werks in Wolfsburg und einem sinkenden Absatz von E-Autos deutet sich ein Richtungsstreit zur Zukunft des Automobilstandorts Niedersachsen an.
Niedersachsens CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner sieht den Automobilstandort in dem Bundesland zunehmend unter Druck. „Es muss bei der Bundes- und der Landesregierung die Einsicht kommen, dass die Strategie zur Elektromobilität in der bisherigen Form gescheitert ist“, sagte Lechner mit Blick auf den Rückgang bei der Zulassung von E-Autos. Was es brauche, sei Technologieoffenheit „und kein Verbrennerverbot“.
Lechner sagte weiter, keine Mobilitätsform dürfe bevorzugt oder benachteiligt werden. Für viele Menschen werde das Auto auch in Zukunft unverzichtbar sein, egal, wie sehr der Schienen- und der Nahverkehr ausgebaut würden, argumentierte der Oppositionsführer.
Rot-Grün bekennt sich zur E-Mobilität
Die rot-grüne Landesregierung hatte zuvor bekräftigt, trotz einer zuletzt geringen Auslastung der Autowerke in Deutschland – auch bei Volkswagen in Wolfsburg – am Ziel des Umstiegs auf die E-Mobilität festzuhalten. Auch der Verkehrssektor müsse dazu beitragen, sich dem Klimawandel entgegenzustemmen, und das gehe nach bisherigen Erkenntnissen nur über die Elektromobilität, sagte eine Sprecherin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
In Niedersachsen werde daher weiter daran gearbeitet, das Ladenetz auszubauen. „Dieser Weg muss weiter beschritten werden“, sagte die Regierungssprecherin.
VW-Werk in Wolfsburg nur zur Hälfte ausgelastet
Das von Olaf Lies (SPD) geführte Wirtschaftsministerium erklärte, man wolle Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber der E-Mobilität zerstreuen. So gebe es zum Beispiel genügend öffentliche Ladesäulen, sodass diese nicht an jeder Garage entstehen müssten. „Ich glaube, das ist gar nicht nötig, dass wir unsere ganzen Einfahrten aufreißen und jeder einen eigenen Ladepunkt hat“, sagte ein Ministeriumssprecher. „Wir müssen nicht zu Hause laden.“
Einer Auswertung des Datenspezialisten Marklines für die Deutsche Presse-Agentur zufolge war das VW-Stammwerk in Wolfsburg im vergangenen Jahr nur rund zur Hälfte ausgelastet. Zudem ist der Absatz von Elektroautos in Deutschland in den vergangenen Monaten eingebrochen. Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte im VW-Konzern.