Vorwurf des Totschlags: Prozessauftakt um zerstückelte Leiche in Nordhorn

Es war ein schockierender Fund, den zwei Männer Mitte Februar in einem Kanal bei Nordhorn machten: In Tüten und Stoffsäcken fanden sie Leichenteile. Jetzt steht der Tatverdächtige vor Gericht.

Nach dem Fund einer zerstückelten Leiche in einem Kanal in Nordhorn muss sich der Tatverdächtige wegen Totschlags vor dem Landgericht Osnabrück verantworten. Der heute 55 Jahre alte Mann soll im Februar einen 51-Jährigen mit massiver Gewalteinwirkung tödlich verletzt haben. Auch die Lebensgefährtin des Angeklagten, eine heute 49 Jahre alte Frau, steht vor Gericht. Ihr wird unter anderem Beihilfe bei der Zerstücklung der Leiche vorgeworfen. 

Die Tat soll sich laut Anklage der Staatsanwaltschaft am 9. Februar in der Wohnung des angeklagten Ukrainers zugetragen haben. Im betrunkenen Zustand sei er in Streit mit dem späteren Opfer, einem 51 Jahre alten Mann, geraten. 

Unter anderem habe er mit einer Wodkaflasche mehrfach auf den ebenfalls betrunkenen 51-Jährigen eingeschlagen und ihm massive Verletzungen am Kopf und Oberkörper zugefügt. Hintergrund des Streits soll der Verdacht des Angeklagten gewesen sein, der 51-Jährige habe seine Lebensgefährtin belästigt.

Gemeinsam Leichnam zerstückelt

Beide Angeklagten sollen anschließend unter anderem mit einem Winkelschleifer die Leiche zerlegt und die in mehreren Tüten und Stoffe gewickelten Teile in den Ems-Vechte-Kanal in Nordhorn geworfen haben. Wegen des Zustands der Leiche habe die genaue Todesursache von der Rechtsmedizin nicht mehr sicher festgestellt werden können, sagte die Staatsanwältin.

Als Zeugen waren am ersten Verhandlungstag die Finder der Leichenteile und die Polizisten geladen, die als erste an dem Fundort waren. Ein 28 Jahre alter Mann und sein 53 Jahre alter Vater hatten am 17. Februar die Tüten mit den Leichenteilen und einen abgetrennten Unterschenkel gefunden. 

Tüten für Abfall gehalten

Der 28-Jährige berichtete, dass er an dem Samstag mit seiner Frau, seinen beiden kleinen Kindern und seinem Vater seinen Wagen in eine Werkstatt unweit der Fundstelle gebracht hatte. Während er auf das Auto wartete, seien sie an dem Kanal spazieren gegangen. Er habe die Tüten im Wasser am Ufer gesehen und gedacht, jemand habe Abfall in den Kanal geworfen. Weil er und sein Vater Angler seien, hätten sie den vermeintlichen Müll aus dem Gewässer ziehen wollen. 

Als der Vater einen vernähten länglichen Stoffgegenstand öffnete, sei ein Unterschenkel mit den Zehen herausgefallen. Daraufhin habe er die Polizei gerufen.

Sein 53 Jahre alter Vater schilderte, dass er sich mit seinem Sohn die Stelle am Kanal anschauen wollte, weil er demnächst auf Karpfen aus war und nach einer geeigneten Stelle Ausschau halten wollte. Die Tüten nahe dem Ufer seien schon von weitem zu sehen gewesen. Der erste Gedanke sei gewesen, dass dort jemand seinen Hausmüll entsorgt habe – das komme in Gewässern öfter vor.

Schwiegertochter und Kinder weggeschickt

Sein Sohn habe einen Gegenstand, der aussah wie ein Damenstrumpf, aus dem Wasser gezogen und gesagt, das sehe komisch aus, er glaube, das sei Fleisch. „Ich konnte schon sehen, das war ein Bein“, schilderte der 53-Jährige. Er habe sofort seine Schwiegertochter mit den beiden kleinen Kindern weggeschickt und zusammen mit seinem Sohn auf die Polizei gewartet.

Insgesamt hat das Gericht zehn Verhandlungstage bis Anfang November angesetzt. Beide Angeklagten erklärten über ihre Anwälte, sich im Verlauf der Hauptverhandlung äußern zu wollen.