Eine Sonderausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Wolgast öffnet ein faszinierendes Fenster in die Anfänge der pommerschen Geschichte. Bedeutende Leihgaben sind dafür zusammengetragen worden.
Eine Sonderausstellung mit Leihgaben aus Bamberg und Stettin führt im Stadtgeschichtlichen Museum Wolgast weit in die Vergangenheit Pommerns. Zu den Highlights der Schau zählen eine 900 Jahre alte Bischofsmütze (Mitra), die dem Missionar Otto von Bamberg zugeschrieben wird, sowie ein Schwert und Sporen aus dem 12. Jahrhundert. Sie stammen aus einem Grab auf der Insel Usedom und gehörten wohl einem zum Christentum bekehrten slawischen Fürsten, wie Museumsdirektor Stefan Rahde sagte.
Anlass für die Sonderschau auf 120 Quadratmetern Fläche ist, dass sich in diesem Jahr die erste Missionsreise Ottos von Bamberg (um 1060-1139) nach Pommern zum 900. Mal jährt. Auch ein in Gold gefasster und mit Edelsteinen besetzter menschlicher Unterkiefer, der Otto zugeschrieben und als Reliquie verehrt wird, ist nach Worten von Rahde zu sehen.
Leihgaben für die Sonderausstellung kommen demnach aus dem Diözesanmuseum Bamberg, von der Landesarchäologie Mecklenburg-Vorpommern und aus dem Muzeum Narodowe w Szczecinie in Polen. Nach der Ausstellungseröffnung am Mittwochabend soll die Schau von Donnerstag an bis zum 31. Oktober zu sehen sein.
Missionsreisen 1124 und 1128 nach Pommern
Zunächst hatte Bischof Otto von Bamberg 1124 im Einvernehmen mit Slawenfürst Wartislaw das heute in Polen liegende Pommern christianisiert, wie Rahde sagte. Bei einer zweiten Missionsreise 1128 sei dann das heutige Vorpommern an der Reihe gewesen. Dabei sei Otto auch in Wolgast gewesen. Der Bischof sei ein guter Diplomat gewesen und habe das Christentum ohne kriegerische Auseinandersetzung nach Pommern gebracht.
Der Bischof habe sich in eine Welt im Wandel begeben, umgeben von christlichen Ländern, die ihren Einflussbereich auf das Land am Meer auszudehnen versuchten, heißt es vom Museum weiter. Die überlieferten Geschichten von Ottos Missionsreisen und die Exponate erlaubten faszinierende Einblicke in die Glaubensvorstellungen und Lebensumstände der Menschen vor 900 Jahren auf beiden Seiten der Oder. Die Christianisierung markiert nach Rahdes Worten zugleich den Beginn des Herzogtums Pommern.