Es ist einer von bundesweit vielen Schulversuchen: In Dresden testen Stadt und TU mit der Universitätsschule ein einzigartiges Konzept mit mehr Flexibilität und Freiheit. Die Ergebnisse sind positiv.
Die Dresdner Universitätsschule als bundesweit einmaliges Projekt geht mit Rückenwind ins sechste Jahr. Die Zwischenbilanz nach einem Drittel des auf 15 Jahre angelegten Schulversuchs ist sehr positiv, auch bei der Struktur- und Evaluationskommission aus Bildungswissenschaftlern. Professor Martin Heinrich von der Universität Bielefeld in Nordrhein-Westfalen plädiert bereits jetzt dafür, den Versuchsstatus der Schule zu entfristen und sie dauerhaft zu behalten.
Positive Zwischenbilanz nach einem Drittel
Auch Schulleiterin Maxi Heß und die wissenschaftliche Leiterin des Projekts, Anke Langner, ziehen eine positive Zwischenbilanz. Lernstandserhebungen zeigten, dass die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Lesen und Schreiben nicht abweiche, sagt die TU-Professorin. Dabei werde an der Schule nicht ständig geübt, sondern auf Projektarbeit und selbstreguliertes Lernen gesetzt. In Zeiten des Lehrermangels sei dieser Weg auch für andere Schulen „hochinteressant“.
Die ersten Abschlussprüfungen von Schülern seien ebenfalls ein Erfolg gewesen – acht Jugendliche machten im Juni den Realschulabschluss, zwei davon mit Einser-Notendurchschnitt und Auszeichnung.
Die Universitätsschule Dresden ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Technischer Universität (TU). An der öffentlichen und kostenfreien Gemeinschaftsschule werden seit 2019 unter wissenschaftlicher Begleitung neue Formen des Lehrens und Lernens erprobt und dabei klassische Reformansätze aus der Montessori- und Freinet-Pädagogik sowie von Jenaplan vereint.
Das Konzept setzt auf Beziehung statt Erziehung, individuelle Lernwege, Talententfaltung, Eigenverantwortung, Mitbestimmung und Selbstverwirklichung.
Interesse von Eltern und Lehrkräften anhaltend groß
Aktuell lernen rund 800 Kinder und Jugendliche an der besonderen Einrichtung im Dresdner Süden – nun auch in der Stufe 10. Sie kämen „über lange Strecken lustbetont und freudvoll in die Schule“, berichtete Schulleiterin Hess.
Für das gerade begonnene Schuljahr 2024/2025 gab es so viele Anmeldungen wie nie. Aufgenommen wurden 150 Schüler, darunter 76 Erstklässler. Und auch das Interesse von Lehrkräften ist laut Langner groß. Es gebe einen deutlichen Trend, sich an die Unischule versetzen oder abordnen zu lassen.
Gute Noten von Bildungsexperten
Das Dresdner Modell sei noch immer „äußerst vielversprechend“ und mit der Theorie-Praxis-Verschränkung einzigartig unter den Schulversuchen bundesweit, sagte der Bielefelder Bildungswissenschaftler Heinrich.
Der Unterschied mache sich vor allem an den Fähigkeiten fest, die neben der Norm erlernt würden: Dazu zählten Eigenständigkeit, Kreativität und lösungsorientierte Arbeitsformen. Auch Demokratieförderung und das Aushandeln von Konflikten in humanen Formen stehe im Fokus.
Eine Herausforderung indes sieht der Wissenschaftler in der Ausstattung der Schule. Der zugesagte Neubau lasse wohl länger auf sich warten, hieß es von Schulleiterin Hess und Projektleiterin Langner.
So werde weiter bis Stufe 6 im Container unterrichtet, danach in einem unsanierten Schulgebäude aus DDR-Zeiten, mit nur einem Labor für die Naturwissenschaftten, zudem fehlen Werkräume und eine Küche. Und auch eine ordentliche Turnhalle gibt es nicht – nur die Grund- und Mittelstufe hat eine Einfeldhalle als Provisorium. „Der Sportunterricht ist eine Riesenbaustelle.“