Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zieht mit dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, als ihrem Vize in den Wahlkampf gegen Ex-Präsident Donald Trump. Das Duo sei „bereit zu gewinnen“, gab Harris‘ Wahlkampfteam am Dienstag bekannt. Harris selbst schrieb im Onlinedienst X, es sei „großartig“, Walz in ihrem Team zu haben. US-Präsident Joe Biden lobte die „großartige Entscheidung“, während das Wahlkampfteam von Harris‘ Widersacher Trump Walz als „gefährlichen linksliberalen Extremisten“ bezeichnete.
Der 60-jährige Walz gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang auch zu Wählern ohne akademische Bildung findet, zugleich aber liberale Positionen vertritt. Der frühere Nationalgardist, Lehrer und Footballtrainer vertritt liberale Positionen zu Abtreibung und Cannabis. Zudem befürwortet er eine schärfere Überprüfung von Waffenkäufern.
Walz selbst schrieb im Onlinedienst X, er sei über alle Maßen geehrt, gemeinsam mit Harris anzutreten. „Ich bin voll dabei. Es erinnert mich ein bisschen an den ersten Schultag“, fügte er hinzu. Harris erklärte, es sei „großartig“, den Gouverneur von Minnesota in ihrem Team zu haben. „Als Gouverneur, Trainer, Lehrer und Veteran hat er sich für Arbeiterfamilien wie seine erfolgreich eingesetzt.“
Zuvor hatte Harris bei dem elektronischen Votum ihrer Partei 99 Prozent der Stimmen für ihre offizielle Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin erreicht. Die 59-jährige frühere Staatsanwältin von der Westküste war die einzige Kandidatin auf dem Stimmzettel für das auf fünf Tage angesetzte elektronische Votum unter fast 4000 Delegierten.
US-Präsident Joe Biden, der sich selbst am 21. Juli aus dem Rennen ums Weiße Haus zurückgezogen hatte, bezeichnete Harris und Walz als „starke Stimme für die arbeitenden Menschen und Amerikas große Mittelklasse“. Die erste wichtige Entscheidung, die der Präsidentschaftskandidat einer Partei treffe, sei die Wahl des Vizepräsidenten, erklärte der 81-Jährige bei X. „Und Kamala Harris hat eine großartige Entscheidung getroffen“.
Auch der demokratische Ex-US-Präsident Barack Obama lobte den designierten Vize Walz als „hervorragenden Gouverneur“ und einen „noch besseren Vizepräsidenten“.
Dagegen bezeichnete das Wahlkampfteam von Trump Walz als „gefährlichen linksliberalen Extremisten“. „Wenn Walz den Wählern nicht die Wahrheit sagt, werden wir es tun: Genau wie Kamala Harris ist Tim Walz ein gefährlicher linksliberaler Extremist“, erklärte Trumps Wahlkampfsprecherin Karoline Leavitt.
Walz‘ Heimatstaat Minnesota im mittleren Westen der USA zählt zwar nicht zum engeren Kreis der wahlentscheidenden Bundesstaaten, doch könnte der Gouverneur der schwarzen Präsidentschaftskandidatin Harris helfen, in „swing states“ der Region wie Wisconsin und Michigan ein breiteres Spektrum an Wählerschichten zu erreichen und so diese Staaten zu gewinnen.
Der 60-Jährige erregte zuletzt Aufsehen, weil er den rechtspopulistischen, republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als „weird“ („merkwürdig“, „schräg“) bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das landesweit Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihren Rivalen anwendet.
Als weitere mögliche Vizepräsidentschaftskandidaten von Harris waren unter anderen der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, sowie der Senator Mark Kelly aus Arizona gehandelt worden. Shapiro nannte Walz eine „außergewöhnlich starke Ergänzung“ für Präsidentschaftskandidatin Harris.
Harris wollte bereits am Dienstagabend bei einem Auftritt in Philadelphia in Pennsylvania mit ihrem „running mate“ in den Wahlkampf ziehen. Danach steht eine mehrtägige Tour durch die besonders umkämpften und wahlentscheidenden Bundesstaaten an.
Am Mittwoch soll es nach Wisconsin und Michigan gehen, Arizona steht am Freitag und Nevada am Samstag auf dem Programm. Geplant waren zudem Auftritte in den umkämpften südöstlichen Bundesstaaten North Carolina und Georgia, die wegen des Tropensturms „Debby“ aber verschoben wurden. Mitte August soll die Nominierung des Duos dann offiziell auf dem großen Parteitag der Demokraten in Chicago gefeiert werden.
Harris erfreut sich mehreren Umfragen zufolge steigender Zustimmungsraten: In einer landesweiten Umfrage des Instituts Morning Consult lag sie nun mit 48 Prozent vier Punkte vor Trump. Eine neue Umfrage von CBS News ergab allerdings auch, dass die Zustimmung für Harris bei der schwarzen Wählerschaft geringer ist als für US-Präsident Joe Biden bei seinem Sieg über Trump im Jahr 2020. Einige führende Demokraten warnten deshalb vor Selbstgefälligkeit.