188 Menschen haben im vergangenen Jahr auf Sachsens Straßen ihr Leben verloren. Der Freistaat will diese Unfallzahlen deutlich senken. Der zuständige Minister ist für mehr Tempo-30-Zonen.
Sachsen möchte mit einem neuen Programm die Verkehrssicherheit auf den Straßen des Freistaates verbessern. Die „Vision Zero“ bleibt für Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) dabei das Maß aller Dinge. Ziel sei es, die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten und Schwerverletzten zu reduzieren und perspektivisch null Verkehrstote zu erreichen, sagte er nach der Kabinettssitzung, auf der das Konzept beschlossen wurde. Es ersetzt ein Programm von 1993. Dulig zufolge war es Zeit für Veränderungen. Es gebe inzwischen neue Verkehrsträger wie E-Scooter. Der „Kampf“ um den Verkehrsraum nehme zu.
Dulig: Verhalten der Menschen ist entscheidend
„Das Verhalten der Menschen spielt die entscheidende Rolle“, betonte der Minister. In vielen Bereichen der Gesellschaft sei eine wachsende Radikalisierung festzustellen, das spiegele sich auch im Verkehr wider. Bei der Verkehrssicherheit gehe es vor allem um den Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer wie Kinder und ältere Menschen. Dulig sprach sich dafür aus, dass Kommunen flexibler bei der Ausweisung von Tempo-30-Zonen werden dürfen. Es gehe nicht um die generelle Absenkung der Regelgeschwindigkeit auf Tempo 30 in den Städten. Das sollte aber etwa vor Krankenhäusern, Schulen oder Altenheimen gelten. Sicherheit müsse gleichzeitig mit dem „Prinzip des fließenden Verkehrs“ Priorität haben.
Dulig äußerte die Sorge, dass die Unfallzahlen im Straßenverkehr auch in diesem Jahr steigen. 2023 waren bei Verkehrsunfällen im Freistaat 188 Menschen ums Leben gekommen, 3.411 wurden schwer verletzt. Zudem sind in der Statistik 12.790 Leichtverletzte enthalten. Gut ein Drittel (35 Prozent) der späteren Todesopfer waren als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs. Im ersten Halbjahr 2024 gab es 74 Verkehrstote, 1.723 Schwerverletzte, 6.388 Leichtverletzte und 6.952 Unfälle mit Personenschaden.
Minister wirbt für mehr Miteinander im Straßenverkehr
Dulig zufolge geht es beim Sicherheitsprogramm um „mehr Miteinander statt Gegeneinander“. Das Konzept umfasst sechs Schwerpunkte. Verkehrssicherheit wird als gesamtgesellschaftliche Aufgabe definiert. Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf Fußgänger und sichere Fußwege. Sachsen setze sich für sichere und barrierefreie Verkehrsanlagen ein, hieß es. Die Kommunen werden angeregt, breite Gehwege und sichere Übergänge zu schaffen. Im Zentrum stehen Kinder und Jugendliche. Etwa jeder fünfte Unfall mit Fußgängern betrifft diese Gruppe. Zudem geht es um sicheren Radverkehr inklusive Fahrradtraining in den Schulen.
Das Programm sei ein Rahmen, der nun gefüllt werden müsse, sagte der Minister. Die Arbeit der Verkehrswacht werde weiter gestärkt. An diesem Sonntag ist auf dem Sachsenring ein weiterer Verkehrssicherheitstag geplant. Dulig lobte das Format. Dort werde das Thema im Rahmen eines Volksfestes behandelt. Den ganzen Tag gibt es Präsentationen, die Verkehrssicherheit erlebbar und begreifbar machen sollen. Besucher können eine Fahrt im E-Auto, Wasserstoffauto oder mit dem Lastenrad ausprobieren. Wer einmal die Perspektive wechseln will, kann einen Bus oder Lkw steuern.