Zur artgerechten Haltung einer Katze gehört auch regelmäßiges Spielen. Wir verraten, warum das so wichtig ist und geben zusammen mit der Tierärztin Stefanie Staack Tipps, wie das am besten gelingen kann.
In Deutschland besitzen etwa 26 Prozent aller Haushalte eine Katze. Im Jahr 2021 waren das in etwa 16,7 Millionen Tiere. Auch ich gehöre zu diesen Menschen. Mein Zuhause teile ich mit einem einjährigen Maine-Coon-Kater, der sich viel Unterhaltung und Aufmerksamkeit wünscht. Um ihm ein artgerechtes, fittes und gesundes Leben zu ermöglichen, habe ich die Tierärztin Stefanie Staack kontaktiert. Mit ihr habe ich über die Fitness von Katzen und das richtige Spielen gesprochen. Stefanie Staack arbeitet seit mehreren Jahren als Tierärztin in Hamburg
© Privat
Freigängerkatzen werden schon zu einem großen Teil durch das Erkunden der Nachbarschaft beschäftigt. Beim Streifen durch die Natur können die Tiere ihre natürlichen Jagd- und Klettertriebe ausleben. Dabei legen sie oftmals kilometerlange Laufwege zurück. Kommen sie dann wieder in ihr Zuhause zurück, wird erst einmal die möglicherweise draußen gefangene Maus verdaut und ein Schläfchen gemacht. Deshalb muss eine Wohnung, in der eine Freigängerkatze lebt, nicht unbedingt mit speziellen Katzenmöbeln eingerichtet werden.
Wohnungskatzen brauchen Extra-Aufmerksamkeit
Anders verhält es sich bei reinen Wohungskatzen: Die Tiere haben durch den begrenzten Platz deutlich weniger Möglichkeiten, sich zu bewegen. „Die Umgebung darf für eine Katze nicht zu reizarm sein“, sagt Stefanie Staack, weshalb eine katzengerechte Ausstattung sehr wichtig ist: Dazu gehören ein großer Kratzbaum, viele Klettermöglichkeiten, ausreichende Rückzugsplätze, ein erhöhter Ausguck oder auch ein gemütlicher Ort am Fenster, um rauszuschauen. Dafür können Regale an den Wänden befestigt werden oder Bretter für Laufwege. Im Zoohandel gibt es auch Sisalstämme, Hängebrücken und andere Produkte, mit denen die Wohnung passend für das Tier gestaltet werden kann.
Wichtig ist natürlich auch das „stille Örtchen“: Stefanie Staack weist im Gespräch darauf hin, dass es für die Katze angenehmer ist, ein Klo ohne Deckel zu haben. Auch, wenn überdachte Katzentoiletten für Besitzer praktischer sein können, weil nicht so viel Streu umherfliege, sei das Erledigen des Geschäfts für die Tiere „eine Situation, wo eine Katze sich nicht verstecken möchte, wo sie eigentlich gerne einen Rundum-Blick haben möchte, um zu sehen, ob der Feind kommt.“ Außerdem möchte die Katze ihren Futternapf nicht neben der Toilette und ihren Wassernapf nicht neben dem Futternapf stehen haben.
Warum ist regelmäßiges Spielen so wichtig?
Doch Mobiliar allein reicht nicht – Katzenbesitzer müssen sich auch aktiv um die Unterhaltung ihrer Samtpfoten kümmern. Das heißt: Spielen! „Für die körperliche Fitness ist Bewegung grundsätzlich wichtig und eine Wohnungskatze hat generell immer zu wenig Bewegung. Insofern ist dann natürlich spielen wichtig, aber auch die richtige Fütterung.“, sagt Tierärztin Stefanie Staack.
Beim Spielen muss die Katze beobachten, Entfernungen einschätzen, den richtigen Moment abpassen, rechtzeitig springen, balancieren und auch schon mal umherflitzen oder am Kratzbaum hochklettern. Um das alles richtig zu koordinieren, muss das Tier Körper und Geist anstrengen und neue Dinge lernen. Hinzu kommt der positive Nebeneffekt, dass sich die regelmäßige Bewegung positiv auf das Körpergewicht auswirken kann – ähnlich wie bei uns Menschen.
Vor allem ist dies wichtig, wenn eine Katze als Einzeltier gehalten wird und sich nicht mit einem Artgenossen beschäftigen kann. Wenn es den Platz und die Möglichkeit gibt, sollte jedoch bestenfalls ein Artgenosse für reine Wohnungskatzen in Erwägung gezogen werden.
Doch: auch wenn zwei Katzen gehalten werden, die sich gut verstehen und miteinander spielen, ist regelmäßige Interaktion mit dem Menschen wichtig. „Es bedeutet Bewegung für das Tier und Input für den Kopf“, sagt Staack. Es stärkt auch die Bindung zwischen Mensch und Tier – und schließlich hat man eine Katze ja auch, weil man sie mag und gerne mit ihr interagieren möchte.FS Findet mich meine Katze sympathisch 8.36
Bei zu wenig Beschäftigung leiden die Tiere
„Katzen können unter Einsamkeit leiden, unter Vernachlässigung, und das zeigen manche Tiere auch durch eine Verhaltensproblematik: Unsauberkeit, Aggression, immer wiederkehrende Blasenentzündung zum Beispiel.“, schildert Staack. Sie erklärt außerdem, dass es ein Irrglaube sei, dass Katzen grundsätzlich Einzelgänger sind, die den ganzen Tag allein gelassen werden können. Gerade Wohnungskatzen seien anspruchsvoll: „Sie brauchen Menschen und sie brauchen, dass man mit ihnen spricht.“
„Eine Katze liegt nicht einfach nur dekorativ auf dem Sofa. Die Katze möchte Zeit geschenkt bekommen und wenn sie älter ist, ist es sicherlich eher die Zeit zum Kuscheln und zum Kraulen, mit ihr reden oder mit ihr fernsehen. Eine jüngere Katze möchte spielen und Spaß und auf jeden Fall sollte man miteinander sprechen. Tatsächlich versteht die Katze nicht, was ich ihr erzähle, aber sie merkt, dass ich sie anspreche. Das kriegt sie schon mit – und auch ziemlich genau den Tonfall.“
Katzen sind Gewohnheitstiere
„Katzen mögen eine gewisse Berechenbarkeit. Sie wissen genau wann ihre Menschen da sind und wann sie gefüttert werden“, sagt Staack. So verhält es sich auch mit dem Spielen. Katzen lieben Routinen, weshalb der Mensch im Optimalfall neben festen Fütterungszeiten auch feste Spielzeiten einrichten sollte. Alles ab 10 Minuten aufwärts sei dabei eine gute Dauer. „Wenn sie eine alte Katze haben, die gar nicht mehr so viel Lust auf Spielen hat, macht sie das drei Minuten mit und dann ist auch gut. Bei einer jungen Katze können sie eine halbe Stunde dabei bleiben.“AF_Katzenhaare entfernen 17.07
Welches Spielzeug bevorzugt wird, ist pro Tier verschieden. Das sollte man – einfach ausprobieren. Bestenfalls sollte das Spielzeug die Größe einer Maus haben. Damit sollte jedoch nicht direkt vor der Nase des Tiers herumgewedelt werden. Welcher Vogel fliegt in der Natur schon direkt vor einem Raubtier umher? Zu einfache Beute ist langweilige Beute.
Welches Spielzeug eignet sich?
Zum Beispiel bieten sich Spielzeugmäuse und Katzenangeln an. Viele Spielzeuge können auch aus Alltagsgegenständen gebastelt werden. Bekanntermaßen lieben viele Katzen Kartons, einfache Schnüre oder auch mal eine Kastanie, die von einem Spaziergang mitgebracht wird.
„Es gibt auch Katzenfummelbretter, die kann man fertig kaufen oder super selber basteln. Da muss die Katze eben durch Geschicklichkeit und mit etwas Hingabe mit den Pfötchen Leckerlis irgendwo rausfummeln. Sei es aus irgendwelchen Röhren oder zwischen irgendwelchen Gumminoppen. Wenn man ein solches Brett selber bauen will, kann man auch eine Eierpappe nehmen, eine Toffifee-Verpackung, Toilettenpapier-Röhren oder Haushaltspapier.“ empfiehlt Staack.
Wichtig ist es, sich mit den Vorlieben seiner Katze auseinanderzusetzen, neues Spielzeug auszuprobieren und öfter mal eine Abwechslung zu bieten. Damit ein Spielzeug nicht langweilig wird, sollte es immer mal wieder längere Zeit in der Schublade landen. Dann ist es nach ein paar Wochen wieder so spannend, wie zu Beginn.STERN PAID Gesund Leben 04_22 Solidarische Landwirtschaft 17.32
Ungeeignetes Spielzeug
„Wichtig ist bei allen Spielsachen: Da darf nichts dran sein, was verschluckt werden kann“, warnt die Tierärztin. Damit sind kleine Perlen, Federn oder Puschel-Teilchen gemeint, die abreißen können. „Meistens wandern sie durch den Körper, aber grundsätzlich muss man ein bisschen aufpassen.“
Generell eignen sich auch nicht alle Produkte, die in der Tierhandlung gekauft werden können: „Es gibt aber in vielen Fachhandlungen durchaus Personal, das in der Lage ist, auch entsprechend zu beraten.“ Manche Produkte, die sie in ihrer Tierarztpraxis von Unternehmen geschenkt bekommt, hält sie nicht für sonderlich durchdacht. „Da denke ich manchmal schon: Wenn ein kleines Mädchen kommt, dann schenke ich ihr diesen Stab mit silbernen Sternchen, Kügelchen und Glitter als Zauberstab.“
Wichtig ist, dass die Spielzeuge stabil sind und nicht nach Chemikalien riechen. Sie sollten nicht zu spitz sein, damit die Katze nicht verletzt werden kann. Produkte aus Plastik, die splittern oder brechen können, sind nicht geeignet. Verschluckt die Katze ein kleines oder zu spitzes Teil, kann das lebensgefährlich sein. Auch Dinge, die sich um den Hals oder eines der Pfötchen wickeln könnten, sollten vermieden werden, erklärt die Tierärztin. Vor allem, wenn die Tiere auch mal alleine sind, sollte das Spielzeug nicht umher liegen.
Das Spielen mit einem Laser-Pointer sei auch keine gute Idee, da Katzen sehr lichtempfindliche Augen haben. Geht ein zu starker, konzentrierter Lichtstrahl ins Auge, kann es zu Verletzungen kommen. Weil der kleine Punkt, den die Katze fangen möchte, immer wieder verschwindet, kann das Spiel auch sehr frustrierend für das Tier sein.
Das Ende des Spiels
Für das Ende eines Spiels hat Stefanie Staack auch einen Tipp: „Tatsächlich ist es so, dass man ein Spiel langsam auslaufen lässt und nicht abrupt beendet. Das führt bei Katzen zu einer gewissen Frustration.“ Wenn mit einer Katze gespielt wird, kann das mitunter sehr wild werden. Irgendwann bewegt man beispielsweise die Angel dann einfach weniger. In der „Cool Down Phase“ kann auch eine Snackrolle oder ein Fummelbrett mit Leckerlis befüllt werden. Dadurch beschäftigt und belohnt sich die Katze noch ein Weilchen selber.
Quellen: „Augsburger Allgemeine„, „Statista„, eigene Recherche