Drei sind einer zu viel: Die Münchner „Polizeiruf 110“-Kommissare Cris Blohm und Dennis Eden ermitteln nach einem Brand gemeinsam mit einem neuen Kollegen. Das sorgt für Spannungen und ein dramatisches Ende.
Worum geht’s?
Nach einem Brand in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude wird eine weibliche Leiche gefunden. Wer die Frau ist, stellt die Kommissarin Cris Blohm (Johanna Wokalek) und ihren Kollegen Dennis Eden (Stephan Zinner) zunächst vor ein Rätsel. Die Räumlichkeiten gehören der Münchner Unternehmerfamilie Hechtle, die es mit einer Autovermietung zu Wohlstand gebracht hat. Dem Patriarchen Georg Hechtle sowie seinen zwei Kindern Sandro und Gioia ist das leerstehende Anwesen schon lange ein Dorn im Auge. Seit zehn Jahren bemühen sie sich um eine Abrissgenehmigung, um das Grundstück gewinnbringend zu verkaufen – bisher ohne Erfolg. Haben die Hechtles am Ende selbst nachgeholfen und einen sogenannten warmen Abriss initiiert? In den Fokus der Ermittlungen gerät zudem der Wachmann Andreas Busch (Gerhard Wittmann), der den Brand entdeckt hat. Er scheint mehr zu wissen, als er gegenüber der Polizei preisgibt. Bei ihren Ermittlungen werden Blohm und Eden von dem Brandfahnder Hanno Senoner (Golo Euler) unterstützt. Ein Schönling, den Eden nicht ausstehen kann. Er nennt ihn „Schleimbeutel“ und „Depp“. Dass sich Senoner dann ausgerechnet an Blohm ranmacht, missfällt Eden zutiefst und hat entscheidende Auswirkungen auf den Fall.STERN PAID Tatort Ton 19.05
Warum lohnt sich der „Polizeiruf 110: Funkensommer?“
Drehbuchautor und Regisseur Alexander Adolph ist gemeinsam mit seinem Team ein dichter Film gelungen, bei dem vor allem die Bilder und Kameraeinstellungen herausstechen. Etwa der lodernde Brand, der in satten Rot- und Orangetönen inszeniert ist. Oder der Blick aus der Vogelperspektive auf eine Vorstadtsiedlung, in der hinterm Gartenzaun ein weiteres Verbrechen geschieht. In Erinnerung bleibt vor allem auch eine Szene mit Kommissarin Cris Blohm, die in das abgebrannte Gebäude zurückkehrt und sich vorstellt, wie die Tat ablief. Aus Blohms Gedanken werden eindrucksvolle Bilder.
Was stört?
Es wird wieder persönlich: Die Liebesgeschichte zwischen Kommissarin Cris Blohm und Brandermittler Hanno Senoner überlagert den kompletten Fall. Dass es nicht so harmonisch endet, wie es beginnt, ist eigentlich von Anfang an klar und nimmt dem Fall so etwas die Spannung. Sozialkritische Themen, für die der „Polizeiruf 110“ eigentlich bekannt ist, kommen dabei zu kurz. Etwa, unter welch prekären Bedingungen die Tote gearbeitet hat. Oder auch die Tatsache, dass die Unternehmerfamilie Hechtle Probleme und Straftaten löst, in dem sie ausreichend Bargeld auf den Tisch legt. Da hätte es sich gelohnt, etwas detaillierter hinzuschauen.Tatort Ausstiege 16:40
Die Kommissare?
Es ist der zweite gemeinsame Fall für das Münchner Ermittler-Duo Cris Blohm und Dennis Eden. Auch wenn sie zwei völlig unterschiedliche Charaktere sind, so macht es doch Spaß ihnen zuzusehen. Blohm ist eine ruhige Kommissarin, die brillant analysiert und Zusammenhänge blitzschnell durchschaut. Eden hingegen ein ruppiger Straßenbulle, der sich zum Kommissar hochgearbeitet hat. Er poltert, schimpft und flucht. „Was schaust du so? Mir tut das gut“, sagt er nach einem seiner Wutausbrüche zu Blohm. Das Duo umgibt eine gewisse Leichtigkeit und subtiler Witz – etwas, das Vorgängerin Bessie Eyckhoff (Verena Altenberger) völlig abging. Die Fälle mit ihr hatten stets eine gewisse Schwere und Düsternis.
Ein- oder ausschalten?
Der „Tatort“ und der „Polizeiruf 110“ gehen in die Sommerpause: Es ist der letzte neue Film am Sonntagabend. In den kommenden Wochen dominieren die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Sommerspiele das Programm. Wer also noch einmal frischen Krimistoff genießen möchte, sollte einschalten.
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