Die Grünen stehen nicht automatisch in der Gunst junger Wähler und Wählerinnen. Das haben zuletzt die Wahlen im Juni gezeigt. Baden-Württembergs Finanzminister äußert sich selbstkritisch.
Grünen-Politiker Danyal Bayaz leitet aus den jüngsten Wahlergebnissen gerade mit Blick auf junge Menschen nach eigenen Worten einen „Arbeitsauftrag“ für seine Partei ab. „Bei einem Teil hat in der Tat eine Entfremdung stattgefunden“, sagte der baden-württembergische Finanzminister dem „Mannheimer Morgen“ (Dienstag). Das bereite ihm Sorgen. „Es gibt keinen Rechtsanspruch darauf, dass junge Menschen eine Partei wählen, die sich als Markenkern der Zukunft verschrieben hat.“
Die Volt-Partei habe eine ziemlich gute Kampagne gemacht, räumte er ein. „Man kann von denen einiges lernen, die verstehen etwas von junger und optimistischer Kommunikation.“ Während die Grünen im Südwesten etwa bei der Europawahl im Juni im Vergleich zu 2019 rund 9,5 Prozentpunkte verloren haben (auf 13,8 Prozent), sammelte Volt vor allem in größeren Städten Stimmen und kam landesweit auf 2,5 Prozent (plus 1,8 Prozentpunkte).
Es müssen aus Bayaz‚ Sicht jetzt nicht alle Tiktok nutzen. „Aber wir müssen auf die jungen Menschen zugehen und verinnerlichen, dass viele auch eine Sehnsucht nach einem normalen bürgerlichen Leben haben“, sagte der Grünen-Politiker der Zeitung. „Vielleicht mit einer Doppelhaushälfte plus Garten, gewiss aber einem sicheren Ausbildungsplatz oder Job und einer Rente, die auch für sie noch funktioniert.“
Die Grünen seien „ja schon noch die Partei, die für Veränderung im positiven Sinn steht, und da gibt es genügend Themen, um mit Jüngeren ins Gespräch zu kommen“, sagte der Minister. Die treibe mehr als nur der Klimaschutz an. „Ich kämpfe auch deshalb dafür, dass wir uns nicht als monothematische Partei verstehen.“