Noah Hegge ging als Außenseiter in das olympische Finale im Kajak-Cross. Am Ende feiert der Mann mit der Wollmütze den größten Erfolg seiner Karriere. Und eine Freundin aus Kindheitstagen feiert mit.
Noah Hegge genoss nach dem Bronze-Coup das Jubelbad mit seiner Sandkastenfreundin. Die schon mit Silber dekorierte Elena Lilik sprang völlig losgelöst in den Wildwasser-Parcours von Vaires-sur-Marne und umarmte den 25-Jährigen nach dessen historischem Edelmetall bei der Olympia-Premiere des Kajak-Cross.
„Ich bin heute morgen aufgewacht und war ready, hatte gute Laune. Das ist entscheidend für mich. Dann hatte ich hier auch Spaß, wollte Runde für Runde fahren. Ich hatte mich auf die Startphase konzentriert“, sagte Hegge und biss nach der Siegerehrung erst einmal ungläubig auf seine Medaille. „Ich bin einfach glücklich, da mit der Medaille rauszugehen.“
Zuvor war Lilik im Finale der Frauen Vierte geworden und Ricarda Funk im Viertelfinale gescheitert. „Er hat sich von Rennen zu Rennen extrem gesteigert. Ich habe selten jemanden gesehen, der sich so fokussiert hat. Das sind Typen, die man braucht“, sagte Cheftrainer Klaus Pohlen. „Für Ricarda tut es mir saumäßig leid. Sie ist die herausragende Sportlerin der letzten Jahre. Meine absolute Hochachtung an sie.“
Seit der Kindheit mit Lilik auf dem Wasser
Mit Lilik ist Hegge seit seiner Kindheit auf dem Wasser. Selbst in den Urlaub fuhren sie schon zusammen. „Es ist verrückt, Elena kenne ich schon ewig. Wir haben alle Schüler- und Jugendwettkämpfe zusammen gemacht, waren die letzten Jahre immer in der Nationalmannschaft gemeinsam unterwegs. Es ist eine vertraute Person, ich freue mich krass für sie“, sagte Hegge.
Entsprechend war die Freude nach dem Sprung ins Wasser. „Ich finde es megageil, dass wir uns da durch den Tag gekämpft haben und er sich wie ich im Slalom mit einer Medaille belohnen kann. Das ist unglaublich schön“, sagte Lilik. Beide wurden einst von Sideris Tasiadis trainiert, der in Tokio 2021 Bronze und in London 2012 Silber gewonnen hatte.
„Ich habe damals bei Sideris trainiert, als Schülerfahrer, da hatte er uns schon seine Erfahrung mitgegeben. Dann in der Leistungsklasse hatte er immer ein offenes Ohr für mich gehabt und immer die Erfahrungen geteilt“, sagte Hegge. „Ohne Sideris wäre ich heute nicht hier.“
Der Durchbruch gelang 2021 mit Platz sechs beim Weltcup in Pau, ein Jahr später bei der Heim-WM wurde er Team-Weltmeister. Im Kajak-Cross hatte er bis zum Olympia-Finale noch keine Erfolge vorzuweisen.
Konditorei und eigene Modemarke
Bevor der heutige Sportsoldat Hegge seinen vollen Fokus auf Kanuslalom legte, stand eine klassische Ausbildung als Konditor an. Daher kommt auch seine ausgeprägte Kaffee-Liebe. „Die Definition von einem perfekten Kuchen ist für mich übrigens, wenn man nicht nur ein Stück essen kann und danach pappsatt wäre, sondern den ganzen Kuchen essen kann, weil er so leicht, luftig und lecker ist“, sagte Hegge schmunzelnd.
Seit der Heim-WM 2022 in Augsburg ist Hegge auch Mode-Unternehmer. „Meine Geschwister und ich sind zu dritt, wir haben einfach Lust, unseren Sport auf eine andere Weise nach vorn zu bringen und zu pushen, zu übertragen – mit Mode. Nicht zwingend mit einem fetten Gesicht, sondern mit einem Design“, sagte Hegge, der fast immer Wollmütze trägt, auch bei 30 Grad Celsius. „Bei der Merino-Wolle ist es das Schöne, es kühlt ja auch ein bisschen.“