Alleine rund 90 beschädigte Wohnhäuser in den am stärksten betroffenen Ortschaften – die Schäden durch die Unwetter in Nordhessen sind enorm. Innenminister Poseck stellt Unterstützung in Aussicht.
Nach dem verheerenden Unwetter in Nordhessen hat Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) den betroffenen Gemeinden und Einwohnern finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt. Die Beseitigung der Schäden stelle für die Gemeinden Wesertal, Hofgeismar, Trendelburg, Bad Karlshafen und Reinhardshagen eine außergewöhnliche finanzielle Belastung dar, deshalb werde man entsprechende Unterstützung prüfen, erklärte Poseck nach einem Besuch in der Unwetter-Region. „Auch die betroffenen Einwohnerinnen und Einwohner werden wir nicht alleine lassen“, so der Minister.
Für derartige Fälle gebe es die Elementarschaden-Richtlinie des Landes Hessen, die finanzielle Unterstützung unter bestimmten Voraussetzungen vorsehe. Für die Umsetzung sei ein bereits etabliertes Verfahren unter Einbeziehung des Landkreises und des Regierungspräsidiums vorgesehen. „Dabei besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit, unbürokratische Soforthilfe zu leisten“, erklärte Poseck.
Durch extreme Regenfälle waren am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag alleine in der am stärksten betroffenen Kommune Trendelburg-Gottsbüren nach Angaben einer Kreissprecherin rund 60 Wohnhäuser in Mitleidenschaft gezogen worden. 30 weitere Wohnhäuser waren es im Bad Karlshafener Stadtteil Helmarshausen, sagte eine Sprecherin des Landkreises Kassel. Man gehe von einem „hohen Millionenschaden“ aus, könne aber noch keine konkretere Schätzung abgeben. Auch eine Gesamtzahl betroffener Wohnhäuser liege noch nicht vor.
Laut Poseck führte der Starkregen vielerorts zu vollgelaufenen Kellern und Erdgeschossen, zahlreiche Bäume stürzten um, Heizöltanks wurden aufgeschwemmt und Straßen unterspült. Auch Autos und andere Gegenstände wie Flüssiggastanks wurden weggeschwemmt. Teils waren Menschen in ihren Häusern eingeschlossen, weil das Wasser zeitweise im Erdgeschoss der Häuser stand. Zwei Personen mussten von Einsatzkräften mit Booten aus ihren Autos gerettet werden. Insgesamt sei der Einsatz sehr erfolgreich bewältigt und sehr gut koordiniert worden, so Poseck. Der professionelle Ablauf belege, dass Hessen im Katastrophenschutz gut aufgestellt sei.
Nach Angaben der Kreissprecherin hat die Bauaufsicht die betroffenen Gebäude in Augenschein genommen, diese seien sämtlich standsicher, sodass die Bewohner mit Aufräum- und Sanierungsarbeiten beginnen könnten. Teils seien die Häuser noch bewohnbar, in anderen Fällen seien Bewohner auch bei Verwandten oder Freunden untergekommen. „Die Hilfsbereitschaft untereinander ist enorm groß“, sagte die Sprecherin.
Auch Poseck zeigte sich beeindruckt vom Miteinander. Viele hätten daran mitgewirkt, die schwierige Situation so gut und so schnell wie möglich zu bewältigen. „Insbesondere den Einsatzkräften gilt mein Dank. Sie sind seit Freitag rund um die Uhr im Einsatz.“
Über das Wochenende seien etwa 1000 Helfer in der Region im Einsatz gewesen, darunter Katastrophenschutz-Einheiten aus den Landkreisen Schwalm-Eder, Werra-Meißner und Waldeck-Frankenberg sowie Helfer des Technischen Hilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes, sagte die Kreissprecherin. Drei Feuerwehrleute seien bei den Einsätzen leicht verletzt worden.
Teilweise mussten sie innerhalb weniger Tage auch ein zweites Mal mit anpacken – so etwa in Wesertal-Gieselwerder, wo am Sonntag ein Brückenbauwerk abgerissen werden musste, weil ein Durchlass verstopft war, wie die Sprecherin sagte. Dadurch sei ein Bach über die Ufer getreten, sodass erneut Keller vollliefen. Auch in den zuvor noch nicht betroffenen Orten Vellmar und Helsa habe es am Wochenende Einsätze wegen starker Regenfälle gegeben.
Bei den Aufräumarbeiten stehe nun zunächst der Abtransport von großen Mengen Abfall an. Weil durch den Starkregen zahlreiche Keller vollliefen, seien riesige Berge von Sperrmüll und teils auch Sondermüll zusammengekommen.
Poseck hatte in der Region Gespräche mit der stellvertretenden Landrätin des Landkreises Kassel, Silke Engler, sowie mehreren Bürgermeistern betroffener Kommunen geführt. Außerdem besuchte er Gottsbüren, sprach dort mit betroffenen Einwohnerinnen und Einwohnern und kam mit Einsatzkräften zusammen.