Fotografie: Warum Bienen da nicht widerstehen können

Ohne Blütenpflanzen gäbe es keine Bienen – und umgekehrt. Der US-Fotograf Craig Burrows zeigt mit einer speziellen Technik, wie die Insekten ihre Nahrungsquellen wirklich sehen

Wie Lebewesen die Welt wahrnehmen, hängt in erster Linie davon ab, welche Sinnesorgane sie besitzen. Hunde beispielsweise sehen keine Farben, sondern nur ein Schwarz-Weiß-Bild ihrer Umgebung. Bienen wiederum sehen von der farbigen Pracht von Rosen-, Tulpen- und Apfelblüten nur wenig. Beziehungsweise: Sie sehen ganz anders als wir. Im Gegensatz zum menschlichen Auge, das ein breites Farbspektrum in den Regenbogenfarben von Rot bis Violett detektiert, besitzen Bienen nur Sinneszellen für sichtbares Licht im grünen und blauen Spektrum. Zusätzlich können sie jedoch auch ultraviolettes Licht (UV) wahrnehmen, das unseren Augen verborgen ist.     

Dem US-Fotografen Craig Burrows ist es gelungen, diese für uns normalerweise nicht erfahrbare Sinnesleistung der Insekten mithilfe der sogenannten UVIVF Technik (Ultraviolet induced visible fluorescence) sichtbar zu machen. Dabei offenbart sich, wie geschickt Blüten konstruiert sind, um möglichst viele Bienen (aber auch andere Tiere wie Fledermäuse, Vögel und Schmetterlinge) zur Bestäubung anzulocken. 

Seine Aufnahmen im aktuell erschienen Buch „Die Verführung der Bienen“ zeigen, wie gut sich Pflanzen und ihre Besucher im Laufe vieler Jahrmillionen aneinander angepasst haben. Diese Entwicklung ist ein Paradebeispiel für eine sogenannte Co-Evolution. Denn ohne, dass Bienen die UV-Signale von Blüten empfangen könnten, hätten die Pflanzen nicht so viel in dieses Erscheinungsbild investiert. Umgekehrt wäre für Bienen die Fähigkeit UV-Licht zu sehen nutzlos, wenn sie ihnen nicht bei der Nahrungssuche helfen würde.     

Bienen: 60 Millionen Jahre Co-Evolution mit Blütenpflanzen

Vor etwa 60 Millionen Jahren begann diese überlebenswichtige Liaison zwischen fliegenden Insekten und Blütenpflanzen. Die Insekten übertrugen männlichen Pollen von einer Blüte auf die weibliche Narbe einer anderen Blüte. Erst dadurch bildeten diese Samen, aus denen eine neue Generation hervorging. Dieser Austausch von Geschlechtszellen sorgte auch für eine hohe genetische Vielfalt der Nachkommen und erhöhte dadurch deren Überlebenschancen in einer sich wandelnden Umwelt. 

Umgekehrt lieferten Pollen und Nektar den Fluginsekten eine an Proteinen und Kohlenhydraten reiche Nahrungsquelle, die sich zudem in Form von Honig für Zeiten speichern ließ, in denen es keine Blüten gab. So überstanden die Bienen auch jahreszeitliche Schwankungen im Nahrungsangebot. Bis zum Anbau von zuckerhaltigen Nutzpflanzen wie Zuckerrüben oder Zuckerrohr war Honig auch für den Menschen eine der wichtigsten Quelle von Süßstoff. 

Heute ist die Zusammenarbeit zwischen Bienen und Pflanzen aus einem anderen Grund für den Menschen essentiell. Ob Gemüse, Nüsse, Beeren oder anderes Obst: Ohne die Bestäubung durch Bienen würden die meisten Nutzpflanzen keine oder deutlich weniger Erträge liefern. 

Flankiert von Burrows‘ eindrucksvollen Bildern führt das Buch durch die spannende Welt der Bienen, von denen es rund 20.000 Arten gibt. Es gibt Einblicke in ihre Anatomie und ihre unterschiedlichen Lebensweisen. Aber es berichtet auch, wie gefährdet die Insekten durch unbedachtes menschliches Handeln sind und welche Parasiten und Krankheiten ihnen zusetzen. Die Bienen in ihrer Vielfalt zu erhalten, schützt nicht nur die Nahrungsgrundlage der Menschheit, es bewahrt auch eine Fülle von biologischen Geheimnissen, die wir längst noch nicht alle entschlüsselt haben. 

 

Fotograf Craig P Burrows zur Person

Das Buch „Die Verführung der Biene“ ist im Knesebeck Verlag erschienen, hat 192 Seiten und kostet 38 Euro
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