Die Proteste gegen die Regierung in Bangladesch sind erneut aufgeflammt. Es gibt Berichte über viele Tote. Das Internet soll wieder teils gekappt worden sein. Die Lage könnte sich weiter verschärfen.
Bei heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in Bangladesch örtlichen Medien zufolge fast 100 Menschen ums Leben gekommen. Die englischsprachige Zeitung „Daily Star“ berichtet von 90 Toten, die Zeitung „Prothom Alo“ sogar von 99 Toten bei den regierungskritischen Protesten in der Hauptstadt Dhaka und in anderen Teilen des südasiatischen Landes. Unter den Opfern seien auch 14 Polizisten. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden. Offizielle Angaben der Behörden dazu gab es zunächst nicht.
Das Innenministerium verschärfte die zuletzt gelockerte Ausgangssperre. Der Zugang zum Internet wurde Beobachtern zufolge teilweise gekappt, betroffen seien unter anderem soziale Netzwerke und Messenger-Dienste wie Facebook, Instagram und WhatsApp.
Warum gehen die Menschen auf die Straße?
Die Demonstranten fordern inzwischen den Rücktritt der autokratisch regierenden Premierministerin Sheikh Hasina. Begonnen hatten die Proteste im Juli. Sie richteten sich zunächst gegen die Wiedereinführung einer mittlerweile zurückgedrehten kontroversen Quotenregelung im Öffentlichen Dienst. Offiziellen Angaben zufolge waren dabei im Juli rund 150 Menschen ums Leben gekommen.
Am Samstag hatten demonstrierende Studenten auch zu zivilem Ungehorsam aufgerufen. Ein Angebot der Regierung zum Dialog hatten sie abgelehnt. Viele Geschäfte blieben Beobachtern zufolge geschlossen. Für Montag wurden weitere Aktionen angekündigt.
Unter Hasinas Führung erlebte das arme, mehrheitlich muslimische Bangladesch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Zuletzt machte aber die hohe Inflation den Menschen zu schaffen. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern herrscht hohe Arbeitslosigkeit.
Menschenrechtsorganisationen werfen Hasina vor, gezielt gegen ihre Gegner und Kritiker vorzugehen sowie Tausende von ihnen festnehmen zu lassen. Auch Meinungs- und Pressefreiheit hätten unter ihrer Regierung gelitten.