Bruno Labbadia bleibt der letzte Trainer, der mit Hertha BSC zum Saisonauftakt gewinnen kann. Das ist schon vier Jahre her. Cristian Fiél muss schnell eine merkwürdige Berliner Symptomatik abstellen.
Irgendwo auf den wenigen hundert Metern zwischen dem Schenkendorffplatz als Übungsgelände und dem Olympiastadion muss ein mysteriöses Form-Vernichtungsloch sein. Anders ist die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen der von Cristian Fiél als x-tem Hertha-Coach erkannten tollen Trainingsleistungen und dem Pflichtspiel-Auftritt seiner Spieler nicht mehr zu erklären.
Heiß seien die Profis auf den Start in der 2. Fußball-Bundesliga, hatte Fiél beteuert, „bereit“ für den Start der Mission Bundesliga-Rückkehr. Nach dem 1:2 gegen Paderborn musste sich der neue Chefcoach der Berliner dann wie viele seiner Vorgänger erst mal selber sammeln. Unerklärlich wirkte das Geschehen.
Diverse Hertha-Trainer wie Tayfun Korkut, Sandro Schwarz oder der immer wiederkehrende Pal Dardai hatten im Laufe der vergangenen Jahre von herausragenden Eindrücken in den Übungseinheiten erzählt – und dann den ausbleibenden Punkte-Ertrag beklagen müssen. Fiél fand sich nun gleich nach seinem Berliner Debüt in diesem Dilemma wieder.
Gespräche vor der HSV-Prüfung
Was stimmt da nicht, fragte sich der Trainer-Zugang vom 1. FC Nürnberg. Die Antworten will er sich in Gesprächen mit seinen Spielern einholen, noch vor der nächsten Aufgabe am kommenden Samstag beim Hamburger SV.
„Sicherlich werde ich mit dem einen oder andern sprechen, vielleicht denkt er zu viel nach“, sagte Fiél am Tag nach dem Dämpfer. Ein Grund für den Fehlstart könnte sein, dass sich manche Akteure zu viel Druck gemacht hätten. Kapitän Diego Demme monierte nach seinem Hertha-Debüt, dass man „zu schüchtern“ gespielt habe. Dieser Einschätzung widersprach niemand.
Herthas Geschäftsführer Thomas Herrich hatte den Bundesliga-Aufstieg als „alternativlos“ bezeichnet. Man sei bei einem großen Verein, wo Forderungen gestellt werden, machte Fiél klar. „Die Jungs sollen sich auf das konzentrieren, was sie mit Abstand am besten können, Fußball spielen“, sagte der 44-Jährige.
Innenverteidiger Marc Oliver Kempf werde trotz seiner frühen Auswechslung nach 35 Minuten wegen der Gefahr einer Gelb-Roten Karte nicht in Ungnade fallen, versicherte der Trainer. Für das ganze Team gelte es nun, sich auf die nächste Partie vorzubereiten. „Jetzt Fokus auf den HSV“, sagte Fiél mit Blick auf die Partie in Hamburg.
Weber mag das Wort Fehlstart nicht
Relativieren, beschwichtigen, auf eine glückliche Wendung hoffen, das gehört bei der Hertha irgendwie ständig dazu. Sportdirektor Benjamin Weber mahnte auch an, die Relationen zu bewahren. „Fehlstart. Das ist mir nach einem Spiel zu viel“, konstatierte der Manager, der vor dem Anpfiff noch so froh gewesen war, endlich mal vor dem Auftakt ein sich fügendes Personalpuzzle hinbekommen zu haben.
Die Realität sah dann so aus, dass die Probleme des Vorjahres in die neue Spielzeit hineinkopiert wurden. Toreschießen, das wird dem Gegner in Berlin recht leicht gemacht. „Wir müssen sauberer werden mit dem Ball und noch konsequenter verteidigen“, räumte auch Weber ein. Die Lösung: „Trainieren, trainieren, trainieren, dran arbeiten, das ist klar“, sagte er. Auf dem Schenkendorffplatz wird Fiél diese Aufgabe angehen.