Für die Blutspendedienste ist der Sommer eine schwierige Jahreszeit. Viele Spender sind dann im Urlaub. Und wer in Risikogebieten Ferien macht, kann auch nach der Rückkehr erst einmal kein Blut geben.
Die Blutspendedienste in Thüringen bekommen die Auswirkungen von Sommer- und Urlaubszeit zu spüren. „Im Juli ist die Spendenbereitschaft akut zurückgegangen. In den letzten 14 Tagen lag das Spendenaufkommen zehn Prozent unter dem Soll“, teilte Markus Baulke, Hauptabteilungsleiter beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuz (DRK), auf Anfrage mit. Die Lagerbestände seien deshalb deutlich geschrumpft. Um über den Sommer zu kommen, müssten die angebotenen Spendentermine wieder besser besucht werden. Auch das Institut für Transfusionsmedizin Suhl und das Unternehmen Plasmaservice Nordhausen bestätigten diesen Trend.
Grundsätzlich habe sich das Spendenaufkommen in den vergangenen fünf Jahren in Thüringen leicht positiv entwickelt, sagte Baulke. Während 2022 durchschnittlich 46 Besucher pro Termin gekommen seien, habe das DRK im ersten Halbjahr 2024 im Schnitt 54 Besucher pro Spendentermin verzeichnet. Problematisch sei der aktuelle Rückgang wegen der relativ kurzen Lagerungszeit für Blut: Während Blutplättchen lediglich vier Tage genutzt werden könnten, seien rote Blutkörperchen maximal 49 Tage haltbar. Genutzt würden die Spenden für die Bedarfe der Klinken.
Eine Vollblutspende hilft bis zu drei Menschen
Bei den DRK-Spendenterminen geht es Baulke zufolge in erster Linie um Vollblutspenden. Dabei wird ein halber Liter Blut mit all seinen Bestandteilen über die Armvene entnommen und danach aufgetrennt. „Mit einer Spende kann bis zu drei Menschen geholfen werden, weil Empfänger ganz gezielt die Komponenten des Blutes erhalten, die sie benötigen“, erläuterte Baulke. 2023 seien in 259 verschiedenen Orten im Freistaat 999 Termine angeboten worden.
Das Institut für Transfusionsmedizin Suhl (ITMS) hatte neben dem Zusammenspiel von Ferienzeit, der Fußball-EM und den teils hohen Temperaturen eine weitere Erklärung für den Spendenrückgang im Sommer. Für Rückkehrer aus manchen Urlaubsregionen mit bestimmten Gesundheitsrisiken gilt eine Spendensperre. Das betreffe derzeit beispielsweise Urlauber aus der Region Wien und Südtirol, wo verschiedene afrikanische Viren aufgetreten seien, sagte Sprecher Wolfgang Wehner. Mit Krankheitskeimen verunreinigtes Spenderblut kann für die Empfänger von Blutprodukten gefährlich werden.
Spendenbereitschaft in Thüringen eigentlich groß
Normalerweise würden im ITMS im Schnitt 3.000 Blutkonserven als Vorrat vorgehalten, so Wehner. Zwischenzeitlich sei diese Zahl auf rund 1.000 abgesunken. „Grundsätzlich ist die Spendenbereitschaft in Thüringen aber sehr gut, es wäre großartig, wenn in den kommenden Wochen noch mehr Menschen kommen würden.“ Auch im Bundesvergleich sei das Spendenaufkommen im Freistaat normalerweise recht hoch. Allerdings sei es aufgrund des steigenden Altersdurchschnitts fraglich, ob das auch in Zukunft so bleibe.
Auch bei spezialisierten Anbietern wie dem Plasma Service Nordhausen ist der saisonale Einschnitt spürbar, wie Sprecherin Janine Protsch mitteilte: Während das Spenderaufkommen in den vergangenen zehn Jahren gestiegen sei, gebe es aktuell im Vergleich zu 2023 einen leichten Rückgang. Derzeit reichten die Spenden nicht immer aus, um den Bedarf zu decken. Die EU sei daher auf den Import von Plasma aus den USA angewiesen. Blutplasma wird unter anderem zur Herstellung von Medikamenten gegen Hämophilie (Bluterkrankheit), zur Behandlung von Immundefekten und in der Intensiv- und Notfallmedizin genutzt. Im vergangenen Jahr seien in Nordhausen 16.000 Spendentermine angeboten worden.
Grundsätzlich darf jeder gesunde Mensch ab einem Alter von 18 Jahren Blut und Plasma spenden. Ein Arzt vor Ort entscheidet nach einer Untersuchung des Spenders und des Blutes, ob dieser zugelassen wird, vorübergehend zurückgestellt oder sogar dauerhaft ausgeschlossen werden muss. Männer können dem DRK zufolge sechsmal, Frauen viermal in zwölf Monaten Vollbut spenden, wobei zwischen den Einzelspenden ein Abstand von mindestens acht Wochen eingehalten werden muss. Aufgrund der weniger belastenden Entnahme kann Plasma bis zu 60 Mal im Jahr gespendet werden. Bei einigen Anbietern bekommen Spender eine Aufwandsentschädigung, bei anderen nicht.