Kamala Harris sucht sich selbst. Oder vielmehr das, was sie selbst nie war: eine starke Nummer zwei. Wen holt die designierte Präsidentschaftskandidatin an ihre Seite?
So schnell kann’s gehen. Vor wenigen Wochen war Kamala Harris selbst noch die Nummer 2, die sich brav in Joe Bidens Schatten einzureihen und nur bei Bedarf ins Scheinwerferlicht zu treten hatte.
Nachdem der 81-jährige US-Präsident allerdings unter dem wochenlangen Druck fassungsloser Kommentatoren, aufgescheuchter Spender, zweifelnder Freunde und einer meuternden Partei eingeknickt war, soll nun Harris das Ruder rumreißen. Infobox US-Wahl-NL
Kamala Harris braucht Hilfe – Nummer zwei soll bald stehen
Leicht wird es für die ehemalige Senatorin aus Kalifornien nicht. Nicht nur, dass sie Umfragen zufolge bislang kaum besser gegen Trump abschneidet als ihr Noch-Chef.
Sie hat auch nur wenig Zeit, die verlorenen Wahlkampfmeilen wiedergutzumachen. In gerade einmal 100 Tagen muss die 59-Jährige vergraulte Wähler zurückholen und vor allem Unentschlossene für sich gewinnen. Dazu braucht sie Hilfe. Sie braucht das, was sie selbst vielleicht nie war – einen starken Vizepräsidenten.
Und zwar recht flott. Anfang August will sich Harris virtuell von den Demokraten als Kandidatin bestätigt lassen. Medienberichten zufolge soll dann spätestens vier Tage später ihr „Running Mate“ feststehen, wie die Vizepräsidentschaftskandidaten genannt werden. Am 6. August soll das dynamische Duo dann bereits auf Wahlkampftour gehen.
Der Vizepräsident – irgendwo zwischen gespielter und echter Macht
Es heißt, die Vizepräsidentschaft sei das zweitmächtigste politische Amt der USA. Das stimmt formal – aber eben auch nur formal. Zwar ist der VP gleichzeitig auch Vorsitzender des Senats, dessen Stimme im Falle eines Unentschiedens ausschlaggebend ist. Das Zünglein an der Waage eben. Doch in den allermeisten Fällen ist die Nummer zwei ein ziemlich zahnloser Tiger, der mehr präsentiert als regiert.
Es sei denn, die Nummer eins fällt warum auch immer aus. Dann rückt der Stellvertreter nach. Auch für Harris braucht es einen Plan B – obwohl der Vize-Posten bei dem rund zwei Jahrzehnte älteren Joe Biden zynisch gesagt attraktiver gewesen wäre.
Die Favoriten: alles Männer
Der Favoritenkreis ist eine echte Männerclique, und das hat einen einfachen Grund: das sogenannte „ticket balance“. Um ein möglichst breites Wählerspektrum abzugrasen, setzen die Demokraten auf ein möglichst gegensätzliches Duo.
In diesem Fall bleibt also die Frage: Wer wird der weiße Mann neben der schwarzen Frau? Und wer nicht?
Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert.
Quellen: „New York Times„, „Politico„; „NBC News„; „Time„; CNN