Wer auf dem Balkon ein eigenes kleines Solargerät anschließen will, bekommt in vielen Städten einen Zuschuss. Die Mini-Kraftwerke für die Steckdose sind gefragt – genau wie entsprechende Fördermittel.
Kommunale Förderung kurbelt den Boom von Balkonkraftwerken in NRW weiter an. Mehrere tausend solcher Solargeräte für die Steckdose sind mit Unterstützung aus städtischen Fördertöpfen allein in den Metropolen zuletzt in Nordrhein-Westfalen bezuschusst worden oder sollen eine Förderung erhalten, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Balkonkraftwerke sind verhältnismäßig kleine Solaranlagen, die per Steckdose mit dem Haushaltsnetz verbunden werden. Sie müssen dabei nicht unbedingt am Balkon hängen. Laut Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur sind in NRW im ersten Halbjahr dieses Jahres 42.699 steckerfertige Solaranlagen registriert worden. Einige Betreiber dürften von kommunalen Zuschüssen profitiert haben – etwa in vielen Ruhrgebietskommunen aber auch in den Rheinmetropolen gibt es nachgefragte Fördertöpfe und Zuschüsse in ganz unterschiedlicher Höhe.
Niedrigschwelliger Einstieg in die Solartechnologie
Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW begrüßt die Entwicklung und lobt Balkonkraftwerke als niedrigschwelligen Einstieg in die Solartechnologie. „Ein Balkonkraftwerk ist mittlerweile so leicht zu haben wie ein Eimer Farbe im Baumarkt“, sagte LEE-Sprecher Ralf Köpke.
Auch wenn sich mit den Anlagen nur vergleichsweise geringe Strommengen erzeugen ließen, „die Masse machts und zeigt, was die Technologie leisten kann“. Kommunale Förderung setze dabei nur noch zusätzliche Anreize das Thema weiter in die Breite zu tragen.
Run auf Fördertöpfe in vielen Städten
Die Stadt Dortmund beispielsweise meldete einen Antragsrekord zum Förderprogramm: Seit dem Start der Förderung im November 2023 seien 1100 Anträge eingegangen, so viele wie noch nie für Förderprogramme des Dortmunder Umweltamtes. Übernommen werden kann die Hälfte der Kosten, maximal 500 Euro. Längst musste ein Antragsstopp verhängt werden und noch seien viele Förderanliegen in der Bearbeitung, so die Stadt. Insgesamt seien 250.000 Euro vorgesehen.
Auch in anderen Ruhrgebietskommunen boomt die Solarenergie aus dem eigenen Garten oder dem Balkon – auch dank kommunaler Förderung. Wie aus einer Übersicht des Regionalverbandes Ruhr hervorgeht, sind zahlreiche Fördertöpfe ausgeschöpft oder Programme ausgelaufen. 2023 förderten Ruhrgebietsstädte mehr als 3700 Balkonkraftwerke mit eigenen Mitteln.
Steckersolar auch in den Rheinmetropolen gefragt
Die Landeshauptstadt Düsseldorf bezuschusst die Neuinstallation von Solaranlagen – auch solche für die Steckdose – mit bis zu 600 Euro. 400 Anträge für sogenannte Balkonkraftwerke seien in diesem Jahr bisher eingegangen.
Die Stadt Köln bezuschusst die Installation von PV-Anlagen oder Steckersolargeräten mit bis zu 300 Euro, Sozialleistungsempfänger können auch hier mehr bekommen. Allein in diesem Jahr wurden knapp 2000 Förderanträge gestellt, ein Drittel bezog sich auf Steckersolargeräte. Auch 2025 sollen die Förderprogramme fortgesetzt werden.
Die Stadt Bonn fördert in diesem wie im vergangenen Jahr Balkonkraftwerke sowie größere Anlagen auf Dächern privater Wohnhäuser mit insgesamt 4 Millionen Euro. Ein Viertel davon sind für Steckergeräte vorgesehen. „Sowohl die großen Anlagen als auch die Balkonkraftwerke werden lebhaft nachgefragt“, teilt eine Sprecherin mit. Verglichen mit 2023 steige inzwischen vor allem die Anfrage nach Förderung größerer Solaranlagen. 550 Anträge gingen in diesem Jahr bis Mitte Juli ein, knapp 200 Anliegen bezogen sich auf Balkonkraftwerke, der größere Rest auf größere PV-Anlagen.
Volle Wartelisten auch im ländlichem Raum
Auch jenseits der großen Metropolen gibt es kommunale Förderprogramme ganz unterschiedlicher Größenordnung. So arbeitet der Rheinisch-Bergische Kreis aktuell mehr als 1500 Anträge für Balkonsolaranlagen ab. „Die Warteliste ist voll besetzt und der Fördertopf für das Jahr 2024 für weitere Förderanträge geschlossen“, heißt es aus dem Kreishaus.
Die Städteregion Aachen will in und um Aachen im gesamten Jahr 1000 solcher Balkonkraftwerke mitfinanzieren. 300 Anträge liegen bislang vor. Auch für größere PV-Anlagen habe es ein Programm gegeben, dieses sei aber bereits nach einigen Stunden überzeichnet gewesen, berichtete eine Sprecherin.
Anschaffungskosten für Balkonkraftwerke deutlich gefallen
Andere Städte, die in der Vergangenheit Steckersolargeräte erfolgreich gefördert hatten, haben für dieses Jahr erst gar keine neuen Fördertöpfe für kleinere Anlagen aufgelegt. Der Grund: Die Anschaffungskosten für Balkonkraftwerke seien inzwischen so sehr gefallen, dass sie auch ohne Förderung in etwa drei bis fünf Jahren amortisieren, begründet etwa die Stadt Aachen.
Sie hatte 2023 einen derartigen Run auf sein Solarförderprogramm erlebt, dass die Mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro schon Mitte des Sommers ausgeschöpft waren – unter anderem waren knapp 487 Steckersolargeräte unterstützt worden. Auch Bielefeld begründet seinen Verzicht auf eine Fortsetzung eines entsprechenden Programms mit dem Wegfall der Anreizwirkung durch kommunale Förderung.