Neben Fachkräften fehlt vielen Unternehmen auch der Nachwuchs. Wer sich für eine Ausbildung bewirbt, hat deshalb gute Karten. Es gibt noch Tausende offene Stellen.
Vor dem Start des Ausbildungsjahres am Donnerstag gibt es in Niedersachsen und Bremen noch viele offene Stellen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren in beiden Bundesländern Ende Juni nur rund die Hälfte der Lehrplätze besetzt. „Es gibt gute Chancen, noch in diesem Jahr eine Ausbildung zu beginnen“, sagte der Landeschef der Agentur für Arbeit in Niedersachsen und Bremen, Johannes Pfeiffer. „Viele Betriebe bieten noch attraktive Ausbildungsplätze für sofort an.“
Besonders viele Stellen sind nach Angaben der Arbeitsagentur in folgenden Bereichen offen: Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer und Fachkräfte für Lagerlogistik. Allein in diesen drei Berufen sind in Bremen und Niedersachsen noch 5074 Stellen offen. Bei der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) hieß es, es mangle schlicht an Bewerbern. „Etwa jeder zweite Betrieb dürfte nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können, etwa jeder dritte gar keine Bewerbungen erhalten“, sagte Sönke Feldhusen von der IHKN. Besserung ist laut der Kammer nicht in Sicht: Angesichts des demografischen Wandels werde sich der Bewerbermangel in Zukunft noch verschärfen.
Noch viel Bewegung auf Ausbildungsmarkt
In Niedersachsen waren Ende Juni 46.323 Ausbildungsstellen gemeldet, es gab 41.290 Bewerber. Trotzdem blieben bisher 23.684 Stellen unbesetzt – das sind etwa 51 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Bremen: Dort waren Ende Juni 4.592 Stellen gemeldet. Beworben haben sich 3.990 junge Menschen – unbesetzt blieben bislang 2.138 Stellen (gut 46 Prozent).
„Allerdings ist zu diesem Zeitpunkt erfahrungsgemäß noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt“, sagte Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen. Denn viele Ausbildungen starten erst zum 1. September, manche auch noch später. „Der Bedarf bei den Ausbildungsbetrieben ist hoch. Doch leider finden nicht alle die geeigneten Bewerberinnen und Bewerber.“ Viele Jugendliche hätten das Handwerk „nicht auf dem Schirm“.
Die beliebtesten Berufe
Eine Ausnahme im Handwerk ist der Kfz-Mechatroniker, der sowohl in Niedersachsen als auch in Bremen der zweitbeliebteste Ausbildungsberuf ist. Noch beliebter: Kaufmann/-frau für Büromanagement. Auf den Plätzen drei, vier und fünf folgen Verkäufer, medizinische Fachangestellte und Kaufleute im Einzelhandel. Jede Vierte bewirbt sich auf einen dieser fünf Berufe. Dennoch sind auch hier noch Stellen frei.
Stellen die Betriebe zu hohe Ansprüche? Pfeiffer empfiehlt Arbeitgebern: „Geben Sie auch solchen Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance, die auf den ersten Blick nicht optimal erscheinen.“ Aber auch für Schüler, die nach dem Abschluss noch keine Perspektive haben, hat er einen Tipp: „Holen Sie sich bei uns in der Berufsberatung Unterstützung und seien Sie offen für Alternativen.“
Für diejenigen, die trotz vielfältiger Bemühungen keinen Ausbildungsplatz finden, gilt ab dem 1. August die sogenannte Ausbildungsgarantie. Arbeitsagenturen und Jobcenter sollen ihnen dann als Ultima Ratio eine außerbetriebliche Ausbildung anbieten. Das gilt etwa für junge Menschen, die in Regionen leben, in denen es zu wenige Ausbildungsplätze gibt.