Diese Angelique Kerber erinnert an große Erfolge. Auf der Abschiedstournee bleibt die Tennisspielerin nach drei Siegen bei Olympia im Medaillenrennen. Darauf hätte wohl keiner gewettet.
Angelique Kerber weckt mit dem nächsten glänzenden Auftritt kurz vor ihrem Karriereende Hoffnungen auf eine märchenhafte Olympia-Medaille. Mit dem 6:4, 6:3 gegen die frühere kanadische US-Open-Finalistin Leylah Fernandez setzte die Olympia-Zweite von Rio de Janeiro 2016 ihren überraschenden Erfolgsweg bei den Sommerspielen in Frankreich fort und zog ins Viertelfinale ein. In dieser Form ist auch der Halbfinaleinzug mit einem Sieg gegen die Amerikanerin Emma Navarro oder die Chinesin Qinweng Zheng möglich.
Nach enttäuschenden Monaten mit etlichen Niederlagen steht Kerber erstmals in diesem Jahr in einer Runde der besten Acht und ist damit so erfolgreich wie nie als Mutter. Die Ankündigung ihres Rücktritts bedeutete für Kerber zwar die Last, dass jedes Match das letzte sein könnte. Es befreite sie aber auch vom Druck. Unter diesen Umständen zeigte die Kielerin im Linkshänderinnen-Duell mit der 15 Jahre jüngeren Kanadierin eine Leistung, die seit ihrem Comeback zum Saisonbeginn in dieser Konstanz kaum zu sehen war.
Kerber trumpft überraschend auf
Mit den zwei gewonnenen Runden hatte Kerber in Paris Selbstvertrauen zurückgewonnen. Die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin leistete sich im ausgeglichen ersten Satz weniger Fehler als die Weltranglisten-25. und scheuchte die Kanadierin immer wieder geschickt über den Court. Sie konnte die Führung des ersten Breaks zum 2:1 zwar zunächst nicht verteidigen, nahm Fernandez zum 4:3 aber noch einmal entscheidend den Aufschlag ab.
Einen Tag nach den anstrengenden drei Sätzen gegen die Rumänin Jaqueline Cristian schien Kerber der Satzgewinn weiter zu beflügeln. Die ehemalige Nummer eins der Welt wurde immer besser und verblüffte mit starken Punktgewinnen. Zum 1:1 gab sie noch einmal ihren Aufschlag ab, dann aber zog sie der nicht konstant spielenden Fernandez davon.
Zum dritten Mal nach 2012 und 2016 erreichte Kerber ein olympisches Viertelfinale. Das war nach Angaben des Weltverbands ITF vor ihr noch keinem deutschen Tennisprofi – sei es bei den Damen oder Herren – gelungen.
Im Doppel ist Kerber an der Seite von Laura Siegemund ebenfalls am vierten Turniertag in Paris noch gefordert.