Über die geplante Erdgasförderung in der Nordsee vor Borkum wird gestritten. Umweltschützer von Greenpeace protestieren nun auf See. Es ist nicht die erste Aktion dieser Art.
Mit verankerten Rettungsinseln protestiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace gegen eine geplante Erdgasförderung in der Nordsee vor den Wattenmeerinseln Borkum und Schiermonnikoog. Aktivisten und Aktivistinnen bauten drei Schwimminseln auf, teilte die Organisation mit. Weitere waren in Schlauchbooten und Kajaks unterwegs und demonstrierten für den Schutz des Wattenmeeres.
Die rund 20 Aktivisten legten am Morgen auf Schlauchbooten von Borkum ab und nahmen Kurs auf den geplanten Bauort für die geplante Plattform nordwestlich der Nordseeinsel Borkum, berichtete ein dpa-Fotograf vor Ort. Sie präsentierten Fahnen und Bannern mit Aufdrucken wie „Gas zerstört!“ und „No New Gas“ (zu deutsch: kein neues Gas), wie Greenpeace mitteilte. Das schwimmende Protestcamp sollte die Ankunft mehrerer Schiffe verhindern, die für die Plattform, Rohre und weiteres Baumaterial liefern sollen.
Auf der Schiffverfolgungswebsite Vesselfinder wurden in der Region mehrere Schiffe der Küstenwache sowie Schwimmkräne angezeigt. Die Wasserschutzpolizei Niedersachsen hatte nach Angaben eines Sprechers bereits seit der vergangenen Woche Hinweise auf die Aktion und sei entsprechend vorbereitet gewesen. Weitere Angaben machte er zunächst nicht.
Förderplattform soll Dienstag eintreffen
Der niederländische Energiekonzern One-Dyas plant, aus einem Feld vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog Erdgas zu fördern. Dazu soll eine Förderplattform auf niederländischem Hoheitsgebiet rund 23 Kilometer nordwestlich von Borkum errichtet werden. Gefördert werden soll sowohl in niederländischen als auch in deutschen Hoheitsgebieten, nahe dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Die Förderplattform sowie ein Kranschiff für die Installationsarbeiten der Plattform sollten am Dienstag am Zielort eintreffen, teilte die Stadt Borkum am Montag mit. Im Laufe der Woche solle der Aufbau beginnen. Geplant sei, drei Monate mit einer mobilen Bohranlage Gas zu fördern. Im August soll den Angaben nach auch der Bau einer Pipeline sowie die Verlegung von Stromkabeln zu einem Offshore-Windpark beginnen. Die Stadt Borkum kündigte an, sich mit der Inselgemeinde Juist dagegen weiter mit rechtlichen Mitteln zu wehren.
Umweltschützer fürchten Schäden für Natur
Umweltschutzverbände und Insulaner in Deutschland und in den Niederlanden lehnen das Energieprojekt ab. Sie fürchten durch die Erdgasförderung Umweltschäden für das angrenzende Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer und die benachbarten Inseln. Außerdem halten sie die Erdgasförderung für unvereinbar mit Klimazielen. Greenpeace befürchtet auch, dass schützenswerte Unterwasserbiotope und Riffstrukturen nahe der Bohrstelle und entlang einer Kabeltrasse durch die Erdgasförderung unwiederbringlich zerstört werden.
Die Stadt Borkum kritisierte, dass die Arbeiten „in der sensiblen Aufzuchtzeit der Schweinswal-Kälber stattfinden“. Die Kabelverlegung würde zudem „schützenswerte Steinriffe, die als Kinderstube von Fischen gelten, zerstören und gefährden.“
Protest an ähnlicher Stelle im Juni
Anfang Juni hatten Greenpeace-Aktivisten an ähnlicher Stelle, etwa 20 Kilometer nördlich der Inseln bereits zeitweise eine schwimmende Bohrplattform besetzt. Das höchste Gericht der Niederlande, der hohe Rat in Den Haag, hatte noch am selben Tag einen vorläufigen Baustopp für das Projekt verhängt, nachdem deutsche und niederländische Umweltschützer eine einstweilige Verfügung eingereicht hatten.
Angesichts der Gerichtsentscheidung beendeten die Aktivisten ihren Protest auf der Plattform. Später wurde der Baustopp wieder aufgehoben. One-Dyas dürfe eine Bohrplattform errichten, urteilten die Richter.